Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers
Teil sah damit zunächst einmal sein Dauerproblem „Bass ohne Eier“ ansatzweise gelöst. Den richtigen Mann für die vakante Position hatte er ja schließlich schon in der Hinterhand. Was die Percussion betraf – die hatte er im Studio größtenteils selbst gespielt, wenn jetzt der Schmal fehlte, fehlte also nichts, ihm jedenfalls. Problematisch wäre zu diesem Zeitpunkt allerdings gewesen, hätte der Major jetzt auch noch seinen Hut genommen. Jürgen jedenfalls versicherte ihm, er höchstpersönlich könne zur Hebung der Stimmung beitragen, denn: „Jetzt wirst du das erste Mal erleben, wie das ist, wenn ich mit einem richtigen Bassisten zusammenspiele.“ „Ja dann such mal einen.“ Und genau das tat er. „Was machst du denn grade so?“ fragte Jürgen am Telefon kurz darauf Werner Kopal. Ja, so, ach, na ja, hm. „Soul Cats“ und so. Das waren nun wirklich keinen guten Argumente, um die Ansage: „Bei uns ist die Stelle des Bassisten vakant“ zu ignorieren. „Waaaaaaaaaaaaas?“ So wurde Werner Kopal Bassist bei BAP, und der alte Trommler betrachtete sein Werk, und fand, dass es gut war.
JÜRGEN ZÖLLER … SELBST: Werner hatte nach Wolf Maahn eine Band gefunden, die Soul Cats, die haben viel gespielt. Später war er dann in der Band der Thomas Koschwitz Late Night Show. Wir sind uns aber immer wieder über den Weg gelaufen, haben irgendwelche Jobs gemacht, ich hab ihn dann auch für Jobs buchen lassen, bei denen ich gespielt habe. Bei der BAP-Produktion X für e U war er auch im Studio, als Programmierer, und weil die Renate Otta da Chor gesungen hat. Sie war dann auch bei der Tour dabei, und Werner auch. Wir haben den Kontakt immer aufrechterhalten bis zu dem Tag, an dem ich ihn in die Band geholt hab. Vorher hatten wir noch einen wunderbaren gemeinsamen Gig: Die Trude Herr-Revue im Juli 1995, das war einer der besten Gigs meines Lebens. Das ist ein Traum. Das Beste, was ich von mir selber je auf Video gesehen habe.
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Trude Herr lebt
Ende Juli 1995 wurde wahr, was Trude Herr 1987 mit Tommy Engel und Wolfgang Niedecken gesungen hatte: „Niemals geht man so ganz.“ Die große Kölner Volksschauspielerin war schon vier Jahre tot, als ihr zu Ehren alles, was in Köln ein Mikro halten konnte, auf die Open Air-Bühne vorm Dom stieg, um die Lieder der lebensfrohen runden Trude zu singen. Mitten im Klangkörper des großen WDR-Orchesters gab Herr Zöller die Richtung an, in die es gehen sollte. Und die Orchestranten genossen es, wie alle auf dieser Bühne, obwohl … aber der Reihe nach. Seit dem Percussion-Abenteuer mit Hansi Last und seinem unglaublichen Orchester hatte Jürgen immer wieder davon geträumt, noch einmal mit einem solch riesigen und wuchtigen Klangkörper eine Bühne teilen zu dürfen. Bis sich genau diese Gelegenheit im Frühjahr 1995 ergeben sollte. Jürgen Fritz war es, der die Band für das ultra-kölsche Tribut-Ereignis zusammenstellte.
Natürlich wollte Jürgen dabei sein, zumal auch Werner Kopal als Bassist vorgesehen war. Eine Woche lang sollte die Backing-Band für den bunten Haufen Sänger proben, zusammen mit dem WDR-Rundfunkorchester. Auf der Setlist standen von Trude Herr mit eigenen, kölschen Texten versehene Welthits. Von „Penny Lane“ bis „Against all Odds“, von „Desperado“ bis „Black Velvet“. Als Stimmen sollten Künstler mit ganz unterschiedlichen Qualifikationen auftreten: Tommy Engel, Gerd Köster, Dirk Bach, Hella von Sinnen, „de Höhner“, die „Bläck Fööss“, kurz: „Dä janze Kölsche Klüngel“. Das sollte eigentlich eine heitere Veranstaltung ergeben. Das erste Zusammentreffen mit den ehrenwerten Damen und Herren Radiosinfonikern ging in den Probebühnen der Städtischen Bühnen von statten, unweit des städtischen Hauptfriedhofes. Und siehe da, schon bald umwehte die enthusiastisch angetretenen Vertreter der Abteilung Rock ein Hauch von Grab.
Man gab zur Einstimmung das, was bei Phil Collins „Against All Odds“ war. Herr Fritz legte bedächtig lastende Schicksalsakkorde in sein hochwertiges Instrument. Später sollten hier stilvoll streichende Streicher und einfühlsam sich Luft zufächelndes Holzgebläse hinzutreten. Doch da erhob der Trommler erstmals die Stöcke, und als er sie (durchaus wie vom Komponisten vorgesehen) wieder senkte, schaute Kapellmeisterr Fritz ihn etwas besorgt an. „Super“, sagte er vorsichtig, noch waren die Rocker unter sich, „aber was meinst du, wenn das Orchester kommt? Was meinst du, was
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