Julia Ärzte zum Verlieben Band 37
Sein Blick wanderte zu Viv und verfinsterte sich. „Sam, ich möchte, dass du ein bisschen mit Anna spazieren gehst. Ich muss mit deiner Mutter sprechen.“
Sam nickte zustimmend und drückte Ghaleb noch einmal an sich. Dann sah er fragend zu seiner Mutter herüber, die ihm abwesend zunickte. Sekunden später stürmte er zu Anna, die die Szene aus einiger Entfernung mit Tränen der Rührung in den Augen beobachtet hatte.
Voll ängstlicher Erwartung blickte Viv zu Ghaleb. Mit ausdrucksloser Miene bedeutete er ihr, ins Haus zu gehen. Unfähig, sich ihm entgegenzusetzen, folgte sie seiner Aufforderung. In der Abgeschiedenheit ihres Arbeitszimmers umfasste er energisch ihre Arme und drehte sie zu sich um.
„Wie …?“
Sofort unterbrach er sie. „Wie ich es geschafft habe, vor euch hier zu sein? Ganz einfach: Ich habe die königlichen Privilegien, die du so sehr hasst, ausgenutzt und meinen eigenen Jet genommen.“
Sie biss sich auf die Lippen. „Ich … ich wollte nicht …“
„Was wolltest du nicht, Viv?“ Er konnte seine Wut nicht länger zurückhalten. „Du wolltest dich nicht einfach so davonstehlen? Ist das die Rache für das, was ich dir damals antat, Viv?“
„Bitte, Ghaleb …“
Doch er ließ sich nicht beruhigen. „Und was noch, Viv? Du wolltest es nicht vor mir verheimlichen?“
Er wusste es. Aber wie hatte er es herausgefunden?
Unwichtig. Er hatte es herausgefunden – und nur das zählte.
„Ich wollte es dir sagen …“, begann sie.
„Wann, Viv?“ Verzweifelt rieb er sich das müde Gesicht. „Nach weiteren sieben Jahren?“
„Ich … ich wollte außerhalb von Omraania sein, wenn ich …“
Er schüttelte sie unsanft. „Ich habe dich gefragt! Und du hast mich belogen. Schamlos belogen. Doch mein Herz konntest du nicht täuschen. Es hat die Verbindung sofort gespürt, vom ersten Augenblick an. Als Sam den Unfall hatte, wurde mir klar, dass ich mein Leben für ihn geben würde. Obwohl ich annehmen musste, dass er das Kind eines anderen ist. Doch in der Klinik wurde ich immer unruhiger. Ich hielt es zunächst für einen verrückten Zweifel, für eine Wunschvorstellung. Ich sagte mir, dass du niemals dazu fähig wärst, mich derart zu täuschen, doch die Ungewissheit machte mich verrückt. Ich brauchte Gewissheit. Und so habe ich einen DNA-Test gemacht. Ich musste durch einen Vaterschaftstest erfahren, dass ich einen Sohn habe, Viv!“
Tränen liefen über seine Wangen. „In seinen Reisedokumenten habe ich gelesen, dass sein richtiger Name Sammy lautet. Ist das ein Kosename für Samuel, oder soll es der arabische Name Sammy sein?“
Weinend nickte Viv. „Ich … ich wollte, dass er einen Namen aus deiner Kultur trägt. Aber einen, der auch bei uns nicht zu exotisch klingt.“
Aufgewühlt schloss Ghaleb die Augen.
Einen endlosen Moment lang schwieg er. Doch seine Wut war noch nicht verraucht. „Wie konntest du behaupten, Sam sei nicht von mir? Wie konntest du mir meinen Sohn vorenthalten? Und Sam seinen Vater?“
Die Ungerechtigkeit seiner Anschuldigungen ließ ihren Tränenfluss augenblicklich versiegen. Wut und Frustration gewannen die Oberhand. „Warum ich ihm seinen Vater vorenthalten habe? Ganz einfach: Ich wollte ihm die Enttäuschung ersparen, wollte nicht, dass er Hoffnungen in einen Vater setzt, der ihn niemals als seinen Sohn anerkennen würde.“
Ghalebs düsterer Blick durchbohrte sie förmlich. „Du hast tatsächlich angenommen, ich würde mein eigenes Fleisch und Blut verleugnen?“
„Wie sollte ich denn wissen, wie du reagieren würdest, Ghaleb?“, ereiferte sie sich. „Für dich war unsere Affäre doch nicht mehr als ein schmutziges Geheimnis. Am Schluss hast du mich wie den letzten Dreck behandelt. Ich befürchtete, Sam bedeutet für dich eine Katastrophe, deren Existenz du um jeden Preis verheimlichen würdest. Und ich ging davon aus, dass es dir lieber sei, nichts von ihm zu wissen. Ich wollte Sam schützen. Nach Omraania bin ich nur gekommen, weil er immer wieder nach seinem Vater fragte. Ich musste eine Entscheidung treffen: Hast du es verdient, Bescheid zu wissen, oder ist es besser, ich erzähle Sam, sein Vater sei gestorben?“
Ein Dolchstoß hätte Ghaleb nicht schmerzlicher treffen können als Vivs Worte. Sein Zorn wurde von bitterer Reue und Beschämung erstickt.
Wie hatte er auch nur eine Sekunde lang vergessen können, was er ihr angetan hatte? Wie hatte er es wagen können, ihr Vorwürfe zu machen?
Während der letzten achtzehn
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