Julia Ärzte zum Verlieben Band 37
den USA hatten sie nie zusammen im OP gestanden. Es hieß zwar, sie sei eine exzellente Chirurgin. Doch er hatte immer angenommen, ihr vermeintlicher Erfolg beruhe auf der Tatsache, dass ihr Vater der kaufmännische Leiter der Klinik gewesen war.
Und nun hatte sie sich schon zum zweiten Mal eine Stelle bei ihm erschlichen. Es würde ein Leichtes sein, ihr ihre Unzulänglichkeit zu demonstrieren.
Danach würde er sie fortschicken. Und niemand würde ihm vorwerfen können, er hätte sie aus persönlichen Gründen abgelehnt. Einzig und allein ihre mangelhaften Fähigkeiten wären daran schuld. Und dann wäre es endlich vorbei. Er würde das unselige Kapitel Vivienne endgültig schließen können.
Plötzlich spürte er, wie seine Haut prickelte. Sie war da. Ohne sich umzudrehen, wusste er, dass sie den Raum betreten hatte. Selbst nach all diesen Jahren reagierte sein Körper noch auf sie.
Er wandte sich um, und ein Gefühl von Déjà-vu überwältigte ihn. Genau so hatte sie damals im OP-Vorraum vor ihm gestanden, als sie ihn überredet hatte, sie zu seiner Forschungsassistentin zu machen. Und genau wie damals setzte sein Verstand aus. Nur mit Mühe konnte Ghaleb sich zurückhalten, sie an sich zu ziehen, ihren wundervollen Körper zu berühren und sie zu küssen. Es war, als seien die letzten sieben Jahre mit einem Schlag ausgelöscht.
In ihrer Miene spiegelten sich seine Empfindungen wider. Auch sie schien aus der Fassung zu sein.
Was hatte das alles zu bedeuten?
Ghaleb zwang sich, tief durchzuatmen. Er war fest entschlossen, ihren Verführungskünsten diesmal zu widerstehen.
Doch was war das für ein Gefühl, das sich mit aller Kraft seinen Weg bahnte? Verlangen? Wünschte er sich wirklich, in ihren Augen ein eindeutiges Angebot zu lesen?
Mit der Zungenspitze fuhr er über seine ausgetrockneten Lippen und blickte Vivienne erwartungsvoll an. Wie lange würde es dauern, bis ihr kühler und distanzierter Blick verschwinden und der glühenden Leidenschaft von damals Platz machen würde?
„So trifft man sich also wieder, Dr. Al Omraan. Oder muss ich dich jetzt mit ‚Eure königliche Hoheit Kronprinz Ghaleb‘ ansprechen?“
2. KAPITEL
Ghaleb starrte die Frau verständnislos an, die abgesehen von ihrem Äußeren keinerlei Gemeinsamkeiten mit der Vivienne von früher zu haben schien.
Der schockierte Ausdruck auf ihrem Gesicht, den er vorhin zu sehen geglaubt hatte, war einer grimmigen Entschlossenheit gewichen. „Ich vermute, du warst es, der mich in den OP bestellt hat?“
B’hag dschahim – was zur Hölle …?
Ihre Stimme war noch die gleiche – sinnlich und voll. Doch er hatte nicht geahnt, dass sie so kalt klingen konnte.
„Natürlich warst du es“, beantwortete sie ihre eigene Frage. „Ich bin erst seit zwei Stunden hier und habe schon gelernt, dass man in diesem Land ohne deine Erlaubnis noch nicht einmal atmen darf. Von eigenständigem Denken, Sprechen und Handeln mal ganz zu schweigen.“ Sie musterte ihn abschätzig und wandte dann den Blick ab. „Ich vermute, du möchtest, dass ich mich einwasche?“
Ich möchte, dass du mir sagst, wo die alte Viv geblieben ist, wäre ihm beinahe laut herausgerutscht.
Wo war die Frau geblieben, die ständig wie ein Schmetterling um ihn herumgeflattert war? Die nie genug von ihm bekommen konnte und wie gebannt an seinen Lippen gehangen hatte? Auch wenn sie ihm nur etwas vorgemacht hatte, fragte er sich, warum sie ihre Charade aufgegeben hatte.
Aus Erfahrung wusste er bereits, dass Frauen sehr fantasievoll sein konnten, wenn es darum ging, wohlhabende Männer zu erobern. Und als einer der reichsten Männer der Welt – noch dazu als angehender Herrscher und berühmter Chirurg – war er eine der begehrtesten Partien, die man sich vorstellen konnte.
War dies also ihre Taktik? Glaubte sie, durch ihr abweisendes Verhalten sein Interesse anzustacheln?
Falls ja, zeigte dieser Plan bereits erste Erfolge.
Nun, warum eigentlich nicht? Er würde auf ihr Spiel eingehen und ihre wahren Absichten aus ihr herauskitzeln. Und wenn sie sich dann am Ziel glaubte, würde er sie aus Omraania ausweisen. Aus seinem Land und aus seinem Leben. Und diesmal würde es für immer sein.
„Deine Vermutung ist korrekt“, erwiderte er schließlich. „Allerdings nur, was die Aufforderung betrifft, in den OP zu kommen. In dem anderen Punkt irrst du dich gewaltig. Mir ist wirklich nicht daran gelegen, mich mit blind gehorchenden Untertanen zu umgeben.“
„Natürlich. Danke für
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