Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers
denn er konnte im Trio antreten, mit Werner am Bass, mit dem Gitarristen Helmut Krumminga, der nach seiner Zeit bei Wolf Maahn gespielt hatte, mit zwei Mann Technik und ordentlicher Hotelübernachtung.
JÜRGEN ZÖLLER … SELBST: Ich wollte nicht so eine Workshop-Tour machen wie andere Kollegen, die alleine auftreten und zeigen, was sie alles Tolles können. Mir ging es bei so was mehr darum, das Zusammenspiel zu zeigen, wie Bass, Gitarre und Schlagzeug zusammenspielen, grooven, wie man im selben Tempo verschiedene Patterns spielen kann. Das Ganze ist bei mir sowieso mehr auf musikalischer Basis als auf instrumentenbezogener Basis. Wir haben zu drittgespielt, und dazu kamen vom Sampler auch Keyboards und Percussion, die ich mit George Kochbek vorproduziert hatte, dann hatte ich den Didi als Monitormann dabei, der dann auch zeigen konnte, was man alles mit Sounds machen kann, wir hatten Effektgeräte und zeigten verschiedene Herangehensweisen an Schlagzeugsound und Bandsound … Ich habe dann über meine Geschichte und meine Einstellung zum Schlagzeugspielen erzählt. Es ging jedenfalls nicht darum, den Leuten zu erzählen, was man wie oft wie lange üben muss.
Abends saßen Band und Crew des frischgebackenen Schlagzeugpädagogen Zöller dann gutgelaunt an der Hotelbar, lobte den Lauf der Zeiten und träumte von noch besseren. Werner und Jürgen umbalzten gurrend diesen Helmut, dieses zwei Meter hohe ostfriesische Gitarrenungetüm. Der Refrain ihres Songs lautete: „Mensch, Helmut, wenn du bei uns in der Band spielen würdest! Das wär’ soooo geil.“ Was sollte der bedrängte Mann da sagen? Er betrachtete es mal vorsichtshalber von der scherzhaften Seite und murmelte: „Ja Gott, vielleicht sollte ich dem Major mal ein Bein stellen oder so …“
Über Weihnachten flog Jürgen nach Costa Rica in Urlaub, noch mehr Abstand gewinnen. Aber schließlich, es muss um Heiligabend gewesen sein, spürte er doch das Verlangen, mal in Köln beim Chef anzurufen und frohe Weihnachten zu wünschen. Und so nebenbei zu hören, „was so ist“. „Hässte dat em Urin jehatt?“ eröffnete der gleich unverhofft das folgende kabarettreife Gespräch. „Was?“ „Dä Helmut won hee.“ „Welcher Helmut?“ „Krumminga, Mann!“ Pause. „Wieso?“ „Dä Major steigt aus.“ „Waaaaaaaaaaaaaas?“ Da musste sich Jürgen erst einmal ganz ruhig hinsetzen und sich mit flatternden Fingern eine sehr lustige Zigarette drehen, sich damit an den Strand setzen. Jetzt geht’s los, dachte er wohl. Erst einmal ging das Personalkarussell in der Firma BAP aber weiter. Als Jürgen aus dem Urlaub zurückkam, war Effendi Büchel auch ausgestiegen. Zu erfahren war, dass die „Alten“ noch die restlichen anstehenden Konzerte und Festivals mitspielen würden, dass gleichzeitig aber schon die Proben für die Tonfilm-Platte beginnen sollten, die ursprünglich als Unplugged-Album mit Band und Streichquartett geplant worden war.
Effendi hatte sich nach Majors Abschied eine Woche Bedenkzeit ausgebeten. Dann sagte er, er hätte ehrlich gesagt keine Lust mehr, wollte sein Maschinenbaustudium abschließen und einen „normalen“ Beruf machen Jürgen fand das recht beeindruckend, wenn jemand sagte: Wenn ich morgens in den Spiegel gucke, sehe ich keinen Rockstar mehr, es gibt auch noch andere Dinge im Leben. Genauso war es wohl bei Büchel gewesen. Im gleichen Atemzug wurde auch das Management gewechselt, Balou ging und mit ihm Mixer Hans Wollrath. Im Wissen um das Ende dieser Besetzung startete die
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-Tour
Am 20. Juni 99 war wieder einmal Vorgruppen-Kasper für die Stones im Müngersdorfer Stadion angesagt. Es regnete in Strömen. In all den gigantischen Aufbauten zu Ehren von Mick und Keith wies man den BAP-Musikern eine Garderobe von der Größe eines handelsüblichen Produktionsbüros zu. In Zahlen: hier war Platz für einen Laptop, ein Handy und einen Aschenbecher. Immerhin stand eine Flasche Rotwein drin, das war dann also das Catering für BAP. Auf dem Gang, in dem man die Garderobe genehmigt hatte, waren Toiletten, die offensichtlich und olfaktorisch bemerkbar schon seit zehn Tagen (denn solange wurde schon an der Kirche der heiligen Stones gebaut) von allen möglichen schwerst arbeitenden Menschen benutzt, aber nicht geputzt worden waren. Was ein wahrer Stones-Fan ist, lässt sich davon nicht erschüttern, und Stones-Fans waren die BAP-Musiker alle mehr oder weniger, zumal nun auch noch die frohe Kunde die Runde machte,
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