Jürgen Klopp: Echte Liebe
draußen. Ich wusste immer, wenn ich ihn mal als Spieler im Kader habe, dann werde ich ihm das zurückzahlen. Und das mache ich jetzt im Wochenrhythmus.
Interview zum Interview mit Arnd Zeigler:
»Besondere Nähe zum Spiel dank emotionaler Intelligenz«
Herr Zeigler, wie kam es zu der Idee des »kritischen« Interviews mit Jürgen Klopp?
Wir hatten letzte Saison in meiner Sendung (Anm.: »Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs« beim WDR-Fernsehen) wirklich ständig das Problem, dass wir in der Redaktion permanent von schlecht gelaunten Schalke-Fans mit E-Mails bombardiert wurden. Tenor: Wir würden über Borussia Dortmund allzu positiv berichten. Für Schalke-Fans war das natürlich eine schwierige Situation, denn ihr Klub stand in der Saison 2010/11 meist weit unten, während der BVB als Spitzenreiter immer gefeiert wurde. Und daher haben wir gesagt: »Okay, dann machen wir heute mal ein kritisches, übertrieben-negatives Interview und versuchen, die Dortmunder auf ironische Weise von ihrer Spitzenposition zu stoßen.« Das ging aber natürlich nur, wenn Borussia auch in Hannover wieder gewinnen würde. Grundsätzlich wusste ich, dass solch ein Gespräch mit Klopp möglich ist. Denn das Interview, das ich zuvor schon mal mit ihm geführt hatte, war auch schon recht locker abgelaufen.
Sie mussten bei Jürgen Klopp also keine Überzeugungsarbeit leisten?
Nein, gar nicht. Er war vorher schon mal bei mir in der Sendung als telefonischer Interviewgast zugeschaltet gewesen. Und dabei sagte er mir, dass er gerade meine Radiogeschichten schon sehr lange mag, die unter anderem auch beim SWR1 in Mainz laufen. Wahrscheinlich hatte er sie da gehört. In Hannover habe ich ihn dann abgepasst, als er gerade von der Pressekonferenz kam. Er wusste nur, dass ich ein Interview mache, aber nicht worüber. Ich wollte das gerade mit ihm absprechen, als er sagte: »Ne, komm’, lass’ uns einfach loslegen.« So ging es dann also los.
Zittern um den BVB-Sieg –
ganz ohne Hintergedanken …
Da das Konzept nur im Fall eines BVB-Sieges aufging, haben Sie das Spiel vermutlich mit großer Spannung verfolgt, oder?
Absolut. Während des Spiels war das sehr spannend, denn es war völlig klar: Das Ganze funktioniert nur, wenn der BVB möglichst glatt und überzeugend gewinnt. Ansonsten hätte der gesamte Plot nicht geklappt. Wir hatten uns schließlich schon einige Fragen überlegt – und die passten eben nur im Fall eines überzeugenden Sieges. Im Spiel stand es dann lange nur 1:0 für den BVB und Hannover besaß einige Torchancen. Daher haben wir gezittert, denn wenn das Spiel 1:1 ausgegangen wäre, hätte man das Konzept in die Tonne treten können. Glücklicherweise hat der BVB dann in den letzten zwanzig Minuten noch drei Tore geschossen und somit deutlich mit 4:0 gewonnen. Somit war uns klar: Es klappt wie geplant!
Sie beide zeigten sich während des Gespräches sehr ernst. Gab es keinen Zeitpunkt, bei dem es schwierig war, die Fassung zu wahren?
Für mich überhaupt nicht. Ich habe nur während des gesamten Gesprächs gemerkt, es klappt, es läuft und er macht toll mit – und das war ein sehr gutes Gefühl. Wenn man sich die Aufzeichnung genau anguckt, sieht man bei Klopp, dass er sich öfter mal über Mund oder Nase wischt. Manche Leute interpretieren das so, dass er in diesen Momenten um seine Fassung ringen musste. Aber insgesamt war er sehr cool, sehr im Thema und hatte keine Probleme, mitzumachen.
Wie kamen Sie eigentlich auf die Frage nach Lothar Sippel, der in den 1990er Jahren zwei Jahre für Dortmund stürmte? Ergab sich das spontan, weil Sie ihn im Stadion getroffen hatten?
»Ich wollte unbedingt eine Nonsens-Krawallfrage stellen, nach dem Motto: ›Warum haben Sie Spieler XY nicht aufgestellt?‹ Da kam mir sofort die Idee, einen Spieler zu nennen, der schon absurd lange nicht mehr spielt. Erst wollte ich Martin Kree nennen, und im selben Moment, in dem ich das aufschrieb, lief plötzlich Lothar Sippel im Stadion an mir vorbei. Es war scheinbar alles Schicksal.«
»In meiner gesamten Laufbahn
noch nie soviel Aufsehen«
Haben Sie mit Klopp direkt nach dem Interview noch kurz darüber gesprochen?
Nein, wir haben es hinterher nicht nachbereitet. Insgesamt war es eine sehr entspannte und angenehme Gesprächsatmosphäre. Ich glaube, dass er in der Woche nach der Ausstrahlung sehr schnell gemerkt hat, dass er damit einen Treffer gelandet hat. Ganz viele Leute haben sehr positiv wahrgenommen, wie er in dem
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