Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
zu bleiben. Vielleicht konnte man ihr im Krankenhaus einen Wehenhemmer geben. In diesem Stadium der Schwangerschaft zählte jeder Tag …
Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als es an ihrer Haustür klopfte. Kate, endlich! dachte sie erleichtert.
Rafael hatte beschlossen, zurückzugehen und mit Annie zu reden. Es würde nicht leicht sein, aber er musste ihr sagen, was er für sie empfand.
Als er sie jedoch im Sessel kauern sah, kreidebleich, mit großen, angsterfüllten Augen, erschrak er so sehr, dass sein Herz wild gegen die Rippen hämmerte.
Im nächsten Moment war er an ihrer Seite. „Was hast du, Annie?“
Sie stöhnte auf und presste die Hände auf ihren Bauch. „Mein Baby“, keuchte sie. „Ich glaube, ich habe Wehen.“ Mit einer Hand umklammerte sie seinen Arm. „Bitte mach, dass sie aufhören, Rafael. Es darf jetzt noch nicht kommen. Du musst mir helfen, bitte! Ich will mein Baby nicht verlieren.“
Rafael verdrängte seine eigenen Ängste. Er musste stark sein für Annie. „Erzähl, was passiert ist“, bat er sanft.
„Ich hatte den ganzen Tag leichte Rückenschmerzen, aber nicht so wie vor ein paar Monaten. Ich dachte, vielleicht habe ich mir beim Yoga einen Muskel gezerrt. Aber jetzt kommen Krämpfe dazu.“ Tränen schimmerten in ihren schönen Augen. „Ich habe Kate angerufen. Sie wollte einen Krankenwagen holen und herkommen.“
Ihm zog sich das Herz zusammen. Sie hatte sich an jemand anders gewandt und nicht an ihn. Verabscheute sie ihn so sehr? Aber damit konnte er sich jetzt nicht befassen. Annie brauchte Hilfe, alles andere war unwichtig.
In der Ferne ertönte das Sirenengeheul des Krankenwagens, und da flog die Tür auf, und Kate stürzte herein, in der Hand ihre Notfalltasche.
„Oh, Dr. Castillo! Ich wusste nicht, dass Sie hier sind. Was ist passiert?“
„Ich hatte noch keine Zeit, Annie zu untersuchen, aber ich fürchte, die Wehen haben eingesetzt.“
Als sie das hörte, stöhnte Annie auf und krümmte sich zusammen. Rafael hatte sie noch nie so verzagt erlebt. Sie darf die Hoffnung nicht aufgeben, dachte er. Noch lange nicht!
Er hockte sich neben den Sessel, legte die Hand an ihr Kinn und brachte sie dazu, ihm in die Augen zu sehen. „Hör mir zu, Annie“, sagte er. „Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um unser Baby zu retten.“ Es kostete ihn all seine Willenskraft, zuversichtlich zu klingen, aber Annie durfte nicht merken, wie verzweifelt er selbst war.
Sie nickte, und er las trotz Schmerz und Furcht eine Entschlossenheit in ihrem Blick, die ihm Respekt abnötigte. Seine Annie war stärker, als er gedacht hatte.
Kate holte das Sonicaid aus ihrer Tasche und reichte es ihm, damit er die Herztöne prüfen konnte.
Rafael wurde fast schwach vor Erleichterung, als er den regelmäßigen Herzschlag hörte. „Babys Herztöne sind kräftig, Annie, aber wir bringen dich besser ins Krankenhaus.“ Die Sirene wurde lauter, und er blickte Kate an. „Könnten Sie bitte ein paar Sachen für Annie zusammensuchen? Ich begleite sie.“
„Ich komme auch mit“, sagte Kate bestimmt. „Annie ist meine Patientin und meine Freundin. Nehmen Sie es mir nicht übel, aber da Sie der Vater des Kindes sind, bezweifle ich, dass Sie in der Lage sind, mit kühlem Kopf Entscheidungen zu treffen. Rob ist bei mir drüben, Jem ist also nicht allein.“ Sie griff nach Annies Hand. „Ich bleibe so lange bei dir, wie du mich brauchst.“ Ihr Blick glitt wieder zu Rafael. „So lange ihr beide mich braucht.“
Der entschlossene Zug um Mrs. Althorps Mund verriet ihm, dass jeder Widerspruch zwecklos war. Doch Rafael war froh, dass sie da war. Annie brauchte jede Hilfe, die sie bekommen konnte.
Annie nahm kaum wahr, wie sie in den Krankenwagen geschoben wurde. Ihre Gedanken drehten sich nur um die Wehen, die stärker geworden waren und regelmäßiger kamen. Als Rafael und Kate sich über sie beugten, suchte sie in ihren Augen nach etwas, das ihr Hoffnung machen konnte, Zuversicht, Optimismus, irgendwas. Aber sie fand weder das noch Besorgnis. Beide hatten die professionelle Miene aufgesetzt, die sie selbst in solchen Situationen auch hatte.
Und obwohl sie wegen Rafael vorhin noch wütend und verzweifelt gewesen war, war sie froh, ihn an ihrer Seite zu wissen. Ihn und Kate. Bei ihnen war sie in den besten Händen. Allerdings war ihr durchaus klar, dass ihr Baby zwei Monate zu früh auf die Welt kommen würde, wenn es ihnen nicht gelang, die Wehen zu stoppen.
Und selbst
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