Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
wollte wissen, warum sie sich nicht selbst bei ihm gemeldet hatte.
Rose sah von einem zum anderen. „Ich habe euch beide so eingeteilt, dass ihr den Sommer über in jeder Schicht zusammenarbeitet. Ich brauche euch nicht zu sagen, dass die Krankenhausverwaltung die Abteilung genau beobachtet, aber so wird es ein großartiger Erfolg.“
Nikos’ Blick wanderte zu Ellas Bauch. Für das ungeübte Auge war ihre Schwangerschaft unter der weiten OP-Kleidung nicht sichtbar. Doch er kannte sie so intim, dass er die Veränderungen erkennen konnte. Ihre wunderbaren Brüste waren voller als sonst, ihre Hüften üppiger gerundet. Und in ihrem Bauch wächst mein Kind.
Was würde sie zu sagen haben? Welche Entschuldigung könnte sie vorbringen? Gehörte sie womöglich zu diesen radikalen Feministinnen, die ein Baby, aber keinen Mann wollten?
Grimmig presste er den Mund zusammen, als er über diese Möglichkeit nachgrübelte. Wenn, dann hatte sie sich den falschen Mann dafür ausgesucht. Er war Grieche. Und sie würde bald merken, was genau das bedeutete.
Atme einfach ganz normal, Tamsin“, sagte Ella beruhigend. Sanft streichelte sie dem Mädchen über den Kopf. „Diese Maske hilft dir beim Atmen.“
Das kleine Mädchen wand sich und zerrte an der Sauerstoffmaske. Ella zog sich das Herz zusammen, während sie vergeblich versuchte, das Mädchen zu beruhigen. Tamsin war völlig verängstigt, und das verschlimmerte ihren Zustand nur noch. Das hier war eine möglicherweise lebensbedrohliche Situation. Ella schob all ihre eigenen Probleme zur Seite und konzentrierte sich ganz auf die Arbeit.
Kurz nachdem Rose ihr die Schlüssel für den Medikamentenraum gegeben hatte, war die Abteilung plötzlich von Patienten überrannt worden. Um nicht weiter über Nikos nachdenken zu müssen, hatte Ella den schlimmsten Fall übernommen, ein dreijähriges Mädchen mit einem akuten Asthmaanfall.
Was für ein Glück, dass ich so gut ausgebildet bin, dachte sie benommen, während sie den Sauerstofffluss anpasste und die Atmung des Kindes aufmerksam beobachtete. Dank ihrer Routine konnte sie so tun, als sei nichts geschehen. Sie tat und sagte das Richtige, auch wenn sie innerlich noch vor Schreck bebte.
Er war gekommen. Irgendwie hatte sie geahnt, dass sie ihn wiedertreffen würde. Sie musste unbedingt ruhig bleiben und durfte auf keinen Fall zulassen, dass Gefühle in ihrer Diskussion eine Rolle spielten. Sie würde das Gespräch auf die Fakten beschränken. Um herauszufinden, was Nikos in Bezug auf das Baby wollte. Dann würde sie gehen und darüber nachdenken. Es war nichts Persönliches. Sie würde ihn genauso abhaken wie er sie.
Das war zumindest die Theorie gewesen.
Aber wie konnte eine Frau einen Mann wie Nikos Mariakos wegschicken? Einen großen, auffallend attraktiven, selbstsicheren, muskulösen Mann? Einen muskulösen, wütenden Mann.
Glücklicherweise war er mit Rose mitgegangen, um noch einige Formalitäten zu erledigen, sodass Ella mit Alan arbeitete, einem Arzt in der Ausbildung, der sechs Monate Einsatz in der Notaufnahme hinter sich hatte und den nächsten Monat auf der Kinderstation verbringen würde. Alan war ausnahmslos freundlich, höflich und fachkundig, was die Routinesachen betraf. Aber insgeheim war sich Ella nicht so sicher, dass er wirklich mit kranken Kindern arbeiten konnte.
Bis jetzt hatte die dreijährige Tamsin ihm nicht erlaubt, ihre Brust abzuhören, und nichts, was er tat, konnte sie dazu bewegen. Verlegen und überfordert stieg dem jungen Arzt die Röte ins Gesicht, während er mit verstellter Stimme versuchte, das Kind zu überzeugen.
Das Mädchen spürte sein fehlendes Selbstvertrauen, und ihre Panik nahm zu. Das machte es für Ella immer schwerer, sie zu beruhigen.
„Liebling, er wird dir nicht wehtun.“ Da seine Anwesenheit alles noch schlimmer machte, bedeutete sie Alan, dass er vom Rollbett zurücktreten sollte, und nahm eine Puppe aus der Spielzeugkiste. „Schau Tamsin, das hier ist Angie, ist sie nicht schön? Komm, wir ziehen ihr ein Kleid an, und dann bekommt sie ganz besondere Luft zum Atmen, wie du. Was meinst du, welches Kleid nehmen wir? Such du eins aus.“ Sie nahm zwei Kleider aus der Kiste und hielt sie hoch. „Rosa oder lila?“
Das kleine Mädchen schnappte zwar noch immer nach Luft, aber sie zerrte nicht länger an der Maske und deutete auf ein Kleid.
„Rosa? Gute Wahl. Ich mag rosa auch.“ Ella zog der Puppe das rosa Kleid über den Kopf, und Tamsin streckte eine Hand
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