Jürgen Klopp: Echte Liebe
Geschäftsführung, Hans-Joachim »Aki« Watzke, ist diese Unterstützung Gold wert – ist doch die gesamte Klubführung weiterhin auf die wirtschaftliche Konsolidierung von Borussia Dortmund konzentriert.
»Über die Meisterschaft 2002 konnte ich mich schon nicht mehr richtig freuen« 25 , bekannte Watzke Anfang 2011 rückblickend angesichts der schon damals höchst angespannten Finanzlage. Watzke war zu dieser Zeit Schatzmeister des Vereins. Nur wurde der monetäre »Schatz«, den es zu hüten galt, immer kleiner. In Zeiten der Finanz- und Eurokrise wäre die BVB-Rettung wohl ausgeschlossen gewesen. Glück im Unglück, dass sich der Verein seine existenzielle Krise zumindest in einem Zeitfenster günstiger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen nahm, die eine Rettung noch möglich machten. Umso mehr konnte sich Watzke, der sich selbst für einen »Fußballromantiker« hält, über die Meisterschaft 2011 freuen. Schließlich beruhte sie auf einem auch wirtschaftlich soliden Fundament.
Da Fußball ein Tagesgeschäft ist, gilt es, den Erfolgsweg auch in der Saison 2011/12 beizubehalten und Nachhaltigkeit zu dokumentieren. Auch der VfB Stuttgart 2007 und der VfL Wolfsburg 2009 wurden überraschend Meister, fielen danach jedoch ab. Dabei bedeutet Stetigkeit nicht zwangsläufig Titelverteidigung. Angesichts der sportlichen und inzwischen allmählich auch wieder wirtschaftlichen Potenz des BVB sollte das Ziel die regelmäßige Teilnahme am internationalen Wettbewerb sein.
Ohne Frage bleiben weitere Herausforderungen. Da ist zum einen die Chancenauswertung, die noch immer eine offene Baustelle ist. »Wir haben ab und zu damit zu kämpfen, dass bei hohem Tempo die Genauigkeit flöten geht«, hat Klopp erkannt. Dies gilt sowohl für das Passspiel, als auch für den Torabschluss, bei dem es schon mal an der nötigen Ruhe fehlt.
Verbesserungsfähig ist auch die bisherige BVB-Bilanz unter Klopp im DFB-Pokal: 2008/09 folgte das »Aus« im Achtelfinale gegen den späteren Titelträger Werder Bremen; in den beiden Folgesaisons waren mit dem VfL Osnabrück (erneut Achtelfinale) sowie Kickers Offenbach (zweite Hauptrunde) jeweils unterklassige Vereine Endstation. Doch wie der BVB seit seinem großartigen 4:1-Pokalsieg von 1989 über Werder Bremen weiß, ist der Finalort Berlin und sein Olympiastadion unbedingt eine Reise wert …
So stürmte die Borussia zum Titel:
Die Taktik des BVB in der Saison 2010/11
Die Spiele von Borussia Dortmund erstaunten im Meisterjahr die Massen. Dank seiner begeisternden Auftritte gewann der BVB viele Sympathisanten auch noch weit außerhalb von Dortmunds Stadtgrenzen. Doch wie genau lief das Dortmunder Spiel ab? Mit welcher taktischen Ausrichtung legte Klopp den Grundstein für die grandiosen Vorstellungen seiner Elf? Eine Analyse (siehe Grafik auf der nächsten Seite).
Dortmund spielte 2010/11 im 4-2-3-1-System, in dem Nuri Sahin und Sven Bender als »Doppel-Sechs« 26 im defensiven Mittelfeld agierten. Während sich Bender fast vollständig auf seine Aufgabe als zweikampfstarker »Staubsauger« vor der Abwehr konzentrierte, schaltete sich Sahin als Bereichsleiter in puncto Taktvorgabe und Organisation immer wieder mit ins Offensivspiel ein. Daher ist Bender in der Grafik etwas zurückgezogen postiert. Um das Spiel vor sich zu haben, rückte auch Sahin immer mal wieder weiter zurück, um sich die Bälle direkt von den Abwehrspielern zu holen und einen neuen Angriff einzuleiten. So gehörte er häufig zu den Spielern mit den meisten Ballkontakten seiner Elf.
Für den kreativen Part in der Offensive zeichneten vor allem die »Zauberfüßchen« Mario Götze und Shinji Kagawa verantwortlich, die nicht nur selbst Torgefahr verkörperten, sondern auch Stoßstürmer Lucas Barrios in Szene setzten. Kevin Großkreutz bereicherte das offensive Dreier-Mittelfeld mit enormem Einsatz und Läufen bis zur Grundlinie. Mit spielerischer Dominanz, also schnellem Kurzpassspiel, ohne lange den Ball zu halten, zog das Mittelfeld die gegnerische Abwehr auseinander, bis sich dort Löcher auftaten. Flexible Spielverlagerungen von einer Seite zur anderen sorgten für zusätzliche Unordnung.
Dortmunds taktische Aufstellung in der Saison 2010/11
(Die Grafik wurde erstellt von Thomas Bauer, Geschäftsführer der österreichischen Werbeagentur Designers in Motion , deren Leistungsspektrum Kreation, Media, Web und Mobile beinhaltet. Seit seiner Firmengründung 2006 wurde das Team mehrfach mit Preisen
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