Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
beweglich bist, so wie ich es versprochen habe.“ Es war leicht, sich einzureden, dass das der wahre Grund war. „Aber ich muss mich trotzdem nach einem Vollzeitjob umsehen … obwohl noch nicht raus ist, ob ich von meinem letzten Arbeitgeber ein gutes Empfehlungsschreiben bekomme.“
„Bestimmt“, meinte Josh. „Ich habe diese Woche ein bisschen herumtelefoniert. Anscheinend hattest du auf deiner Station einen guten Ruf. Viele Leute stellen Fragen, und manche sind empört, dass man dich hat gehen lassen.“
„Echt? Warum hast du das nicht eher gesagt?“ Tasha strahlte über das ganze Gesicht. „Empört? Oh, das ist wundervoll!“
Alessandro betrachtete sie verblüfft. „Du freust dich, dass sie wütend sind?“
„Ja, ich finde es gut, wenn es ihnen etwas ausmacht, dass ich weg bin. Das ist nur menschlich, oder? Jeder braucht Bestätigung und Anerkennung. Hach, ich hätte zu gern, dass er sich bei mir entschuldigt. Aber darauf kann ich wohl lange warten.“
„Sicher. Dein alter Chef ist ein Idiot, vergiss ihn einfach.“ Josh beugte sich vor. „Was ist jetzt mit der Kinderparty?“
Erfüllt von neuer Energie schnappte sich Tasha ihren kleinen Lederrucksack. „Überlass das mir. In St. Piran gibt es genau den richtigen Laden für solche Kostümpartys. Alessandro und ich werden pünktlich im Krankenhaus sein.“
Tasha lud Tüten und Papiertaschen in den Kofferraum. Alessandro wunderte sich, dass sie einen bis obenhin zugeknöpften Mantel trug, obwohl es nicht kalt war.
„Sei vorsichtig beim Einsteigen.“ Sie nahm ihm die Gehhilfen ab und verstaute sie hinter den Vordersitzen. „Setz dich schon mal, ich helfe dir gleich.“
Behutsam schob sie sein Bein in die richtige Position und half ihm beim Anschnallen. Es war anstrengend, aber das hielt seinen Körper nicht davon ab, auf Tashas Nähe zu reagieren.
„Alessandro?“ Sie sah auf, ihre Blicke trafen sich, und sofort war die heftige Anziehung wieder da. Tasha wurde rot und wich schnell zurück. „Okay, gut, wenn du einigermaßen bequem sitzt, können wir los.“
„Tasha …“
„Die Kinder warten.“ Sie knallte die Beifahrertür zu.
Na schön, dann reden wir eben nicht darüber, was vor Joshs Besuch passiert ist, dachte er.
Tasha fuhr schnell, und Alessandro ertappte sich dabei, wie er die Zähne zusammenbiss. „Kennst du die Straßen hier?“
„Ja.“
„Gut. Die Kurve da ist schlecht einsehbar. Wenn uns jemand entgegenkommt, rauschen wir mit ihm zusammen.“
„Mache ich dich nervös? Einen großen, starken Mann wie dich?“
Das hässliche Bild eines zerbeulten Autowracks tauchte vor seinem inneren Auge auf. „Ich bin kein guter Beifahrer.“
„Entschuldige.“ Sie begriff sofort. „Daran habe ich nicht gedacht.“
Ihre Einfühlsamkeit überraschte ihn einmal mehr. Warum eigentlich? Sie war schon immer so gewesen: impulsiv und sensibel.
Alessandro wappnete sich gegen ihre Frage nach dem Unfalltod seines Bruders.
Aber sie wechselte geschickt das Thema. „Ist dir auch aufgefallen, dass Josh komisch war?“
„Komisch, wieso?“
„So angespannt.“
„Weil er seine kleine Schwester mit einem Mann erwischt hat.“ Er sah, wie sie errötete. „Er macht sich eben Sorgen um dich.“
„Ich bin keine sechzehn mehr. Warum denken Männer immer, dass Frauen verliebt sein müssen? Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Ich will keine Liebe, meine Karriere ist mir wichtiger. Außerdem können auch Frauen Sex ohne Liebe haben.“
„Wir hatten keinen Sex, Tasha.“
Es krachte, als sie schaltete. „Das weiß ich. Ich wollte ja auch nur sagen, wenn wir Sex gehabt hätten, dann hätte es nichts mit Liebe zu tun. In dem Punkt können wir Frauen genauso sein wie ihr Männer, ohne emotionale Beteiligung. Mit anderen Worten, Spaß haben, ohne dass das Herz daran hängt. Und genau das will ich.“
„Okay.“ Alessandro versuchte, sich Tasha ohne emotionale Beteiligung vorzustellen, und versagte prompt. Gefühle spielten bei ihr immer eine Rolle, ob sie nun ein Stethoskop in der Hand hielt oder Chilischoten ins Essen mischte.
Sie setzte den Blinker und bog auf den Krankenhausparkplatz ein. „Mit Josh stimmt was nicht.“ Das Thema schien ihr keine Ruhe zu lassen. „Er sah furchtbar aus.“
„Er arbeitet viel.“
„Das ist nichts Neues. Josh hat endlose Reserven, wenn es um die Arbeit geht. Nein, da ist noch etwas. Ich bin sicher, dass eine Frau dahintersteckt.“ Sie erzählte ihm von dem Morgen, als sie an die Tür zum
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