Julia Ärzte zum Verlieben Band 42
er zu seinem Neffen. Er streifte sich seine eigenen Schutzhandschuhe aus Leder über, die die Handfläche bedeckten, aber die Finger zur Hälfte freiließen.
„Aber …“
„Kein Aber. Sicherheit ist das A und O beim Klettern.“ In dieser Hinsicht war Taylor unerbittlich. „Die richtige Ausrüstung hat mein Leben schon mehr als einmal gerettet. Glaub mir, Spaß ist schön und gut, aber die Sicherheit geht vor. Vor allem, wenn ich nicht nur für mich selbst verantwortlich bin.“
„Ja, gut.“ Alex gehorchte. „Genau das sagen sie im Camp auch immer.“
„Das will ich hoffen“, gab Taylor zurück und befestigte Alex’ Klettergeschirr an seinem eigenen. „So, ich werde vorausgehen. Wenn du fallen solltest, kann ich dich halten.“
Alex nickte. „Alles klar. So weit sind wir im Camp wohl noch nicht.“
Piper sah von unten zu, wie sich die beiden langsam an der Felswand nach oben arbeiteten. Jetzt, da sie nicht mehr selbst hinaufklettern musste, erschien der Felsen plötzlich weniger hoch, aber sie war dennoch ganz froh, nicht in dieser Wand zu hängen.
Während Taylor sich auf den nächsten Schritt konzentrierte, spürte er, wie ihn eine tiefe Ruhe durchströmte. Er liebte es zu klettern und freute sich darauf, diesen Sport mit seinem Neffen zu teilen. Hier in diesem Canyon, weg von der lauten Stadt, konnte er Stress und Anspannung hinter sich lassen. Ein leichter Wind aus der Wüste umwehte ihn.
Taylor genoss dieses Gefühl, einfach für den Moment zu leben. Er dachte nur daran, wo er als Nächstes seinen Fuß hinsetzte, wo er seine Hand platzierte. Sonst nichts.
„Onkel T?“, fragte Alex, der hörbar außer Atem war.
„Ja, was ist?“
„Wie hoch klettern wir denn noch?“
„Ich weiß nicht. Warum? Bist du schon erschöpft?“ Taylor grinste den Jungen an, der ihn von unten verärgert ansah.
„Quatsch. Ich will nur wissen, ob ich morgen im Kurs erzählen kann, dass wir tausend Fuß hoch waren.“
Lachend erwiderte Taylor: „Ich fürchte nicht. Der große Felsen ist etwa fünfhundert Fuß hoch, der hier vielleicht fünfzig. Wir schauen hinterher, wie hoch wir gekommen sind.“
Er kletterte weiter und gab seinem Neffen immer wieder Tipps und Anweisungen, wo er sich am besten festhalten konnte. Nach einer weiteren halben Stunde hatte Taylor den Eindruck, dass Alex genug hatte. Er griff nach seiner Wasserflasche. „Mach eine Pause, und trink einen Schluck. Deine Muskeln müssen sich entspannen.“
Alex hielt inne und holte sein Wasser ebenfalls aus der kleinen Gürteltasche. „Okay.“
„Wir erholen uns kurz, und dann kehren wir um“, verkündete Taylor.
„Aber ich will bis nach oben.“
„Tut mir leid. Der Weg hinunter ist anstrengend genug, glaub mir.“
Widerwillig gab Alex nach. Als er seinen Fuß nach unten auf den ersten Halt setzte, bemerkte Taylor, dass das Bein des Jungen zitterte.
„Geht’s dir gut?“, fragte er besorgt. Unerfahrene Kletterer, die ihre Grenzen überschritten, bekamen häufig Muskelkrämpfe. Aber das war ein sehr ungünstiger Zeitpunkt, er musste dafür sorgen, dass der Junge sicher wieder auf den Boden kam.
„Alles bestens“, sagte Alex, aber seine Stimme klang unsicher. Er atmete schwer, sein Gesicht war gerötet.
„Piper!“, rief Taylor nach unten. Falls etwas passierte, wollte er, dass sie gewarnt war.
Schnell erhob sie sich und bedeckte ihre Augen mit einer Hand, während sie nach oben schaute. „Ich bin da. Wie sieht’s bei euch aus?“
„Alex ist erschöpft.“
„Bin ich nicht.“
„Ich werde ihn am Seil herablassen“, sagte Taylor, ohne auf den Einwand zu achten. „Können Sie von unten dirigieren und dafür sorgen, dass er gut ankommt?“ Er würde es sich nie verzeihen, wenn Alex etwas zustieß.
„Sicher.“
„Aber, Onkel T …“
„Keine Diskussionen“, sagte Taylor energisch. Während er das zusätzliche Seil und Geschirr vorbereitete, wurde der Wind stärker. Eine heftige Böe konnte an einer Felswand für große Probleme sorgen, aber darüber durfte er jetzt nicht nachdenken. Er konzentrierte sich auf seine Aufgabe und kletterte ein Stück hinunter zu Alex.
„Ich werde das jetzt befestigen, damit ich dich abseilen kann.“
„Das ist so peinlich“, flüsterte der Junge.
Taylor merkte, wie sehr Alex sich schämte. „Nein, das ist zur Sicherheit, sonst nichts. Genauso würde ich es bei jedem anderen Kletterpartner auch machen, wenn seine Muskeln verkrampfen.“ Er machte sich selbst große Vorwürfe, weil er
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