Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
wenigstens ein Teil seines Körpers normal funktionierte.
Nach zwei Wochen war Tasha drauf und dran, schreiend aus dem Haus zu laufen.
Ihr Racheplan erwies sich als Bumerang. Die Einzige, die litt, war sie selbst, weil die erotische Spannung zwischen ihnen mit jedem Tag brenzliger wurde.
Statt Abstand zu finden, fühlte sie sich mehr und mehr zu Alessandro hingezogen. Und seine Unbeweglichkeit führte dazu, dass sie praktisch für alles zuständig war. Sie ging sogar für ihn ans Telefon.
Der Gedanke war kaum zu Ende gedacht, da klingelte es schon wieder. Tasha verdrehte die Augen und fragte sich, welche seiner vielen Freundinnen wohl dran war.
Eine tüchtige Sekretärinnenstimme teilte ihr mit, dass Fürstin Eleanor ihren Sohn zu sprechen wünsche, doch bevor Tasha den Apparat weiterreichen konnte, drang eine kühle, kultivierte Stimme durch die Leitung.
„Sind Sie seine Krankenschwester?“
Tasha straffte unwillkürlich die Schultern. „Nein, eigentlich bin ich …“
„Schon gut, ich will es gar nicht wissen.“ Kalt verlangte sie, ihren Sohn zu sprechen, und irritiert gab ihm Tasha ohne ein weiteres Wort das Telefon.
Was hatte seine Mutter andeuten wollen?
Eigentlich hatte Tasha erwartet, dass sie einen Bericht über den Gesundheitszustand ihres Sohnes hören wollte. Aber anscheinend hielt es die Fürstin für unter ihrer Würde, mit ihr zu sprechen.
Ärgerlich auf sich selbst, dass es ihr etwas ausmachte, beschäftigte Tasha sich damit, aufzuräumen. Dabei versuchte sie, dem Gespräch keine Beachtung zu schenken. Aber obwohl es auf Italienisch geführt wurde, entging ihr nicht, wie angespannt Alessandro war. Entweder musste er sich eine Predigt anhören oder einen Haufen Fragen, denn er antwortete knapp und einsilbig, gerade noch an der Grenze zur Unhöflichkeit. Hinterher warf er das Telefon aufs Bett, griff nach seinen Krücken und humpelte nach draußen auf die Terrasse.
Düstere Stimmung umgab ihn wie eine dunkle Wolke. Tasha sah sich das nicht lange an, wie er so dastand, verkrampft, mit nach vorn gezogenen Schultern. Sie folgte ihm. „Brauchst du etwas, kann ich dir etwas holen?“
„Nein, vielen Dank.“ Reglos starrte er auf die Surfer unten in der Bucht. „Es sei denn, du kannst mir einen neuen Körper bringen.“
„Ich weiß, wie schwierig es für dich ist, aber der Heilungsprozess braucht nun einmal Zeit.“ Tasha versuchte, sich in seine Mutter hineinzuversetzen. Alessandro war der einzige Sohn, der ihr geblieben war. Sein Unfall musste ein Schock gewesen sein. Vielleicht war der kühle Tonfall nur Ausdruck ihrer Ängste gewesen. „Und deine Mutter macht sich Sorgen um dich.“
„Eher darum, dass ich meinen Pflichten nicht nachkommen kann. Denn während ich hier ‚herumlungere‘ und mir mit hübschen Krankenschwestern die Zeit vertreibe … womit du übrigens gemeint bist …“ Er warf ihr ein ironisches Lächeln zu. „… geht mein Image zum Teufel.“
Aha. Tasha sah auf die Blutergüsse, die im offenen Kragen seines Polohemds deutlich sichtbar waren. „Weiß sie, wie schwer du verletzt wurdest?“
„Ja. Josh hat sie angerufen, als ich im OP lag.“
„Und?“
„Sie sagte, ich wäre selbst schuld, wenn ich mich auf Risikosport einlasse. Mein Unfall käme zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Allein im nächsten Monat hätte ich bei fünfzig offiziellen Veranstaltungen auftreten sollen, die Eröffnung des jährlichen Maiballs im Palast eingeschlossen.“ Ein harter Ausdruck trat in seine Augen. „Mein Faible fürs Polospiel war ihr schon immer ein Dorn im Auge. Pflichterfüllung und Verantwortung sind das Einzige, was für sie zählt. Und jetzt habe ich auch noch die Kardinalsünde begangen und ihr das Leben schwer gemacht.“
„Du bist ihr Sohn, und ich bin sicher …“
„Ich will dir mal was sagen, Tasha“, unterbrach er sie. „Was meine Mutter betrifft, so ist der falsche Sohn gestorben. Es ist meine Schuld, dass Antonio nicht mehr der Thronfolger ist. Und da ich ihn nicht zurückbringen kann, wird von mir erwartet, dass ich seinen Platz einnehme …“ Er murmelte etwas vor sich hin, das sie nicht verstand. „Und zwar in jeder Beziehung.“
„Möchtest du darüber reden?“
„Nein.“
„Aber …“
„Nicht alles lässt sich mit guter Pflege heilen, Natasha.“
Die Bitterkeit in seiner Stimme ging ihr zu Herzen. „Hat sie deshalb angerufen? Um dir zu sagen, dass du ihr das Leben schwer machst?“
„Ich soll meine Berater empfangen, die
Weitere Kostenlose Bücher