Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
du hilfst mir vorher. Ich habe nämlich keine Ahnung, was ich mit dem hier anfangen soll.“ Aus seiner Tasche zauberte er eine kleine Plüschnixe mit langem goldenem Haar.
Trotz ihrer wachsenden Anspannung musste Ella lächeln. Es war einfach so typisch für Nikos, zu wissen, wie er zu jedem Patienten eine Beziehung aufbauen konnte. Die Leute sagten, er sei kalt, aber sie wusste, dass das nicht immer stimmte.
Die Panik des kleinen Mädchens wandelte sich in Interesse. Immer noch an Ellas Hand geklammert griff sie nach dem Spielzeug, aber Nikos hielt es außerhalb ihrer Reichweite. „Erst musst du ihr einen Namen geben. Wie nennen wir sie?“
Nikos’ Blick ruhte auf der Brust des Kindes, während er seine Atmung einschätzte. Er ermutigte Tamsin, mit ihm zu sprechen, damit er abschätzen konnte, wie gut sie Luft bekam. Langsam entspannte sich das Mädchen.
Sieh zu und lerne, Alan, dachte Ella beeindruckt.
Nikos zog ein Stethoskop aus seiner Tasche. Sofort spannte Tamsin sich an und wollte laut protestieren, aber Nikos lächelte nur und hörte völlig konzentriert die Brust der Nixe ab.
„Und?“ Ella spielte mit und fragte ernst: „Wie geht es der Nixe?“
Nikos nickte langsam. „Ich glaube, sie hat etwas Meerwasser geschluckt, aber ansonsten geht es ihr gut.“
Tamsin griff nach dem Stethoskop. „Ich.“
„Du möchtest auch?“ Ella streichelte Tamsins weiche Locken. „Möchtest du hören?“ Sie nahm Nikos’ Stethoskop und gab vor, es dem Mädchen an die Ohren zu halten.
Als sie sah, wie Ella Nikos anlächelte, entspannte sich Tamsin. Nikos ging sehr behutsam mit ihr um. Sie war so fasziniert von ihm, als er schließlich das Stethoskop auf ihre Brust legte, dass sie einfach einen pummeligen Arm hob und an seinem dunklen Haar zog. Dann hielt sie ihm die Nixe hin, und Nikos lächelte.
„Sie gehört dir, koritsi mou . Pass gut auf sie auf.“
Ellas Herz überschlug sich, denn diese Seite an ihm ging ihr immer besonders nah. Sie hatte gesehen, wie er erfahrene Ärzte verbal auseinandernahm, wenn sie hinter seinen Erwartungen zurückblieben. Er konnte rücksichtslos sein, wenn es nötig war. Und trotzdem war er jetzt mit einem kleinen Kind so aufmerksam und zärtlich.
Es war so schwer, diesen Mann zu hassen. Unendlich schwer.
Um sich abzulenken, konzentrierte Ella sich auf den Monitor. „Ihre Sättigungswerte verbessern sich.“
Nikos nickte. „Es geht ihr gut.“
Trotz der schwelenden Spannung zwischen ihnen arbeiteten sie reibungslos zusammen.
Zweimal streiften sich ihre Finger, und schließlich trat Ella vom Rollbett zurück. Sie konnte einfach nicht ruhig bleiben, wenn Nikos ihr so nah war, auch wenn er sich ihr gegenüber gleichgültig verhielt. Er nahm ihren Rückzug mit leicht zusammengekniffenen Augen zur Kenntnis, und sie wünschte, sie wüsste, was er dachte.
Warum war er so wütend? Er sollte ihr dankbar sein, dass sie es ihm leicht machte. Dass sie seine kühle Abfuhr per E-Mail still akzeptiert hatte.
Sie suchte in seinem attraktiven Gesicht nach einem Anzeichen dafür, dass ihn die letzten vier Monate genauso mitgenommen hatten wie sie. Hatte er abgenommen? Wirkte er, als hätte er gelitten?
Ihm war nichts anzusehen. Der Kragen seines weißen Hemdes stand offen, und für einen Moment verweilte Ellas Blick auf seinem kräftigen Hals, und sie erinnerte sich daran, wie oft sie ihren Mund auf genau diese Stelle gepresst hatte. Seine Haut war dunkler als sonst, was darauf schließen ließ, dass er einem angenehmeren Klima ausgesetzt gewesen war als dem hier im Süden Englands.
Er war in Griechenland gewesen.
Bei seiner bezaubernden griechischen Frau?
Der Schmerz zerriss sie beinahe, und mit ihm kam die Wut. Er hatte sie betrogen, das durfte sie nicht vergessen. Sie würde sich nicht noch einmal von seinen Fähigkeiten als Arzt verführen lassen.
„So, ihre Atmung ist deutlich besser.“ Da er das Vertrauen des Kindes gewonnen hatte, wandte sich Nikos an die Mutter des Mädchens. „Wir müssen noch herausfinden, was diesen Anfall ausgelöst hat. Ihr Asthma ist sonst gut unter Kontrolle?“
Die Frau nickte, während sie das Baby in ihren Armen wiegte. „Im Winter hat sie manchmal Probleme, wenn sie erkältet ist, aber nie so stark. Wir haben mit meiner Schwester und ihrer Familie ein Haus an der Küste gemietet. In einem Moment hat Tamsin noch fröhlich gespielt, im nächsten bekam sie keine Luft mehr.“
„Aber in der letzten Zeit war sie nicht krank? Keine Erkältung,
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