Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
innerhalb von fünf Minuten nach dem Herzstillstand ausgeführt werden. Ich habe noch vier Minuten übrig, Phil. Willst du reden oder ein Leben retten?“
„Ich möchte, dass du überdenkst, was du da tust.“
„Wundspreizer.“
Ella reichte Nikos, was er brauchte, während dem Anästhesisten der Schweiß ausbrach.
„Das Kind wird nicht überleben, wenn du das tust, Nikos.“
„Wenn ich es unterlasse, stirbt es in jedem Fall.“ Nikos arbeitete schnell und präzise. Kein Zögern, obwohl es sich um eine Operation handelte, für die den meisten Ärzten die Fertigkeit oder die Nerven fehlten. „Jetzt sehe ich das Problem.“ Bei ihm klang das, als wäre alles reine Routine. „Ein Riss im Vorhof des Herzens. Gib mir einen Faden.“
Ella reichte ihm die sterilen Instrumente, konzentrierte sich auf das, was er tat, und versuchte zu ahnen, was er brauchen würde, obwohl sie noch nie bei einem solchen Eingriff assistiert hatte.
Der Anästhesist wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Wenn dieses Kind stirbt, werden dich die Eltern verklagen. Macht dir das keine Angst?“
„Ich denke, du hast genug Angst für uns beide“, murmelte Nikos, während er schnell und kompetent die Blutung stoppte und den Riss vernähte. Ruhig schaute er auf den Monitor. „Komm schon, agori mou . Kämpf für mich. Streng dich an. Bis jetzt habe ich die ganze Arbeit gemacht, jetzt bist du dran.“
Während sie fortfuhren, das Kind wiederzubeleben, bemerkte Ella, dass sie den Atem anhielt. Wenn auch nur die kleinste Hoffnung bestand, gab Nikos nie auf. Jedes Kind war ihm wichtig.
Und seine Anstrengungen wurden belohnt. Das Herz des Kindes begann wieder zu schlagen, gerade als der Herz-Thorax-Chirurg den Raum betrat.
„Du hast das Beste verpasst.“ Nikos ließ sich nicht ablenken. „Wie sieht es von deiner Warte aus, Phil?“
„Erstaunlich gut.“ Der Anästhesist klang überrascht. „Du hast verteufelt viel Glück, Mariakos.“
„Siehst du mich deshalb an, als wären mir Hörner gewachsen? Ich bin fertig.“ Nikos sah kurz zu dem Herz-Thorax-Chirurgen, der ihn mit einem matten, bewundernden Lächeln ansah. „Möchtest du zumachen? Du machst das sicher besser als ich. Nähen war nie meine Spezialität. Ist auf der Intensivstation ein Bett für den Jungen frei?“
Der Chirurg wusch sich die Hände. „Ich kümmere mich darum. Bist du sicher, dass ich das fertigmachen soll?“, fragte er nach. „Du scheinst das auch ganz gut allein zu schaffen.“
„Ich möchte mit der Familie sprechen.“ Nikos trat von seinem Patienten zurück und ließ seinen Kollegen übernehmen. Sein Blick verweilte für einen Moment auf dem Monitor, dann nickte er zufrieden. „Wenn sich etwas ändert, piept mich an.“ Damit verließ er den Raum.
Nachdem er gegangen war, herrschte Stille, bis sich ein junger Arzt räusperte. „Ehrlich … später mal möchte ich sein wie er“, murmelte er. „Was ist bloß sein Geheimnis? Liegt es nur an der Erfahrung?“
„Nein, am Temperament.“ Der Chirurg übernahm, wo Nikos aufgehört hatte. „Du brauchst zwei Dinge, um ein guter Herz-Thorax-Chirurg zu sein: fachliche Brillanz und Nerven aus Stahl. Sagt Mariakos, wenn er jemals genug hat von der Notaufnahme, kann er gern bei mir arbeiten.“
„Ja, der Mann ist kühl wie ein Eisblock“, blaffte der Anästhesist. „Und er ist arrogant. Zu überzeugt von sich. Wenn ihr mich fragt, kostet ihn das irgendwann seinen Job. Heute hatte er nur Glück.“
„Das war kein Glück.“ Der Chirurg begann, die Brust zu schließen. „Das war Können. Und ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal jemanden außer mir selbst gelobt habe, also genießt den Augenblick.“
„Der Junge lebt.“ Ella reichte dem Chirurgen die Instrumente, die er benötigte. „Weil Nikos ein Risiko eingegangen ist.“
„Vielleicht, aber diese Gefühlskälte macht mir Sorgen.“ Phil passte die Menge der Narkosegase an. „Fachlich ist er brillant. Und ja, er hat …“, er räusperte sich, „… Nerven aus Stahl. Aber er ist so kalt. Macht euch das nicht nervös?“
Ella hielt den Blick gesenkt, um ja nichts zu verraten.
Doch, es machte sie nervös. Es war leicht, seine gefühlsmäßige Distanz zu vergessen, wenn sie im Bett waren. Aber außerhalb …
Sie schüttelte leicht den Kopf, entschlossen, keine Probleme zu sehen, die es nicht gab. Die Tatsache, dass ihr Vater sie als Kind schwer enttäuscht hatte, hieß noch lange nicht, dass jeder Mann wie ihr Vater
Weitere Kostenlose Bücher