Julia Ärzte zum Verlieben Band 37
noch immer zwischen ihnen, James hatte sich die ganze Nacht nicht zudecken können.
„Es war nicht kalt, mach dir keine Sorgen.“
Er hatte die Nacht mit ihr verbracht. Neben ihr geschlafen.
Aber er hatte die Situation nicht ausgenutzt.
James Alexander war ein Mann, der Wort hielt. Ein Mann, dem sie vertrauen konnte.
Charlotte wandte sich ihm zu und strich ihm zärtlich über die Wange. „Danke.“
„Wofür?“
„Dass du ein Gentleman warst.“
„Nicht alle Männer sind so wie der, der …“ Er verstummte.
„Mich vergewaltigt hat.“ Als er sie betroffen anblickte, fügte sie ruhig hinzu: „Ich war in Therapie, James, ich kann das Wort aussprechen, ohne zusammenzuzucken. Natürlich werde ich nie vergessen, was er mir angetan hat, und ich werde es ihm nie verzeihen. Aber ich will mir davon auch nicht mein Leben kaputtmachen lassen.“
„Da bin ich froh. Ich hoffe nur, dass es nicht so schlimm für dich wird, wenn die Presse von der Sache erfährt.“
„Es kann nicht schlimmer werden als die Vergewaltigung selbst“, antwortete sie. „Und du hattest recht gestern Abend. Die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, sind meine Freunde. Sie kennen mich, und sie werden auf meiner Seite sein.“
„Warum hast du daran gezweifelt?“
„Michael arbeitete im selben Krankenhaus, in der Verwaltung. Er war ein sympathischer Kerl, jeder mochte ihn.“ Sie schloss kurz die Augen. „Als ich am Tag danach zur Arbeit kam, hatte ich das Gefühl, dass jeder Bescheid wusste. Dass er einfach auf der Station auftauchen und so tun würde, als wäre nichts passiert.“
James zog sie dicht an sich. „War es so?“
„Nein, die Polizei hatte ihn schon verhaftet. Aber Monate später musste ich ihm vor Gericht wieder gegenübertreten.“ Sie fröstelte. „Er war sich überhaupt keiner Schuld bewusst. Er meinte, wir wären ja schon ein paar Mal zusammen ausgegangen, und es wäre nur der nächste natürliche Schritt gewesen. Vor der Urteilsverkündung hat meine Anwältin meine Hand gehalten, solche Angst hatte ich, dass er doch noch davonkommt. Aber es hatten noch mehr Frauen gegen ihn ausgesagt, die sich zuerst nicht getraut hatten. Sie dachten, er würde behaupten, dass sie sich an ihm rächen wollten, weil er die Beziehung beendet hatte.“
„Charlotte, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich verstehe nicht, wie ein Mann so …“ Ungläubig schüttelte er den Kopf.
Sie schmiegte sich enger an ihn, suchte seine Wärme. „Er bekam sieben Jahre. Als endlich alles vorbei war, war ich total ausgelaugt. Ich erinnerte mich, wie sehr ich als Kind die Ferien bei Onkel Nick und Tante Annabel genossen hatte. Ich liebe Cornwall. Das Meer, die Strände, die herrliche Landschaft, all das hat etwas Friedliches, Heilendes, das ich dringend nötig hatte. Also rief ich Nick an und fragte ihn, ob ich eine Weile bleiben könnte. Er besorgte mir eine Unterkunft, und dann wurde die Stelle am St. Piran frei.“
„Und alles war gut, bis ich auftauchte und du plötzlich von nervtötenden Reportern belagert wurdest.“ Er streichelte ihr Haar. „Verzeihst du mir? Können wir noch einmal von vorn anfangen?“
Sie nickte. „Du hast mir auch sehr gefehlt, obwohl ich so wütend auf dich war. Wollen wir heute Abend zusammen essen, bei mir? Ich koche uns etwas.“
„Wahnsinnig gern.“ James nahm ihre Hand und küsste sie zärtlich. „Jetzt müssen wir leider zur Arbeit. Das Badezimmer ist dort drüben, Handtücher und eine neue Zahnbürste findest du im Schrank.“
„Danke, ich dusche lieber zu Hause und ziehe mir frische Sachen an. Aber die Zahnbürste nehme ich gerne.“
„Soll ich dir Frühstück machen? Wenigstens einen Kaffee?“, fügte er hinzu, als sie den Kopf schüttelte.
„Nein, vielen Dank, ich will bald los.“
„Wegen Pandora?“
„Ja. Meinst du, die Paparazzi sind wirklich weg?“
„Sie werden sich gedacht haben, dass ich mir den Wecker stelle und du irgendwann mitten in der Nacht nach Hause fährst.“
„Und sie nehmen nicht an, dass ich über Nacht geblieben bin?“
„Wenn es die sind, die mir sonst auf den Fersen sind, wissen sie, dass ich nie eine Frau bei mir übernachten lasse. Es hätte also wenig Sinn, bis zum Morgen zu bleiben.“
Sie brauchte einen Moment, um das zu verarbeiten. So etwas passte nicht zu dem Mann, der in dem Ruf stand, dass er eine Affäre nach der anderen hatte.
Die Presse, dachte sie. Hatte James nicht gesagt, dass viele Geschichten maßlos übertrieben wären? Aber er
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