Jürgen Klopp: Echte Liebe
ausgezeichnet.)
Großkreutz und Götze verschoben sich bei gegnerischem Ballbesitz weit nach vorne, um durch dieses Pressing auf den Außenbahnen eine Spielverlagerung ins dicht gestaffelte Mittelfeld zu provozieren – wo Sven Bender & Co. oft die Bälle eroberten. Dabei handelte die gesamte Elf gemeinschaftlich und schob sich weit nach vorne in die gegnerische Hälfte, um früh zu attackieren – eine effektive, aber auch kraftraubende Spielweise. Dieses konsequente und frühe Arbeiten gegen den Ball war einer der Schlüsselfaktoren für den Dortmunder Siegeszug durch die Liga.
Barrios interpretierte seine Rolle nicht als passiver Stürmer, der auf Vorlagen wartet, sondern ließ den Ball häufig auf die nachrückenden Mittelfeldspieler prallen, um sie mit in die Angriffe einzubinden. Im Strafraum angekommen, erhielt Barrios den Ball dann zurück, um seine hervorragenden Vollstreckerqualitäten in Torerfolge umzumünzen. Sein Vorteil: ob per Kopf oder per Fuß, der gebürtige Argentinier, der für Paraguay spielt, kann unterschiedlich angespielt werden, ohne an Torgefahr einzubüßen. Damit Barrios als einzige nominelle Spitze nicht allein auf weiter Flur spielte, war er auf das regelmäßige Aufrücken der offensiven Mittelfeldspieler angewiesen – was auch erfolgte.
Borussias Außenverteidiger Marcel Schmelzer und Lukas Piszczek rückten immer wieder gezielt und weit vor, um Überzahl im Mittelfeld zu schaffen und über ihre Flanken nach innen für zusätzliche Torgefahr zu sorgen. In diesen Fällen wichen Großkreutz oder Götze in die Mitte aus, um ihnen Platz zu schaffen. Bei Ballbesitz des Gegners verschoben sich Schmelzer und Piszczek auf eine Linie mit den Innenverteidigern Mats Hummels und Neven Subotic. Als technisch starke Abwehrspieler leiteten diese beiden bei Balleroberung als erste Akteure den eigenen Angriff ein. Insbesondere Hummels setzte dabei auch auf längere Bälle in die Spitze, um somit schnell das Mittelfeld zu überbrücken und die Unorganisiertheit des Gegners im Moment des Ballverlustes auszunutzen. Von den Innenverteidigern gehen in der Grafik keine Pfeile aus, da sie sich positionstreu verhielten.
Nur bei eigenen Ecken oder Freistößen rückten Hummels und Subotic vor, um ihre Kopfballstärke auch offensiv zur Geltung zu bringen. In diesem Fall wurden sie von den Außenverteidigern und vom defensiven Mittelfeld abgesichert. Hinter der Abwehr stand mit Roman Weidenfeller ein mitspielender Torwart, der nicht nur stur auf seiner Torlinie klebte.
Grundsätzlich präsentierte sich der BVB als eine derart kompakte Einheit, da sich alle Spieler sowohl in Defensiv- als auch in Offensivaufgaben einbanden. Eine strikte Aufgabentrennung existierte nicht. Durch paralleles Verschieben in Ballrichtung blieben die Abstände zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen gering, die Räume auf dem Spielfeld ausgewogen besetzt. Dank dieses Spielverständnisses kassierte Dortmund in 34 Spielen lediglich 22 Gegentore und spielte 14 Mal »zu null« – auch dank der guten Reflexe Weidenfellers auf der Linie.
Um Spielern eine Erholungspause zu gönnen, setzt Klopp hin und wieder auf eine Variation seiner Startelf. Doch Verletzungen wie von Kagawa oder Sahin ließen eine größere Rotation nicht zu, sodass die erste Elf nur selten freiwillig verändert wurde. Während Dribbelkönig Kagawa aufgrund eines bei der Asienmeisterschaft erlittenen Mittelfußbruches fast die gesamte Rückrunde ausfiel, verpasste Sahin wegen eines Innenbandteilrisses im rechten Knie den Saisonendspurt.
Für den in der Vorrunde so großartig aufspielenden Neuzugang Kagawa rückte Götze nach innen, dafür übernahm Jakub »Kuba« Blaszczykowski seinen vakanten Posten auf rechts. Alternativ rückte Robert Lewandowski auf die »10« ins zentral-offensive Mittelfeld und Götze blieb dann auf halbrechter Position – so wie beim 3:1-Erfolg in München. »Edeljoker« Lewandowski war immer dann erste Wahl, wenn Barrios ausfiel – und traf nach seinen Einwechslungen in der Liga vier Mal ins Tor.
Im defensiven Mittelfeld stand Antonio da Silva als erster Stellvertreter für Bender oder Sahin bereit. Kapitän Sebastian Kehl, ebenfalls auf der »Sechs« zuhause, verpasste verletzungsbedingt den überwiegenden Teil der Saison. In der Innenverteidigung bewies Felipe Santana bei seinen Einsätzen, dass er ein gleichwertiger Stellvertreter für die gesetzten Hummels und Subotic ist. Ersatzkeeper Mitchell Langerak kam nur in einem Spiel zum
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