Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
Gefühle durchrieselten sie und erfüllten sie mit erwartungsvoller Erregung.
Ohne ein Wort zu sagen, standen sie irgendwann auf, und Rafael nahm ihre Hand. Annie führte ihn die Gasse wieder hinauf zu ihrer Ferienwohnung. Vor der Tür angekommen, schloss sie auf, ohne Rafael loszulassen, und zog ihn mit sich hinein.
„Bist du sicher?“, fragte er rau und sah ihr in die Augen.
„Ja“, sagte sie atemlos, von ihrer Kühnheit erstaunt. „Ich möchte es.“
Was sie hier tat, konnte gefährlich werden. Es war das, wovor jede Mutter ihre Tochter warnte. Aber sie vertraute ihm und wusste instinktiv, dass er ihr niemals etwas antun würde. Und er hatte ein Verlangen in ihr geweckt, das nur er stillen konnte, niemand sonst.
Rafael nahm ihre Hand und hob sie an seine warmen Lippen. Sie erbebte vor Sehnsucht, konnte es kaum erwarten, diesen sinnlichen Mund überall auf ihrem Körper zu spüren. Wie gebannt blickte sie in die dunklen Augen des gut aussehenden Spaniers, der heute Morgen noch ein Fremder für sie gewesen war.
Sein glutvoller Blick verriet, dass er genauso erregt war wie sie. Mit einer heftigen Bewegung riss Rafael sie an sich, eine Hand auf ihrer Hüfte, die andere auf ihrem Po. Annie spürte seine festen Brustmuskeln durch den dünnen Hemdstoff und den Druck der kraftvollen Schenkel an ihren. Aus schwelender Glut wurde ein verzehrendes Feuer, und Annie hob den Kopf und suchte seinen Mund.
Rafael verführte sie mit einem sanften, forschenden Kuss, aber sie spürte, dass er seine Leidenschaft nur mühsam unterdrückte. Schnell wurden seine Küsse fordernder, und bald hatte Annie das Gefühl, nicht mehr auf den Beinen stehen zu können. Eine süße Schwäche erfasste sie.
Da löste sich Rafael schwer atmend von ihr. Sie sah, dass er genau wie sie von der Heftigkeit ihres gegenseitigen Verlangens überwältigt war.
„Bist du sicher?“, wiederholte er seine Frage leise.
Als sie stumm nickte, glitt ein triumphierendes Lächeln über sein Gesicht, und er schwang sie auf seine starken Arme, um sie die Treppe hinauf in ihr Schlafzimmer zu tragen.
Im ersten Licht der Morgenröte erwachte Annie. Sie stützte sich auf einem Ellbogen ab und betrachtete ihren Liebhaber.
Schlafend wirkte Rafael weicher, irgendwie verletzlicher. Er war leidenschaftlich gewesen, sehr leidenschaftlich und trotzdem liebevoll und behutsam. Geschickt hatte er ihre Lust geschürt, bis Annie ihn heiser anflehte, endlich zu ihr zu kommen.
Sie lächelte verträumt. Wie kein anderer vor ihm hatte Rafael ihr gezeigt, zu welchen Freuden sie fähig war. Wieder und wieder hatte er sie zum Höhepunkt gebracht, und allein die Erinnerung daran ließ sie erschauern.
Zärtlich strich sie mit dem Zeigefinger über seine Lippen, über seine Wangen, seine Nase und die geschwungenen dunklen Brauen, wie um sich seine Züge einzuprägen. Sie wusste, dass sie ihn nicht wiedersehen würde.
In einer einzigen wundervollen Nacht war es ihm gelungen, eine tiefe Wunde in ihr zu heilen, von der sie gedacht hatte, dass sie sich nie wieder ganz schließen würde.
Allein deshalb würde sie ihn nie vergessen.
2. KAPITEL
Annie las in der Patientenakte, um ihr Gedächtnis aufzufrischen. Nicht dass es nötig gewesen wäre. Sie hatte Claire und Roy Dickson schon ein paarmal gesehen und kannte ihre Geschichte gut. Zufrieden, dass sie immer noch auf dem neuesten Stand war, lehnte sie sich zurück und wartete auf ihre Patienten.
Regentropfen prasselten gegen die Fensterscheiben, und Annie musste an jene magische letzte Nacht ihres Spanienurlaubs denken. Fast vier Monate waren seitdem vergangen, aber ihre Erinnerungen an die Stunden, die sie mit Rafael verbracht hatte, waren nicht im Mindesten verblasst.
Sie erinnerte sich an jede Berührung, an jeden Kuss. Es war, als hätte sie gefunden, was in ihrem Leben noch gefehlt hatte. Den Mann, auf den sie gewartet hatte. Ihren Seelenverwandten. Bisher hatte sie nicht daran geglaubt, dass es so etwas überhaupt gab. Doch inzwischen wusste sie es besser.
Manchmal allerdings wünschte sie sich, sie wäre ihm nie begegnet. Ihr war, als hätte sie einen Teil von sich in Spanien zurückgelassen, und das machte die Einsamkeit nur umso schmerzlicher. Annie seufzte, als sie sich an seine letzten Worte erinnerte.
„ Cariño “, hatte er am Morgen ihrer Abreise zu ihr gesagt. „Hätte ich dich nur schon früher kennengelernt. Aber jetzt ist es … zu kompliziert.“
Sie hatte ihn nicht gedrängt, ihr zu erklären, was er
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