Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
sie, dass ihm das Fußballspiel völlig egal war.
Tasha knipste die andere Nachttischlampe an. Als das Licht aufflammte, entdeckte sie flüchtig Erschöpfung und Schmerz in seiner Miene, bevor Alessandro sich wieder in der Gewalt hatte. Sie zögerte und setzte sich dann auf den Stuhl neben seinem Bett. Einfach weggehen, das konnte sie nicht. Weil du es nicht erträgst, wenn jemand leidet, sagte sie sich. Nicht, weil er dir etwas bedeutet.
„Du siehst fertig aus.“
„Geh schlafen, Tasha.“
Sie ignorierte die Anweisung. Konnte er nicht schlafen, weil er an seine Verletzungen dachte, oder wegen seines verstorbenen Bruders?
„Nachts erscheint einem alles düster“, meinte sie leichthin. „Das erlebe ich oft bei meinen kleinen Patienten, und auch bei ihren Eltern. Die Dunkelheit bringt einen dazu, mehr zu grübeln.“ Sie hatte die Erfahrung gemacht, dass Reden half. Stundenlang hatte sie ängstlichen Kindern Gesellschaft geleistet, nachts mit ihnen Karten gespielt oder leise mit ihnen geplaudert, während alle anderen auf der Station schliefen. „Warum bist du eigentlich wieder in Cornwall? Ich dachte, du lebst in einem vergoldeten Palast und tust, was Prinzen täglich so tun.“
„Du hast an mich gedacht?“ Er wandte den Kopf, und Tasha hätte sich die Zunge abbeißen mögen. Wie gebannt blickte sie in seine dunklen Augen, drohte darin zu versinken. Genau wie damals.
„Du bist der Thronfolger“, erwiderte sie verlegen. „Als ich das von deinem Bruder las … Es tut mir leid, es war ein schrecklicher Schicksalsschlag für euch alle.“
„So ist das Leben.“ Seine Stimme klang hart.
Tasha zuckte ungewollt zusammen. Wie konnte es sein, dass man jemanden in die Arme nehmen und trösten und gleichzeitig weit, weit weglaufen wollte?
„Warum bist du hier, Tasha?“, fragte er da. „Was ist der wirkliche Grund?“
Ihr Herz machte einen Satz. Alessandro war nicht nur tapfer, sondern auch ein Mann, dem man anscheinend nichts vormachen konnte.
„Ich wollte helfen.“
„Tatsächlich?“ Ein glutvoller Blick aus schwarzen Augen traf sie. Verschwunden waren Kälte und Verlorenheit, und plötzlich schien die Zeit stillzustehen. Tasha konnte nicht mehr klar denken, wagte es kaum, Luft zu holen. Keiner von ihnen achtete auf den bunten flimmernden Bildschirm, auf den Jubel, als wieder ein Tor fiel. Sie sahen sich an, wie magisch zueinander hingezogen.
Bis Alessandro den Kopf abwandte und müde die Augen schloss. „Geh ins Bett, Tasha.“
Ihr wurde schwindlig vor Verlegenheit. Eine Minute länger, und sie hätte ihn geküsst, hätte sich vorgebeugt und seinen warmen Mund …
„Ja, natürlich. Sicher. Wirf nicht wieder was um, okay?“ Sie flüchtete buchstäblich aus dem Zimmer.
Was war an diesem Mann, dass sie sich plötzlich kaum wiedererkannte? Sie war mit Leib und Seele Ärztin, ihre kleinen Patienten waren ihr einziger Lebensinhalt, und im Moment sollte sie sich nur darauf konzentrieren, einen neuen Job zu finden.
Verwirrt und wütend auf sich selbst zog sie diesmal ihre Zimmertür fest hinter sich ins Schloss.
Missmutig blickte Alessandro aufs Meer hinaus. Zur Untätigkeit verdammt zu sein, trieb ihn fast zum Wahnsinn.
Genau wie das Zusammenleben mit Tasha. Immer und überall spürte er ihre Anwesenheit, selbst wenn sie nicht im Zimmer war. Der zarte Duft ihres Parfums hing in der Luft, oder er entdeckte ihre grasgrünen Ballerinas neben dem Sofa, die sie dort ausgezogen und vergessen hatte.
Und jetzt war sie beim Surfen. Von der Terrasse aus beobachtete er, wie sie auf den Wellen ritt, grazil und elegant. Es war, als sähe er einer Tänzerin zu.
Neid packte ihn. Wäre der Unfall nicht gewesen, er könnte jetzt mit ihr dort draußen sein. Nun ja, vielleicht doch nicht mit ihr, dachte er, als ihm einfiel, dass er sie ohne seinen Sturz wohl nicht so schnell wiedergesehen hätte.
Die neuen Schmerzmittel halfen gut, er machte allmählich Fortschritte. Was man von den anderen Baustellen in seinem Leben nicht behaupten konnte.
Zum Beispiel die Anrufe von Miranda.
Sie wollte ihn besuchen, aber er war noch nicht bereit, sie zu sehen. Geschweige denn, die Entscheidung zu treffen, die jeder von ihm erwartete.
Das Wichtigste war, dass er endlich wieder auf die Beine kam, und zwar so schnell wie möglich! Entschlossen humpelte Alessandro zum Bett und begann verbissen mit den Übungen, die ihm die Physiotherapeutin gezeigt hatte.
Getrieben von Ärger und Frustration arbeitete er hart und gönnte
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