Jürgen Klopp: Echte Liebe
denen man eine emotionale Intelligenz benötigt. Deswegen hat er auch einen so engen Zugang zu seinen Spielern und eine besondere Nähe zum Spiel. Klopp schaut mit speziellen Augen auf den Fußball. Auch wenn ich nicht mal zu fünf Prozent der Fachmann bin wie er: Diesen gefühligen und engen Bezug zum Spiel, den teilen wir miteinander.
Vertrauensverhältnis
zwischen Klopp und seinen Spielern
Klopp stellt sich vehement vor seine Mannschaft, wenn sie kritisiert wird. Zieht er vielleicht auch schon mal bewusst die Aufmerksamkeit auf sich, um den Druck von der Mannschaft zu nehmen?
Ich denke schon, dass an dieser Vermutung etwas dran ist. Auch hier spielt die emotionale Intelligenz eine große Rolle. Ich glaube, dass er nicht nur einen sehr, sehr großen Zugang zu seinen Spielern hat, sondern von ihnen auch viel zurückbekommt. Für Klopp gehen die Spieler durch das Feuer, weil sie wissen, dass sie sich menschlich auf ihn zu einhundert Prozent verlassen können. Von seinem Naturell her passt er ohnehin bestens zu Dortmund, weil diese Emotionalität auch den Verein umgibt.
Klingt fast, als entwickelte ein überzeugter Bremer auch Sympathien für Borussia Dortmund …
Grundsätzlich habe ich schon länger Kontakt zu Borussia Dortmund. Zu Norbert Dickel, der als Stadionsprecher des BVB mein Kollege ist, als auch zu Pressesprecher Josef Schneck, der, so glaube ich, meine Sachen ebenfalls mag. Ich bin sicherlich kein BVB-Fan, dafür bin ich viel zu sehr mit Bremen verwoben. Aber mir sind alle in diesem Verein sympathisch, mit denen ich bisher zu tun hatte und deswegen hat sich da relativ schnell ein sehr spezielles Verhältnis ergeben.
Zur Person: Arnd Zeigler
Arnd Zeigler ist ein Multitalent: Seit August 2007 läuft im WDR-Fernsehen seine Sendung »Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs«, die nach Bundesliga-Spieltagen sonntagnachts ausgestrahlt wird und 2010 für den Grimme-Preis nominiert wurde. Stilprägend Ist ihr interaktiver Charakter: Fußballfans können sich telefonisch oder per E-Mail in die Sendung mit einbringen. Der gebürtige Bremer ist seit 2001 Stadionsprecher beim SV Werder, zusammen mit Kollege Christian Stoll. Für seinen Herzensverein verfasste Zeigler eine Chronik, deren erste Auflage von 2006 rasch vergriffen war.
Sein Steckenpferd ist die satirisch-humorvolle Betrachtung der Geschehnisse, die Zeigler nicht nur beim Fußball, sondern einst auch als Hörfunkmoderator beim WDR in Köln sowie bis heute bei Radio Bremen auslebt. Neben seiner weiteren Tätigkeit als Kolumnist (u. a. für das Fußballmagazin 11Freunde ) sorgte Zeigler auch als Sänger für Furore: Mit Berthold Brunsen gründete der heute 46-Jährige die Band »Die Original Deutschmacher«. Mit ihrem Song »Lebenslang Grün-Weiß«, der 2004 anlässlich von Meisterschaft und Pokalsieg des SV Werder veröffentlicht wurde, stieg die Band sogar bis auf Rang 44 in den deutschen Single-Charts.
… das sich auch darin zeigt, dass der BVB Sie bat, als Laudator aufzutreten – für Jürgen Klopp …
Richtig. Auch das zeigt das gute Verhältnis zum Verein. Als Klopp 2011 vom Fußballmagazin 11Freunde zum »Trainer des Jahres« gewählt wurde, trat die Borussia mit dieser Bitte an mich heran, über die ich mich natürlich sehr gefreut habe. Da ist schon eine gewisse Beziehung entstanden.
Spieltaktik, Trainingsarbeit und
Entwicklung einer Mannschaft –
Die Spielphilosophie
von Jürgen Klopp
Bei der Antwort auf die Frage, welcher Übungsleiter ihn während seiner aktiven Spielerzeit am stärksten für sein heutiges Trainerleben prägte, muss Klopp nicht lange überlegen: »Wolfgang Frank! Frank hat uns einen völlig anderen Blick auf das Spiel gegeben«, schwärmt sein ehemaliger Schüler noch heute: »Es war ein außergewöhnlicher Moment, als er in unser Fußballerleben getreten ist. Es ging nicht mehr darum, wie gut du als Einzelspieler bist, sondern wie gut wir als Mannschaft werden können. Daher war das die einschneidendste Zeit meines Spielerlebens.«
»Der Jürgen kann wohl viel schneller abhaken«
Auch Frank äußerte sich 2011 sehr lobend über seinen einstigen »Musterschüler« 30 . Darauf angesprochen, dass er seinen Spielern in Mainz vermittelt hatte, für den Sieg nicht über die besten Spieler, sondern über den besseren Plan verfügen zu müssen, sagte Frank: »Genau das hat Jürgen in Perfektion umgesetzt. Viele Spieler in der Bundesliga haben ein ähnliches Niveau, da entscheiden am Ende Selbstbewusstsein, Glauben und
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