Julia Ärzte zum Verlieben Band 37
die Information.“
War das etwa Sarkasmus? Ghaleb konnte ihre Reaktion nicht einordnen.
„Würdest du dann bitte deinen Lieblingsuntertanen bitten, mir den Weg zu meinem OP zu zeigen? Ich werde in genau zehn Minuten fertig sein.“
Es war tatsächlich Sarkasmus. Ghaleb verzog grimmig den Mund. „Adnan gehört nicht zum medizinischen Personal. Seine Aufgabe endete mit deiner Begrüßung hier. Ab jetzt kümmere ich mich um dich.“
„Prima. Ganz wie du möchtest. Was steht heute Morgen auf dem Programm?“
„Zehn Eingriffe.“
Ohne mit der Wimper zu zucken zog sie ihre Jacke aus. Ghaleb betrachtete ihre braun gebrannten, schlanken Arme und spürte, wie sein Verlangen nach ihr wuchs. Daran konnte auch die kühl-sterile Umgebung nichts ändern. Verlegen blickte er zur Seite.
Sie bemerkte offensichtlich nicht, was in ihm vorging, und stellte sich unbeeindruckt an das nächste Waschbecken, um sich auf die Operation vorzubereiten. „Ist jemand hier, der mir beim Anziehen des OP-Kittels hilft?“
Ghaleb schluckte und versuchte verzweifelt, die Erinnerung an die unzähligen Gelegenheiten zu verdrängen, bei denen er sie ausgezogen hatte.
Als er schließlich antwortete, war seine Stimme nur noch ein raues Krächzen. „Ich werde dir helfen.“
Spöttisch hob Viv die sorgfältig gezupften Augenbrauen. Hatte sie bemerkt, was in ihm vorging?
Doch ihr Blick blieb unbeteiligt, als sie antwortete: „Ich weiß ja, ich bin hier, um mir mit dir die Klinikleitung zu teilen, doch geht die Zusammenarbeit jetzt nicht ein wenig zu weit?“
„Ich kann dir versichern, dass es ganz normal für mich ist, einer Kollegin zu helfen.“
Viv war inzwischen mit dem Händewaschen fertig und trocknete sich mit einem sterilen Handtuch ab. „Tatsächlich? Im Arbeitsvertrag des ehrwürdigen Kronprinzen steht also im Kleingedruckten, dass er auch die Aufgaben der OP-Schwester zu erledigen hat? Wer hätte das gedacht?“
Ghaleb zuckte zusammen. Niemand durfte so mit ihm sprechen. Nicht einmal sie. Vor allem nicht sie. Doch warum verletzte ihr Spott ihn so? Hatte er insgeheim erwartet, dass sie ihm Respekt und Achtung erweisen würde? Er war es nicht gewohnt, dass jemand in seiner Gegenwart unbefangen seine Meinung sagte. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er während der letzten Jahre immer unnahbarer und herrschsüchtiger geworden war.
„Das Leben steckt voller Überraschungen“, entgegnete er.
Viv sparte sich eine Antwort und griff stattdessen nach einem OP-Kittel.
Ghaleb trat auf sie zu, wie magisch angezogen. Der Duft ihres Parfüms beschwor längst vergessene Erinnerungen herauf. Ja, es war tatsächlich dasselbe Parfüm wie damals. Süß und köstlich und voller Sinnlichkeit.
Sanft drehte er sie herum, damit er ihren Kittel hinten zubinden konnte. Ihm stockte der Atem, als er dabei ihre sanft geschwungenen Hüften berührte. Doch Viv reagierte nicht auf seine Berührungen. Sie stand mit gesenktem Blick vor ihm und rührte sich nicht. Gerade als er etwas sagen wollte, kam der Rest des OP-Teams herein.
Ghaleb fluchte innerlich vor Enttäuschung. Jetzt gab es keinen Grund mehr für ihn, sie zu bitten, ihm ebenfalls beim Ankleiden zu helfen. Frustriert drehte er sich zum Waschbecken um und begann, sich zu waschen.
Als er sich ihr einige Minuten später wieder zuwandte, stockte ihm erneut der Atem.
Sie lächelte.
Ein warmherziges, offenes Lächeln, das allerdings nicht ihm, sondern seinen Assistenzärzten galt. Ihn hatte sie noch nicht ein einziges Mal angelächelt, seitdem sie hier war.
Er ärgerte sich, dass es ihm etwas ausmachte. Und dass es ihm sogar einen Stich der Eifersucht versetzte. Höchste Zeit, diese lächerliche Szene zu beenden. Schließlich hatte er einen konkreten Plan für diesen Tag.
Wortlos ging er zur Tür, die in den Operationssaal führte. Erst als er auf den Türöffner drückte, drehte er sich noch einmal zu seinen Kollegen um. „Da Dr. LaSalle sich bereits selbst vorgestellt hat, können wir ja nun mit dem OP-Programm beginnen.“
Das Team folgte ihm schweigend und mit betretenen Blicken. Jedem war die grobe Unhöflichkeit von Ghaleb bewusst, sie nicht offiziell vorzustellen und willkommen zu heißen.
Lediglich Viv selbst schien wie immer unbeeindruckt.
Viv betrat als Letzte den OP – mit zitternden Knien.
So hatte sie sich das Ganze nicht vorgestellt.
Sie hatte diese Stelle in der Hoffnung angenommen, Ghaleb gelegentlich zu sehen. Gelegentlich! Wieso sollte sie jetzt mit ihm zusammen eine
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