Julia Ärzte zum Verlieben Band 37
auf. „Reicht es nicht, dass du mir Sam all die Jahre vorenthalten hast? Jetzt wagst du es auch noch, mir zu unterstellen, ich würde ihn wie ein Familienmitglied zweiter Klasse behandeln lassen? Nein, Viv, ich meine es ernst. Ende der Diskussion. Er wird mein rechtmäßiger Erbe sein. Und du wirst mich heiraten.“
Verzweiflung schnürte ihr den Atem ab. Vehement schüttelte sie den Kopf. Die Angst vor dem Abgrund, in den sie blickte, ließ ihre Stimme schrill klingen.
„Wenn ich dich heiraten muss, werde ich sterben!“
Bei ihren Worten überlief Ghaleb ein Schauer. Als er ihr Schluchzen hörte, spürte er, wie alle Hoffnung – alle Lebendigkeit – ihn verließ. Die Wahrheit war unerträglich.
„So sehr hasst du mich?“
„So sehr liebe ich dich!“, schleuderte sie ihm entgegen.
Die Welt schien stillzustehen, und alles um ihn herum verschwamm. Nur das Echo ihrer Worte hallte in seinem Bewusstsein wider. Sie liebte ihn.
Viv liebte ihn!
Doch noch ehe er die Bedeutung voll erfasste, sprach sie weiter.
„Was auch immer du für mich zu empfinden glaubst – es ist keine Liebe. Und dann ist da noch diese andere Frau, die du heiraten musst. Ich könnte es nicht ertragen, in deiner Nähe zu sein, wenn du einer anderen gehörst. Ich würde verrückt werden. Und was für eine Mutter gäbe ich dann noch für Sam ab?“
Er sank vor ihr auf den Boden und senkte den Kopf, als würde er ein inniges Gebet sprechen. Und das tat er. Voller Demut und Beschämung dankte er seinem Schöpfer dafür, dass sie ihn noch immer zu lieben schien.
Mit bebenden Händen versuchte sie ihn wegzuschieben, doch er umklammerte ihre Knie wie ein Ertrinkender. „Viv, du bist der wichtigste Mensch auf der Welt für mich. Du bist mein Leben …“
„Okay, dann heirate ich dich eben.“ Die Verzweiflung in ihrer Stimme tat ihm beinahe körperlich weh. „Aber nur unter einer Bedingung: Sobald du Sam offiziell anerkannt hast, lassen wir uns scheiden.“
Er musste sie stoppen, bevor sie ihn mit ihren Worten umbrachte.
Schnell stand er auf und hielt ihre Hände fest. „Ich habe eine bessere Idee, ya hayati – denn du bist mein Leben. Ich werde dich heiraten, und ich werde mich niemals von dir scheiden lassen. Ich könnte es gar nicht – und das hat nichts mit Sam zu tun. Ich könnte es nicht, denn ohne dich würde ich sterben.“
Sie verzog das Gesicht zu einer schmerzverzerrten Miene. Den Anblick konnte er nicht ertragen. Schnell zog er sie in die Arme und bedeckte ihre zitternden Lippen, ihre Wangen und ihren Hals mit Küssen. „Ich liebe dich, Viv …“
Sie sank an seine Brust und ließ sich von ihm ihre Tränen vom Gesicht küssen. „Bitte, Ghaleb, es ist nicht nötig, dass du behauptest, mich zu lieben …“
Er trat einen Schritt zurück und stöhnte vor Frustration. Dann stieß er voller Leidenschaft hervor: „ Ana aabodek – ich liebe dich nicht nur, ich bete dich an!“
Sofort hatte er sich wieder unter Kontrolle. Mit zitternder Stimme erklärte er: „Soll ich es beweisen? Ich werde es dir an jedem einzelnen Tag unseres Lebens beweisen! Doch als Erstes sollst du wissen, dass ich niemanden außer dir heiraten werde. Ich habe die andere Hochzeit abgesagt. Ich gehöre dir, nur dir, für immer. Und ich werde dich niemals wieder gehen lassen.“
Viv sah ihn fassungslos an. Ghalebs Blick schien bis zum Grund ihrer Seele vorzudringen.
„Wie?“, flüsterte sie.
„Ganz einfach. Zumindest, was mich betrifft. Die Pflicht, die mein Leben bestimmt hat und die vor sieben Jahren meiner Liebe zu dir im Weg stand, hat diesmal den Kürzeren gezogen. Ich habe Omraania zuliebe sieben Jahre deines Lebens zerstört. Habe wegen Omraania die kostbaren ersten sechs Jahre meines Sohnes verpasst. Es reicht jetzt. Ich werde nicht mal sieben weitere Sekunden von deinem oder Sams Leben für mein Land opfern. Es ist die Pflicht eines Kronprinzen, seinem Königreich zuliebe eine diplomatisch wichtige Ehe einzugehen, doch ich bin kein Kronprinz mehr. Es war zwar schwierig, meinen Vater und den Ältestenrat davon zu überzeugen, mich bei der Thronfolge zugunsten meines jüngeren Bruders Essam zu übergehen, aber letztendlich habe ich mich durchgesetzt.“
„Um Himmels willen …“
„Hoffentlich enttäuscht es dich nicht allzu sehr, nicht die künftige Königin von Omraania zu werden? Ehrlich gesagt glaube ich sowieso, dass mein Vater uns alle überleben wird. Es wäre also eher Sam gewesen, der die Thronfolge angetreten hätte. Nun
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