Jürgen Klopp: Echte Liebe
knapp 90. Sechs Tore und neun Torvorlagen steuerte Sahin im Meisterjahr zum Dortmunder Erfolg bei – dazu seine Stärke bei Standards. Dass die Borussia sich schwer tut, den türkischen Nationalspieler adäquat zu ersetzen, verwundert nicht.
Gegner mit defensiver Ausrichtung
Dass nach einem großen Erfolg das letzte Fünkchen Konzentration und Entschlossenheit zumindest zeitweilig nachlässt, ist menschlich. Dies wurde jedoch für den BVB zu einer ungünstigen Kombination, wenn er nun Woche für Woche auf Gegner traf, die wild entschlossen waren, den amtierenden Meister zu besiegen. Umso befreiender fiel der Sieg am siebten Spieltag bei Klopps alter Liebe Mainz 05 aus: Zum einen, weil er im Vergleich zur Partie in Hannover mit umgekehrten Vorzeichen verlief: Diesmal war es der BVB, der einen 0:1-Rückstand in letzter Minute in einen 2:1-Sieg verwandelte. Zum anderen war dies nach über einem halben Jahr, dem 3:1 vom Februar 2011 in München, der erste Auswärtssieg.
Nach Meinung von Neven Subotic hatten die Dortmunder Gegner mit Beginn der Saison 2011/12 ihre Spielweise umgestellt, auf eine verstärkt defensive Ausrichtung: »Fast alle Gegner stehen gegen uns noch viel tiefer hinten drin. Es gibt kaum noch eine Mannschaft, die sich auf einen offenen Schlagabtausch einlässt. Fast alles spielt sich im Mittelfeld ab, dadurch geht es noch mehr über den Kampf. Trotzdem hatten wir viele Chancen, haben aber leider zu wenig Tore erzielt«, stellte der Verteidiger nach dem sechsten Spieltag fest. 29 Auf das Verhalten von Klopp habe dies jedoch keinen Einfluss gezeigt, ergänzte der serbische Nationalspieler: »Ich kenne ihn jetzt seit fünf Jahren, er ist so wie immer.«
Um auch gegen tief verteidigende Gegner Chancen zu kreieren, fordert Klopp, das Spiel immer wieder geduldig von einer Seite auf die andere zu verlagern – so lange, bis sich eine Lücke eröffnet, in die ein gezielter Angriff gesetzt werden kann. Diese Geduld aufzubringen, ist eine der Aufgaben für den Titelverteidiger in der Spielzeit 2011/12.
Borussia Dortmund pflegt unter Jürgen Klopp einen aufwendigen und aufopferungsvollen Stil. Es wird sich zeigen, ob die Mannschaft dieses »Spielen bis zum Anschlag« mit ähnlichem Erfolg wie bisher beibehalten kann oder ihren Fußball etwas anpassen, ökonomischer spielen muss – gerade auch durch die zusätzliche Belastung der Champions League. Groß genug ist der Kader, um ohne große Qualitätsverluste personelle Wechsel vorzunehmen und somit auch weiterhin in jedem Spiel kämpferisches »Vollgas« geben zu können.
2010/11 gelang es der Mannschaft in beeindruckender Weise, auf den Punkt fokussiert zu sein und die Konzentration über die gesamte Spieldauer aufrecht zu erhalten. Die Herausforderung wird sein, das Maß an Konzentration wiederzufinden, das offenbar während der Sommerpause 2011 eingebüßt wurde.
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13 Zitiert gemäß Bild am Sonntag vom 15. Mai 2011 sowie gemäß der Dokumentation im WDR -Fernsehen »Young Generation – das Fußballwunder von Dortmund«, ausgestrahlt am 10. Mai 2011
14 Zitat aus dem Gespräch mit dem freien Journalisten Freddie Röckenhaus in der Süddeutschen Zeitung , online veröffentlicht am 20. Mai 2011
15 Philipp Köster ist Chefredakteur des Fußballmagazins 11Freunde , sein Kommentar wurde am 17. April 2008 bei Spiegel online veröffentlicht.
16 Folgender Text zum Trainingslager in Brackel und zur Dortmunder Stimmungslage 2008 ist in Teilen erstmals im August 2008 im Online-Magazin RUND erschienen.
17 Der T-Home-Supercup von 2008 war ein Vorläufer des heute wieder offiziellen Supercups, ausgespielt in einer Partie zwischen Deutschem Meister und DFB-Pokalsieger.
18 Zu einem späteren Zeitpunkt entschied sich Klopp allerdings dann doch für einen Hauskauf im Dortmunder Umland.
19 der heute offizielle Stadionname lautet Signal Iduna Park
20 Fantribüne des englischen Klubs Aston Villa in dessen Stadion Villa Park
21 Zitat gemäß bild.de , online veröffentlicht am 28. September 2010
22 Zitat von Jürgen Klopp aus dem Aktuellen Sportstudio des ZDF vom 30. April 2011
23 Folgendes Zitat stammt aus einem Interview mit dem freien Journalisten Freddie Röckenhaus für die Süddeutsche Zeitung , online veröffentlicht am 20. Mai 2011.
24 Folgendes Zitat von Jürgen Klopp stammt aus einem Interview in der Süddeutschen Zeitung, online abrufbar ab dem 19. November 2010.
25 Zitat aus dem Spiegel , Ausgabe 2/2011
26 Doppel-Sechs: zwei
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