Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
war ihm klar, dass er sich so schnell wie möglich aus dieser Situation zurückziehen musste. Und im Grunde wusste er auch, was zu tun war. Er musste ihr sagen, dass es vorbei war. Doch das fiel ihm überraschend schwer. Sonst war es so einfach, eine Beziehung zu beenden. Er räusperte sich. „Nun, du hast die Wahl. Entweder laufe ich jetzt zehn Meilen, oder ich gehe mit dir ins Bett. Was denkst du?“
Die sexuelle Spannung erreichte beinahe unerträgliche Ausmaße.
„Schwierige Entscheidung.“ Sie atmete flach. „Es ist gefährlich, so spät noch durch London zu laufen.“
„Gute Entscheidung.“ Nikos küsste sie erneut und griff nach seiner Jacke. Als er sie aus der Tür schob, grübelte er, wie er ihr danach am besten sagen würde, dass es vorbei war.
1. KAPITEL
„Ich kann immer noch nicht glauben, dass er einfach Schluss gemacht hat, Ella. Warum sollte er das tun?“
Ella starrte auf das lange, schmale Boot, das ruhig am Flussufer lag, entsetzt darüber, dass ihre Selbstbeherrschung nicht so gut war, wie sie es gern gehabt hätte. „Offensichtlich mochte er mich nicht genug.“ Sogar jetzt noch, nach vier langen Monaten ohne Kontakt, fiel es ihr schwer zu glauben, dass sie ihn nicht wiedersehen würde. Dass die Verbindung zwischen ihnen für ihn vielleicht nie existiert hatte.
Helen schnaubte abfällig. „Ella, du hast mir gesagt, dass er dich in den sechs Monaten, die ihr zusammen wart, kaum aus dem Bett gelassen hat. Natürlich mochte er dich.“
„Er mochte den Sex.“ Ella beobachtete einen Eisvogel, der wie ein schillernder blaugrüner Blitz ins Wasser tauchte, um sein Frühstück zu fangen. „Für Männer ist nicht jedes sexuelle Abenteuer automatisch eine feste Beziehung, das weißt du doch. Frauen sind treu, Männer nutzen jede sich bietende Gelegenheit.“
Leider hatte sie diese Tatsache zwischendurch vergessen. Sie hatte eine Beziehung verklärt, die rein auf körperlicher Anziehung beruhte. Und was noch schlimmer war: Sie hatte diesem Mann vertraut.
„Ich muss ihn einfach vergessen und mein Leben weiterleben“, sagte sie tonlos. Genau wie er.
„Wie willst du das machen? Ella, du bist schwanger! Was wirst du jetzt tun?“
Ella umklammerte ihren kleinen Koffer. Sie hatte vor langer Zeit gelernt, dass sie die Tränen zurückhalten konnte, wenn sie sich nur stark genug auf etwas anderes konzentrierte. Allmählich verblasste das heiße Stechen in ihrem Hals und wurde zu einem dumpfen Schmerz. Der Druck hinter ihren Augenlidern ließ nach. Es würde ihr gut gehen. Und dem Baby auch. Dafür würde sie sorgen.
„Ich höre auf, um einen Mann zu weinen, der es nicht wert ist. Und bis ich weiß, was ich mit meinem Leben anfangen will, bleibe ich hier. Ich wusste gar nicht, dass man in diesen Kanalbooten wohnen kann. Es ist ein fantastisches Lebensgefühl.“
Der dunkelgrüne Lack glänzte in der Sonne, und auf dem flachen Dach wuchsen in Kästen farbenfrohe Blumen. Ella sprang vom Ufer auf das Holzdeck des Bootes.
„Warum muss es unbedingt dieses hier sein? Du kannst doch nicht ernsthaft hier so abgeschieden wohnen.“ Helen sah nervös auf den verlassenen Pfad, der an dem verschlafenen, überwucherten Kanal entlangführte. „Du bist ein Stadtmädchen. Du magst helle Lichter und Leute um dich.“
„Ich habe genug von diesem Leben und möchte etwas anderes.“
„Na gut, aber das ist doch ziemlich extrem. Als du von einem Hausboot gesprochen hast, dachte ich, es liegt in einem Jachthafen oder so, nicht mitten im Nirgendwo. Hier kommen nachts nur Verrückte vorbei.“
„Mir gefällt es.“ Eine Ente schwamm vorbei, gefolgt von sechs flauschigen Küken. Tränen stiegen Ella in die Augen. Es war nicht alles schlecht. Sie würde ein Baby bekommen. „Sind sie nicht süß?“
„Sicher, sie werden dich mit Zähnen und Klauen verteidigen, wenn ein Verrückter des Wegs kommt“, scherzte Helen.
„Sehr witzig. Kommst du an Bord?“
„Ich verstehe einfach nicht, warum du nicht weiter in meinem Gästezimmer wohnen kannst.“ Helen folgte ihr vorsichtig auf das Boot. „Ich habe dich gern bei mir.“
„Aber ich kann nicht ewig bei dir wohnen. Bis ich entschieden habe, was ich machen will, ist das hier mein Hauptquartier.“ Ella schloss die Türen im Bug des Bootes auf. „Es ist so friedlich hier.“
„Ella, du hast dich die letzten vier Monate in den Schlaf geweint. Du brauchst nicht einfach nur einen friedlichen Ort!“
Ohne zu antworten betrat Ella den langen schmalen
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