Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
erhob er sich und marschierte im Zimmer auf und ab. Annie hatte keinen Grund, ihn zu belügen, und sie hatte betont, dass sie nichts von ihm wollte. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass eine Frau ihn schamlos hinters Licht führte. Auf sein Herz war also kein Verlass.
Deshalb hatte er auch nicht versucht, zu Annie Kontakt aufzunehmen, obwohl er sich danach gesehnt hatte, sie wiederzusehen. Rafael fluchte leise vor sich hin. Wenn sie gelogen hatte, so würde er es herausfinden. Doch wenn das Kind wirklich von ihm war …
Die schmerzlichen Erinnerungen an Antonio überschwemmten ihn wieder. Dios! Dieses Mal würde niemand ihm sein Kind wegnehmen. Aber erst musste er die Wahrheit herausfinden.
Und da gab es nur eine einzige Möglichkeit.
3. KAPITEL
Im Laufe der Woche musste Annie immer wieder an ihr Telefongespräch mit Rafael denken. Und obwohl sie überzeugt war, das Richtige getan zu haben, konnte sie eine gewisse Enttäuschung nicht leugnen.
Nicht ihretwegen, sondern wegen des Kindes, das in ihr heranwuchs. Eines Tages würde sie ihm behutsam beibringen müssen, dass sein Vater nicht das geringste Interesse an ihm gezeigt hatte.
In der Praxis wussten inzwischen alle von ihrer Schwangerschaft, und Annie hätte jeden auf der Straße anhalten können, um ihm die frohe Botschaft mitzuteilen, so glücklich war sie. Wer der Vater war, hatte sie jedoch niemandem außer ihrer Familie verraten.
Annie biss sich auf die Lippe, während sie sich in ihrem bescheidenen Zuhause umsah. Ein großes und ein kleines Schlafzimmer, Küche und Wohnzimmer … sie liebte das winzige Cottage. Es war urgemütlich, vor allem im Winter, wenn im Kamin ein Feuer knisterte und sie es sich mit einem guten Buch auf dem Sofa bequem machte. Für eine Mutter mit Kind war es jedoch auf Dauer zu klein. In das zweite Schlafzimmer würden gerade einmal ein Kinderbett und ein Wickeltisch passen, aber vorerst musste das genügen. Finanziell sah es bei ihr nicht besonders rosig aus.
Doch was bedeuteten Geld und materielle Werte, wenn sie dafür ihr Baby hatte? Es machte ihr nichts aus, den Gürtel enger zu schnallen. Annie hätte mit niemandem auf der Welt tauschen mögen.
Das Klopfen an der Haustür riss sie aus ihren Gedanken. Wer mochte das sein? Es war Sonntag, und den verbrachten ihre Freunde mit ihren Familien. Verwundert ging sie hin und öffnete.
Vor ihr stand der letzte Mensch, mit dem sie jemals gerechnet hätte, ein leichtes Lächeln auf dem markanten Gesicht.
Rafael! Was um Himmels willen machte er hier in Penhally Bay?
Sprachlos trat sie beiseite, um ihn hereinzulassen. Als er an ihr vorbeiging, fing ihre Haut an zu prickeln, und sie hielt unwillkürlich den Atem an. Bilder jener berauschenden Liebesnacht stürmten auf sie ein.
Immer noch unfähig, ein Wort herauszubringen, deutete sie auf einen Stuhl, doch Rafael schüttelte den Kopf. Statt sich zu setzen, tigerte er mit langen Schritten in ihrem kleinen Wohnzimmer auf und ab.
„Ich musste kommen“, sagte er schließlich.
„Warum?“
„Ich möchte für mein Kind da sein, wenn es wirklich von mir ist. Es wird einen Vater brauchen. Und woher soll ich wissen, ob du für ein Kind sorgen kannst?“
Annie wurde wütend. Für wen hielt er sich eigentlich? Tauchte unangekündigt hier auf, unterstellte ihr, dass das Baby auch von einem anderen sein konnte, und wollte nun auch noch kontrollieren, ob sie fähig war, sich um ihr Kind zu kümmern!
„Glaub mir, es ist von dir, und ich bin sehr wohl in der Lage, es allein großzuziehen. Du brauchst dich nicht als Retter in der Not aufzuspielen!“
„Aber jetzt bin ich hier, und ich will herausfinden, ob es tatsächlich meins ist.“
Annie musste sich zwingen, ruhig zu bleiben. „Warum sollte ich dich belügen?“
Die dunklen Augen wurden schmal. „Du hast gesagt, es wäre sicher, wenn wir miteinander schlafen. Warum, wenn es doch nicht die Wahrheit war?“
„Ich war fest davon überzeugt. Ich habe nie im Leben damit gerechnet, dass ich schwanger werden könnte.“ Nur mit Mühe unterdrückte sie das Zittern in ihrer Stimme. „Hör zu, es ist mir egal, ob du mir glaubst oder nicht. Ich verlange nichts von dir, also bin ich dir auch keine Beweise schuldig!“
Unerwartet wich die Anspannung von ihm. Seine Mundwinkel hoben sich, und das schiefe Lächeln vertiefte die Fältchen an seinen Augen. Zum ersten Mal, seit er ihr Haus betreten hatte, erinnerte er sie wieder an den charmanten Mann, dem sie in Spanien begegnet
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