Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
sie schmerzlich seine Abwesenheit. Einen Moment lang lehnte sie sich gegen die Tür und schloss die Augen.
Wieso ließ sie sich auf ihn ein? Sie wusste doch, dass Seth nicht mehr als ein guter Freund für sie sein durfte. Warum hatte sie zugestimmt, ihn am nächsten Tag schon wieder zu treffen?
Während sie noch den Kopf über ihre eigene Dummheit schüttelte, ging sie zurück in die Küche. Wo hatte sie nur die Telefonnummer des Babysitters hingelegt?
Am kommenden Tag klingelte Seth um Viertel vor zwölf an Kylies Tür – genau fünfzehn Minuten vor Spielbeginn. Er trug ein leuchtend grünes Packers-Trikot und warf Ben zur Begrüßung eine kleine Tüte zu. „Hier. Das ist für dich. Ich hoffe, es gefällt dir.“
Eifrig öffnete Ben die Tüte und stieß einen Schrei aus. „Wow! Ein Bears-Trikot!“, rief er begeistert und holte das marineblaue Football-Shirt mit der orangen Spielernummer heraus, um es sich über den Kopf zu ziehen. Es reichte ihm fast bis zu seinen Knien. „Danke, Seth!“
„ Dr. Seth “, ermahnte Kylie ihren Sohn lächelnd. Wie nett von Seth, Ben etwas mitzubringen. Sie selbst wäre niemals auf die Idee gekommen, Ben ein Football-Trikot zu kaufen.
Sie stellte Chips und einen Dip zum Knabbern während des Spiels auf den Tisch und setzte sich dann zu Seth aufs Sofa, wobei sie allerdings demonstrativ einige Zentimeter Abstand zwischen ihnen ließ. Mit einem betont verführerischen Grinsen sah er sie an.
Als das Spiel begann, erklärte Seth ihr die Regeln, und schon bald bemerkte Kylie, dass es im Grunde gar nicht so kompliziert war.
In der ersten Pause sah sie zu Ben herüber und bemerkte, dass ihr Sohn seinen Kopf seltsam steif nach vorn streckte.
„Ben, was ist los? Tut dir dein Nacken weh?“
„Nein. Alles okay“, antwortete Ben, ohne den Blick vom Fernseher zu wenden.
„Warum hältst du dann deinen Kopf so komisch?“
„Damit ich besser sehen kann.“
Seth runzelte die Stirn. „Ist das Fernsehbild verschwommen?“
„Ein bisschen“, gab Ben zu.
Seth war bereits aufgestanden und kniete sich vor Ben auf den Boden. „Sieh mich an“, befahl er.
Ben blickte ihn folgsam an.
„Halt mit deiner Hand das linke Auge zu.“ Über dem linken Auge war die Platzwunde, die genäht werden musste. „Wie verschwommen bin ich?“
„Kein bisschen“, antwortete Ben.
Seth nickte. „Gut. Nun halte dir das rechte Auge zu. Wie verschwommen bin ich jetzt?“
„Ganz stark verschwommen. Ich sehe dich fast doppelt.“
Kylie hielt die Luft an und bemühte sich, die Panik zurückzudrängen, die in ihr aufstieg, als Seth sie besorgt ansah.
„Ich denke, du solltest den Augenarzt anrufen.“
„Ja. Das mache ich.“ Kylie stand auf und ging in die Küche, wo sie ihr Notizbuch mit der Telefonnummer aufbewahrte.
Sie wählte die Nummer von Dr. Geoff Greenley, doch da es Sonntag war, meldete sich nur der Anrufbeantworter. Sie hinterließ eine Nachricht und ihre Telefonnummer und legte dann auf.
Unglücklich sah sie das Telefon an. Hoffentlich meldete Dr. Greenley sich bald.
Als sie schon fast wieder im Wohnzimmer war, fiel ihr ein, dass sie den Babysitter nicht mehr brauchte. Auf keinen Fall konnte sie mit Seth ausgehen, während Ben Sehstörungen hatte.
Obwohl sie enttäuscht war, griff sie erneut nach dem Hörer. Wahrscheinlich war es besser so, denn die beiden Küsse hatten sie stärker durcheinandergebracht, als gut für sie war.
Seth wollte nur Spaß haben. Das hatte er deutlich gesagt. Sie hätte dieser Verabredung niemals zustimmen dürfen, denn Kylie wusste, dass er früher oder später von ihr gelangweilt sein und zur nächsten Frau weiterziehen würde. So wie er es immer tat.
Wenn sie sich auf ihn einließ, würde er ihr das Herz brechen.
Seth fuhr Kylie und Ben ins Krankenhaus, wo sie Dr. Greenley treffen sollten. Nach über einer Stunde endlosen Wartens hatte der Augenarzt sich endlich gemeldet und sich sofort bereit erklärt, Ben zu untersuchen.
„Hallo, Seth!“, begrüßte Simon Carter, ein Unfallchirurg, für den Seth in den vergangenen Wochen einige Schichten übernommen hatte, seinen Kollegen. Neugierig blickte er zu Kylie und Ben. „Hi Kylie. Was ist los? Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“
„Wir sind hier mit Dr. Greenley verabredet. Mit Bens linkem Auge stimmt etwas nicht“, erklärte Seth. „Hast du ein freies Behandlungszimmer für uns?“
„Na klar. Kommt mit.“
Während sie auf den Augenarzt warteten, nahm eine Krankenschwester Bens Personalien
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