Julia Ärzte zum Verlieben Band 37
Stunden, von dem Augenblick an, als er das Ergebnis des DNA-Tests in der Hand gehalten hatte, war er zu keinem klaren Gedanken mehr fähig gewesen. Das Einzige, woran er denken konnte, war die Erkenntnis gewesen, dass Viv ihm seinen Sohn vorenthalten und ihn verlassen hatte. Er hatte sie verloren. Sie und seinen Sohn.
Ihre bitteren Worte hatten ihm ein eindrückliches Bild davon vermittelt, was er angerichtet hatte. Für einen Augenblick hatte Viv ihre Maske abgelegt. Sie hatte gezeigt, dass ihre Stärke und ihre Gleichgültigkeit nur gespielt waren und sie noch immer furchtbar unter den Verletzungen litt, die er ihr zugefügt hatte.
Sie hatte erwogen, Sam zu sagen, dass sein Vater – also er – tot sei.
Das hätte er wohl verdient.
Erschüttert ließ er sich aufs Sofa fallen und stützte den Kopf in die Hände. Viv setzte sich ihm gegenüber auf einen Stuhl.
Wider besseres Wissen klammerte Ghaleb sich an einen letzten Funken Hoffnung. Er hob den Kopf und sah Viv sehnsuchtsvoll an. Doch ihr geliebtes Gesicht blieb verschlossen.
„Viv …“, flüsterte er mit rauer Stimme. „Hast du deine Meinung über mich wirklich nicht geändert? Es war doch so wundervoll mit uns beiden …“
Als sie nach einer Minute noch immer nichts sagte, glaubte er schon, sie wolle seine Frage ignorieren. Doch dann atmete sie zitternd aus.
„In Omraania wurde mir täglich klarer, wie sehr deine Pflichten dein Leben bestimmen und dass du Sam niemals öffentlich anerkennen kannst.“ Sie wandte sich ab.
„Ich hatte gehofft, du würdest mich besser kennen.“
„Aber das tue ich! Ich weiß jetzt, dass du ein wundervoller Vater für Sam sein wirst. Er wird der glücklichste kleine Junge auf Erden sein.“
Hoffnung stieg in ihm auf. „Meinst du wirklich? Warum hast du mir dann nichts gesagt? Warum bist du abgereist?“
Wieder traten Tränen in ihre Augen. „Ich konnte es dir einfach nicht sagen … nicht von Angesicht zu Angesicht. Ich musste dich verlassen. In deinem öffentlichen Leben ist kein Platz für Sam. Ich wollte dich nicht kompromittieren. Aber ich hatte ganz ehrlich vor, es dir von hier aus zu sagen. Am Telefon. Schon heute hätte ich es getan. Ich wollte hierbleiben und es dir überlassen, wie sehr du an Sams Leben teilnehmen möchtest. Ich war mir sicher, dass du eine Lösung finden würdest, die es dir ermöglicht, ihn so oft wie möglich zu sehen.“
Ihre Worte bewegten ihn tief. Sie hatte ihr schwieriges Leben nicht nur ohne seine Hilfe und seine Liebe gemeistert, sie war auch bereit, weiterhin alles allein zu bewältigen. Von ihm erwartete sie nichts außer gelegentlichen, unverbindlichen Besuchen. Ihm zuliebe verzichtete sie auf Geborgenheit, auf finanzielle Hilfe, auf ein ganz normales Familienleben.
Das war zu viel. Einfach zu viel.
Er senkte den Blick, niedergedrückt von Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen. Doch dann richtete er sich entschlossen auf und erklärte feierlich: „Sam wird nicht nur erfahren, dass ich sein Vater bin, er wird von jetzt an nie wieder ohne mich sein.“
Ungläubig schüttele Viv den Kopf. „Wie soll das gehen, wenn …“
Ghaleb ließ sie nicht ausreden. „Heirate mich, Viv!“
So war das also. Sie hatte den Verstand verloren und litt an Wahnvorstellungen.
Ghaleb konnte unmöglich hier vor ihr stehen und sie fragen … sie fragen ob …
Doch dann begriff sie, und die Bedeutung seiner Worte nahm ihr den Atem.
Ghaleb, der nie mehr von ihr wollte als ein flüchtiges Abenteuer, sah sich gezwungen, ihr einen Heiratsantrag zu machen, um mit seinem Sohn zusammen sein zu können.
Er bot ihr eine Zweckehe an, wollte sie als Nebenfrau.
Dachte er wirklich, sie könnte es ertragen, ihn mit einer anderen zu teilen?
Verzweifelt suchte Viv nach einer Lösung, die ihr Leben – sie – nicht völlig zerstören würde.
„So weit musst du nicht gehen, um mit Sam zusammenleben zu können, Ghaleb“, presste sie hervor. „Ich … ich habe gehört, dass in deiner Kultur auch uneheliche Kinder eines Prinzen zur königlichen Familie gezählt werden. Sam zuliebe werde ich in Omraania leben, sodass ihr euch jederzeit sehen könnt.“
Während sie sprach, wurde Ghalebs Blick immer eindringlicher, bis Viv die Worte auf den Lippen erstarben. Anscheinend hatte sie ihn schon wieder erzürnt. In diesem Augenblick erinnerte er sie sehr an einen unbarmherzigen Wüstenfürsten, der zu jeder extremen Handlung fähig war.
Was sollte sie tun, wenn er Sam einfach mitnahm?
Aufgebracht sprang er
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