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Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Titel: Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Zoller Selbst
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    Nach dem Eintrag ins goldene Buch in Konstanz
     

     
    Auch die „Adapter“ genannten Dolmetscher wussten nichts davon. Sie wären die allerletzten gewesen, die davon hätten Wind bekommen dürfen. Zwei Herren und eine Dame umschwirrten die Besucher und wachten im Auftrag der Partei ständig über mögliche Regelverstöße. Einer bekam aufgrund seiner ausgeprägten Bürstenähnlichkeit schnell bandintern den Namen Bürste verpasst. Er sah aus wie ein chinesischer Jerry Lewis im Maoanzug und jeder wusste: der Mann hat Ohren überall. Sobald die Band irgendein Fahrzeug bestieg, schlief Bürste allerdings sofort ein. Oder tat zumindest so. Das Schnarchen aber musste echt sein.
    So fuhr man also in Begleitung des schnarchenden Adapters zu einem dieser typischen Festmahle mit klar definierter Sitzordnung, immer ein Chinese und ein Deutscher abwechselnd. Der Chinese legte das Essen vor, der Deutsche musste essen. Das gebot die Höflichkeit. Aber was war das alles? Hund, Dachs, Schlange, Seegurke? Ja? Vielleicht. Jürgen griff nach etwas, was er für Zwiebelringe hielt. Just in dem Moment fragte Uschi, Gattin des Effendi Büchel ganz gelassen: „Hast du schon mal Qualle probiert?“ Kalau fiel das Stück Speise, das er gerade zum Mund geführt hatte, aus selbigem wieder heraus und er erbleichte. Der Blick schweifte über all die Köstlichkeiten. Hund „im eigenen Napf“, Ratte, Dachs und Schlange – kombiniert mit Hühnerfüßen und Entenköpfen. Letztere ließen sich immerhin wunderbar mit Zigarettenkippen verschönern. Gut ein halbes Dutzend wichtige Herrschaften waren an solchen Abenden mit am Tisch, jeder hielt eine kleine Rede und am Schluß gab es einen Trinkspruch. Dann wurde getrunken: Mau Tai, ein Schnaps, der selbst harte Männer aus dem Schuhwerk heben konnte. Ex.
    Beim letzten Galadinner in Kanton beschlossen die Damen im Tross, jetzt sei Bürste fällig. „Den machen wir platt“, verabredeten sie und so stand jede von ihnen nacheinander auf und sagt das Zauberwort: „Gang be“ Auch Bürste musste sich an die selbst gesetzten Regeln halten und also auf dieses Kommando sein Glas leeren. Mindestens zehnmal ging das so, dann verfügte sich Bürste aufs Klo, um dort in aller Ruh und ohne Beteiligung der breiteren Öffentlichkeit sein Gesicht zu verlieren. Als der Tross in die Diskothek im Hotel
White Swan
weiterzog, musste er selbstredend weiter seiner Aufsichtspflicht nachkommen. Zutiefst irritiert stellte er fest, dass die Deutschen vorm Eingang ein Spalier gebildet hatten, durch das er nun gehen musste. Er hat in dieser Nacht vermutlich Selbstmord als Antwort auf alle Fragen erwogen.
    Für die Musiker war das
White Swan
ein Quell überschäumender Lebensfreude. Denn hier war gerade „American Food Festival“ mit Hamburgern, Steaks, Lasagne, Frankfurter und chinesischen Kellnern in Stars & Stripes Uniformen angesagt. Die Baptisten fielen dort immer wieder wie eine Horde Freak Brothers ein und aßen, es war echt skurril, so lange Hamburger im eigenen Brötchen, bis sie ihn für eine Delikatesse hielten. Und wenn sie nachts im
Shanghai Sheraton
ermattet ins Bett sanken, klopfte um drei Uhr morgens der Zimmerservice und wollte Geld: „Loom Selvice! Mini-Bal-Check! Pay money now?“
    Wobei die Störungen durchs eilfertige Hotelpersonal nicht der einzige Grund waren, etwas unruhig zu schlafen. Denn noch fühlte sich Jürgen keineswegs in dieser seltsamen Band angekommen. Er spürte den Druck. Er hörte Stimmen, obwohl niemand es aussprach: „Hey, du erfahrener Profi, nun bring doch mal frischen Wind hier in diese Kapelle, das kannst du doch, oder? Oder???“ Dazu kam das leichte Unbehagen, dass sich immer dann einstellte, wenn man mit Musikern spielte, mit denen man vorher noch nie gespielt hatte. Und die alle eine unterschiedliche Einstellung zu diesem Projekt China-Tour hatten. Der Überzeugteste von allen schien ihm Wolfgang Niedecken zu sein. Andere in der Band fanden den Trip zwar auch toll, einige hatten aber auch den finanziellen Aspekt sehr stark in Betracht gezogen. Und das hieß: bei der Tour zahlte BAP – okay, der Gensch-man hatte vielleicht ein paar gelbe Pullunder verkauft und das Geld gestiftet. Viel konnte es nicht sein. Von 13.000 Mark Zuschuss war die Rede. Da mussten die ganzen Kosten bezahlt werden,

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