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Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Titel: Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Zoller Selbst
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die PA kam aus Hong Kong und war unter aller Sau. Zwar viel, gross und dick, aber fast alles auf bezaubernde Weise kaputt, oder bestenfalls beinahe in Ordnung. Und die Band war eben nach all den Krisen, die Jürgen weder miterlebt hatte, noch miterleben wollte, auch noch nicht wieder ganz in Ordnung.

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Africa for Beginners
     
    Lukas Beckmann von den Grünen hatte Wolfgang Niedecken gefragt, ob er Zeit für ein Solidaritätskonzert in Maputo habe – um in Deutschland etwas Aufmerksamkeit für die Situation in dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land zu erreichen. Wolfgang sagte so spontan zu, dass zwischen der Frage und dem Abflug nur etwa vier Wochen vergehen mussten. Die Complizen waren startbereit.
    Am Morgen des 22. März 1988 landete das Flugzeug aus Paris kommend auf der Piste des Flughafens von Maputo. Feuchtheiße Luft um 30 Grad empfing die Musiker. Es dauerte, bis die Container mit Instrumenten und Technik ausgeladen waren, anschließend ging es mit einem klapprigen Bus ins Hotel, und gleich darauf folgte ein Besuch des Revolutions-Museums. Am zweiten Tag gab der Kulturminister einen offiziellen Empfang für die Bands, bedankte sich und betonte, wie wichtig solche Aktionen für das Selbstbewußtsein des Staates seien.
    Die Ina-Deter-Band ging am 23. März 1988 in der Sporthalle in Maputo gegen 21 Uhr auf der Bühne. Und war damit die erste westliche Rockband, die auf einer Bühne in diesem bitterarmen Land stand. Dann die Complizen. Ein lockerer Haufen, der sich von vornherein über die Bedeutung der Reise bewusst war, dafür hatte der große Motivator Wolfgang Niedecken problemlos gesorgt. Seinen Musikern hatte er richtig Lust auf diese Reise gemacht. Drei Tage lang hatten sie im BAP-Proberaum ein gerafftes 90 Minuten-Programm einstudiert, denn es sollten keine BAP-Konzert-ähnlichen Rock’n’Roll-Marathons werden. Frank Hocker war dabei, dieses kölsche Urgestein aus der finalen Besetzung der „Schroeder Roadshow“. Axel Risch war dabei, der kleine quirlige Bassmann, der seinem Ruf als Mann für alle Fälle auch auf diesem Trip wieder alle Ehre machen würde. Schon auf der „Zwesche Salzjebäck und Bier“-Tour der Männer um Niedecken hatte er zeitweise den etatmässigen Bassisten Steve Borg vertreten, als der sich einen Finger gebrochen hatte. Und keiner hatte sich beschwert. Hier in Mozambique war er Bassist, Tourleiter, Cheftechniker und zwischendurch bildete er sich auch noch in einer Art Selbsterfahrungskurs zum Bühnenbauer weiter.
    Der Pavilhao Da Estrela Vermelha ist eine Mehrzweckhalle, in der auch Boxkämpfe veranstaltet werden. Oder eben Kultur. An diesem satte 40 Grad heißen Tag hatte der Veranstalter die innovative Idee, man könnte den Boxkampf mit dem Rockkonzert verbinden. Er erhöhte also flugs den Eintrittspreis für den Boxkampf und schenkte den Besuchern für das teurere Ticket so obendrein noch das Rockkonzert mit den beiden exotischen Bands aus Deutschland. Die kamen in die Halle und erlebten erstmal einen Kulturschock. Besonders Frau Deter muss es hart getroffen haben. „Was ist denn das?“ „Das“ war ein Boxkampf, der noch in vollem Gange war. „Das“ war ein Boxring, der mitten in der Halle stand, und davor, das kleine da, das war die Bühne für die Bands. Kaum war der Boxkampf vorbei, begannen die Massen, eben jenen Boxring zu fluten. Denn von hier aus würde man schließlich die beste Aussicht auf die Musiker haben.
    Axel „Fisch“ Risch hatte einen anderen Plan. Gerade noch hatte er die ganze Anlage auf einem Pickup-Truck in die Halle gefahren, auf der offenen Ladefläche assistiert von Wichtel, dem Gitarrentechniker, der die ganze Technik kraft Kraft und Glück vorm Hinten-über-Kippen bewahren durfte. Jürgen fühlte sich erinnert an die heldenhaften Welt-Tourneen der King Beats durch den Taunus. Jetzt sollte die Stunde des Bühnenbauers Axel Risch schlagen: Assistiert von vielen helfenden schwarzen Händen baute er den Boxring ab und die Anlage auf. Ja, Gott, die Anlage. Da half nur Beten. Allein ein Blick auf den Stromkasten reichte schon, um einen leichten elektrischen Schlag abzukriegen. Die sogenannte PA war eine Mini-Gesangsanlage, geschätztes Baujahr 1965. Reichweite vermutlich zwei Meter ab Bühnenkante gemessen, und das für eine große Halle mit mehreren tausend Zuhörern! Jürgen wusste schon lange vorm ersten Ton: ich werde nichts hören. Nicht von mir, nicht von den anderen, aber egal. Jetzt galt es.
    Im Publikum zumindest konnte man offenbar

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