Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
habe. Sie sollen nicht denken, dass ich eine Querulantin bin.“ Die Ketchupflasche kippte, und Tasha griff schnell zu, ehe sie auf den Teppich fiel. „Ich vermisse meine Arbeit. Ich vermisse die Kinder. Ich bin Ärztin, ich will Patienten.“
Als sie sah, dass Alessandro das Lachen buchstäblich aus dem Gesicht gewischt war, bereute sie ihre deutlichen Worte. „Entschuldige, aber ich hatte diese tollen Karrierepläne, und dann … wumm! … fliegt mir das Ganze um die Ohren. Gut gemacht, Tasha.“ Sie seufzte. „Egal, ich weiß gar nicht, warum wir über mich reden. Außerdem habe ich einen Job – Alessandro bremsen, damit er nicht losrennt, bevor er überhaupt gehen kann.“
„Man merkt, dass du Kinderärztin bist. Du behandelst mich wie ein Kind.“
Alessandro war kein Kind, ganz bestimmt nicht. Er war ein Mann, und zwar ein aufregender, leidenschaftlicher Mann. Sie hatte gedacht, ihr Zorn würde sie schützen, aber der war inzwischen verraucht. Und ihre Gefühle hatten nichts mehr mit der Vergangenheit zu tun, sondern waren sehr gegenwärtig.
Furcht durchzuckte sie. Wenn sie sich mit ihm einließ, könnte er ihr wieder wehtun, genau wie damals. Dabei hatte sie sich geschworen, sich so etwas nie wieder von einem Mann bieten zu lassen.
Je eher sie eine neue Stelle fand, desto besser!
„Du solltest dein Licht nicht unter den Scheffel stellen, Tasha. Du bist eine gute Ärztin.“ Josh nahm sich das letzte Stück Speck. „Weißt du noch, das kleine Mädchen, als du zu mir auf die Station kamst? Du hattest recht, es war kein Heuschnupfen. Sie hat tatsächlich einen angeborenen Herzfehler.“
„Ich dachte, Tasha arbeitet nicht bei dir?“ Verwundert sah Alessandro seinen Freund an.
„Tut sie auch nicht. Aber sie ging an der kleinen Patientin vorbei, und ihr fiel etwas auf, das meine Kollegen nicht bemerkt hatten.“ Josh lächelte. „Mein Schwesterchen hat ein unschlagbares Bauchgefühl.“
Tasha hörte augenblicklich auf, mit sich zu hadern. „Sie hatte einen Herzfehler? Bist du sicher?“
„Das hat der Kardiologe bestätigt. Du hast ihr womöglich das Leben gerettet.“
„Oh.“ Mitfühlend dachte sie an die Kleine und ihre Mutter. „Ich wünschte, es wäre nur ein Heuschnupfen gewesen. Armes Kind.“
„Diese Party …“ Alessandro brachte sein Bein in eine bequemere Lage. „Vielleicht kann ich dir da helfen.“
Josh sah ihn verblüfft an. „Du?“
„Du solltest Leben retten und nicht als Prinz verkleidet herumlaufen. Das kann ich dir abnehmen. Ich habe zwar noch nie einen Purpurmantel getragen“, fügte er ironisch hinzu. „Aber wenn es den Kindern hilft, tue ich es gern.“
„Ich komme mit.“ Als Besucherin auf der Kinderstation zu sein, war zwar nicht so gut, wie dort zu arbeiten, aber besser als nichts.
„Wie weit ist es vom Wagen bis zur Station? Mit diesem verdammten Bein kann ich nicht weit laufen.“
Tasha wollte schon einen Rollstuhl vorschlagen, aber ein Blick in sein aristokratisches Gesicht genügte, dass sie den Gedanken sofort verwarf. Alessandro würde eher über den Boden robben, als sich in einem Rollstuhl schieben zu lassen!
„Die Fahrstühle sind gleich am Eingang“, sagte Josh. „Ich spreche mit den Kollegen, damit sie Bescheid wissen.“
„Ich würde gern auf einer NIPS arbeiten. Weißt du jemanden, mit dem ich mich darüber unterhalten kann?“
„Was ist NIPS?“, wollte Alessandro wissen.
„Neugeborenen-Intensivpflegestation oder auch Säuglingsintensivstation. Wende dich an Megan Phillips.“
Tasha war nicht entgangen, dass Joshs Tonfall sich verändert hatte, und sie fragte sich, ob es mit Megan zu tun hatte. Als sie aufsah, begegnete sie Alessandros eindringlichem Blick. Alessandro schien das Gleiche zu denken wie sie. Jetzt lächelte er, langsam und so sexy, dass in ihrem Bauch ein warmes Kribbeln einsetzte. Sie hatte das Gefühl, in diesen dunklen Augen zu versinken, wollte etwas sagen, aber Alessandro kam ihr zuvor.
„Das Schlimmste ist überstanden“, sagte er. „Dir habe ich es zu verdanken, dass ich das Krankenhaus verlassen durfte. Ich komme zurecht. Also, wenn du gehen willst, geh ruhig.“
Er ließ ihr die Wahl … nicht nur, was die Pflege betraf.
Er stellte sie vor die Entscheidung, ob sie bei ihm bleiben wollte oder nicht.
Beide Männer sahen sie erwartungsvoll an, und Tasha antwortete, ohne erst lange nachzudenken. „Ich habe noch nie jemanden im Stich gelassen. Deshalb bleibe ich, bis du wieder uneingeschränkt
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