Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
Affäre andichten.
„Danke gleichfalls“, antwortete sie. „Das hier ist mein Sohn Ben.“ Am liebsten hätte Kylie erklärt, dass sie und Seth nur befreundet waren, doch sie fürchtete, dass sie dadurch alles nur noch schlimmer machen würde.
„Gleich wird das Abendessen serviert“, kündigte Celeste an. „Möchten Sie auch etwas? Seth kann in die Kantine gehen – er bekommt den ganzen Monat kostenlos zu essen, weil seine Mannschaft das Baseballturnier gewonnen hat.“
„Ja, ich hätte gern etwas zu essen.“ Kylie sah Seth missbilligend an. „Ich kann es nicht glauben, dass ihr nur wegen eines Baseballsieges einen ganzen Monat lang kostenlos essen dürft.“
Seth zuckte die Achseln. „Tja, das ist eben das Privileg der Sieger.“
Kylie verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. Um sein Ego brauchte man sich offensichtlich keine Sorgen zu machen.
Unauffällig sah sie auf ihre Uhr und fragte sich, wann er gehen würde. Sie genoss seine Anwesenheit sehr, doch jeder hier in dieser kleinen Klinik schien Seth zu kennen. Je länger er blieb, desto größer würde das Getratsche über sie sein.
Schließlich stand er auf. „Kylie, kommst du allein zurecht? Wenn du möchtest, kann ich auch über Nacht hierbleiben.“
Über Nacht bleiben? Womöglich mit ihr zusammen auf dem kleinen Schlafsofa? Entgeistert schüttelte sie den Kopf. „Nein danke. Das ist sehr nett von dir, aber nicht nötig.“ Plötzlich fiel ihr auf, dass er gar kein Auto dabei hatte. Sie waren alle drei in Kylies Wagen hergekommen.
„Soll ich dich schnell zu mir fahren, damit du dein Auto holen kannst?“
„Nein, ich werde sicher jemanden finden, der mich mitnimmt. Kein Problem.“ Zögernd trat er einen Schritt auf sie zu. „Bist du sicher, dass ich nicht doch lieber bleiben soll?“
„Ja, da bin ich mir vollkommen sicher.“ Seth’ Engagement war bereits weit über eine normale Freundschaft hinausgegangen. „Trotzdem danke.“
„Dann sehe ich euch beide morgen früh.“ Widerwillig ging er zur Tür.
„Du brauchst aber nicht extra unseretwegen zu kommen“, sagte Kylie. „Wir schaffen das schon.“
Seth runzelte die Stirn. „Ich muss morgen arbeiten. Also kann ich vor meiner Frühschicht kurz nach euch sehen.“ Er winkte ihr zum Abschied zu und ging hinaus.
Kylie seufzte und rieb sich die Augen. Es war lächerlich, sich einsam zu fühlen, nur weil Seth heimgegangen war. Schließlich war sie die letzten sechs Jahre mit Ben allein gewesen. Wieso reichte ihr das plötzlich nicht mehr?
Sie kannte die Antwort genau. Es lag an den gestohlenen Küssen. In einem unaufmerksamen Augenblick hatte sie es zugelassen, dass die Einsamkeit sie erwischte. Doch so unterhaltsam und charmant Seth auch war – sie wusste, dass sie langfristig nicht mit ihm rechnen konnte.
Nach einer unruhigen Nacht, in der sie sich hin und her gewälzt und über Bens Operation nachgegrübelt hatte, wurde Kylie am nächsten Morgen in aller Frühe von einer Krankenschwester geweckt. Ben war der erste Patient auf dem OP-Plan. Schnell duschte Kylie und zog sich an.
„Mom, ich habe Hunger. Und Durst“, quengelte Ben, der ebenfalls nicht gut geschlafen hatte.
„Tut mir leid, Ben. Du darfst jetzt weder essen noch trinken.“ Sein leidender Blick traf sie bis ins Mark. Manchmal war es wirklich schwierig, Kinder zu haben. „Nach der OP darfst du etwas trinken.“
„Aber ich habe jetzt Hunger und Durst!“
Sein jammernder Tonfall ließ sie hilflos seufzen. Zum Glück kam gerade die Krankenschwester herein.
„So Ben, es geht los! Ich schiebe dich jetzt in den Operationssaal.“
Sofort war Ben abgelenkt und ließ sich widerstandslos aus dem Raum schieben. Kylie ging hinter ihnen her. Sie war erleichtert, dass Ben anscheinend nicht sonderlich nervös war.
„Der Doktor gibt dir gleich etwas zum Einschlafen, damit du nichts von der Operation mitbekommst“, erklärte die Schwester, während sie auf den Fahrstuhl warteten. „Wenn du wieder aufwachst, wirst du noch etwas schläfrig sein, aber das geht schnell vorüber.“
Ja, wenn es keine Komplikationen gab. Doch Kylie ließ sich ihre Bedenken natürlich nicht anmerken.
Am Eingang des OP-Traktes hielt die Schwester an und lächelte Kylie entschuldigend zu. „Tut mir leid, aber ab hier ist Eintritt verboten.“
Kylie zwang sich zu einem Lächeln und gab Ben einen Kuss. „Wir sehen uns dann später, mein Schatz. Ich hab dich lieb.“
Ben schlang seine Arme um ihren Hals. Erst in diesem Augenblick
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