Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
völlig egal.
„Du findest sicher allein hinaus“, sagte sie kalt. „Ich gehe ins Bett.“
8. KAPITEL
Zu rastlos, um schlafen zu können, beschloss Rafael, am Strand spazieren zu gehen. Er musste in Ruhe nachdenken.
Zuerst wollte er Annie in ihr Schlafzimmer folgen, doch dann hatte er es sich anders überlegt. Dios , sie kann wütend sein wie eine gereizte Löwin, dachte er.
Über ihm spannte sich der Nachthimmel wie ein Tuch aus lila Samt, das mit winzigen Edelsteinen benäht war, und er ließ den Blick über die funkelnden Sterne wandern. Bis vor Kurzem hatte Rafael sich gefragt, ob es richtig gewesen war, nach Penhally Bay zu kommen. Er erinnerte sich an den Tag, als er Annie zum ersten Mal begegnet war. Er selbst war damals voller Kummer gewesen, und die Traurigkeit, die er in ihren Augen las, hatte ihn zu Annie hingezogen.
Aber nicht nur das, ihre Schönheit hatte ihn fasziniert … der cremeweiße Teint, die wundervollen grünen Augen, das dichte Haar und ihr herrlicher Körper. Ganz entgegen seinen Gewohnheiten hatte er nicht lange gezögert, als sie ihn mit sich in ihre Wohnung nahm. Dass es gefährlich sein könnte, der Gedanke hatte ihn nur flüchtig gestreift.
Er hatte ja nicht ahnen können, wie gefährlich sie ihm werden konnte. Auf eine ganz andere Art …
Als sie ihm erzählte, dass sie ein Kind von ihm erwartete, hatte er Zweifel gehabt, dass sie ihm die Wahrheit sagte. Schließlich war er schon einmal betrogen worden. Doch je näher er sie kennenlernte, umso sicherer wurde er, dass sie ehrlich war.
Was jedoch noch viel wichtiger war … er war drauf und dran, sich in sie zu verlieben. Er konnte nicht aufhören, an sie zu denken. Immer wieder erinnerte er sich daran, wie sie sich in seinen Armen angefühlt hatte. Er spürte ihre weiche, seidige Haut, die zart nach Parfüm duftete, sah den Puls an ihrem Hals pochen und ihr dichtes Haar, das sein Gesicht streichelte, als sie sich liebten.
Aber es war nicht nur körperliche Anziehung, damit wäre er fertig geworden. Nein, sie hatte ihn mit ihrem zauberhaften Wesen betört, mit ihrem Lachen und ihrem sanften Lächeln und der Art und Weise, wie ihre Augen leuchteten, wenn sie glücklich war.
Rafael stöhnte unterdrückt auf, hob einen Kieselstein auf und warf ihn schwungvoll ins Meer, wo er ein paarmal über die Wellen hüpfte, ehe er darin versank. Es war zu spät. Er verliebte sich nicht, er hatte sich schon verliebt. Er liebte Annie mit aller Leidenschaft, zu der er fähig war.
Jetzt musste er sie nur noch dazu bringen, dass sie ihm das auch glaubte.
Annie hatte sich einen Tee gekocht, um sich zu beruhigen. Sie war viel zu wütend, um schlafen zu können. Himmel, wie naiv war sie doch gewesen! Abwesend rieb sie sich den Rücken. Den ganzen Tag über hatte sie dort schon einen dumpfen Schmerz verspürt, der nun schlimmer wurde.
Heiße Angst stieg in ihr auf, als ein Krampf im Unterbauch dazukam. Großer Gott, nein! Bitte keine Wehen, es war noch viel zu früh, sie war doch erst in der achtundzwanzigsten Woche!
„Okay.“ Zitternd holte sie tief Luft. „Bleib ruhig.“ Es könnten Senkwehen sein. Oder sie hatte sich den Magen verdorben.
Aber es nützte nichts. Die Unruhe blieb. Sie mochte eine erfahrene Hebamme sein, doch jetzt war sie selbst Patientin, und da versagten ihre Beruhigungskünste auf ganzer Linie.
Annie blickte zur Uhr. Gleich zehn. Kate oder Chloe waren bestimmt noch wach. Oder sollte sie Rafael anrufen? Sie verwarf den Gedanken wieder. Er war der Letzte, den sie jetzt sehen wollte.
„Was ist los, Annie?“ Kate hatte ihr anscheinend sofort angehört, dass etwas nicht stimmte.
„Vielleicht übertreibe ich ja“, begann sie. „Aber ich habe Schmerzen im unteren Rücken und leichte Bauchkrämpfe …“ Ein stechender Schmerz fuhr ihr durch den Bauch, und sie schnappte hörbar nach Luft.
„Ich komme“, sagte Kate. „Und ich rufe einen Krankenwagen. Vorsichtshalber. Mach dich nicht verrückt, Liebes, ich bin in zehn Minuten bei dir.“
Annie hatte Mühe, nicht in Panik auszubrechen. Wenn Kate einen Krankenwagen rief, musste sie sich Sorgen machen. Oh nein, bitte nicht. Das Baby durfte jetzt noch nicht kommen, es war zu früh.
Der nächste schneidende Schmerz überrollte sie wie eine Welle, und sie musste sich am Tisch festhalten, weil es so wehtat. Als er abklang, hockte sie sich in ihren Ohrensessel, zog die Beine an und schlang die Arme um sich, als könnte sie so ihr Baby dazu bewegen, sicher in ihrem Bauch
Weitere Kostenlose Bücher