Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
sah, wie er das Kind lächelnd auf den Schoß hob. Wer hätte gedacht, dass er so wundervoll mit Kindern umgehen konnte? Ein starker Mann, warmherzig und kraftvoll in genau der richtigen Mischung.
Ihre Blicke trafen sich. Als Tasha sich für einen Moment in den tiefgründigen dunklen Augen verlor, fragte sie sich unwillkürlich, was passiert wäre, wenn Josh vorhin nicht gekommen wäre.
Alessandro und sie hätten miteinander geschlafen.
Ihr Mund wurde trocken, und sie wusste nicht, ob sie Bedauern oder Erleichterung empfinden sollte.
7. KAPITEL
„Wir hätten die Presse einladen sollen, es wären perfekte Fotos geworden. Selbst deine Mutter wäre begeistert gewesen.“
Tasha versuchte, möglichst unbekümmert zu klingen. In Wirklichkeit war sie völlig durcheinander. So fürsorglich und liebevoll, wie Alessandro vorhin mit den Kindern umgegangen war, das passte nicht zu dem arroganten Playboy, für den sie ihn immer gehalten hatte.
„Und zu Recht hätte mir jeder vorwerfen können, dass ich berechnend bin.“ Alessandro humpelte quer durch die Küche zum Kühlschrank, stützte sich auf einer Krücke ab und holte sich ein eiskaltes Bier heraus. „Ich will nicht aus dem Leiden anderer Kapital schlagen.“ Er warf die Kühlschranktür zu, öffnete die Flasche und trank durstig.
„Was ist denn mit dir los?“ Staunend sah Tasha ihn an.
Langsam senkte er die Bierflasche. „Wie hältst du das aus? Bricht es dir nicht das Herz, Tag für Tag diese kranken Kinder zu erleben?“
„Manchmal schon. Aber wenn ich Erfolg habe, ist es doppelt schön.“
„Ich werde nie wieder wegen meines Knöchels jammern.“
„Du hast nicht ein einziges Mal gejammert. Du bist sehr tapfer.“
„Tapfer?“ Er lachte humorlos auf. „Tapfer ist das Mädchen, das nie laufen wird. Oder der Junge, der zum zehnten Mal operiert wird. Wir Erwachsenen, wir beschweren uns doch über alles – über das Wetter, über zu viel Arbeit, unsere Familie. Aber diese Kinder, die im Bett liegen, während sie draußen mit ihren Freunden spielen sollten, unbefangen, ohne sich Gedanken über ihren Körper zu machen … die beklagen sich nicht. Zum Beispiel das niedliche kleine Mädchen mit der Zahnlücke, das auf seine Nierentransplantation wartet …“
„Hattie?“
„Ja, genau. Wusstest du, dass ihre Mutter zweihundert Meilen fährt, um bei ihr zu sein – und wieder nach Hause zurück, sobald Hattie schläft, weil sie sich um ihre beiden anderen Kinder kümmern muss?“ Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Und morgens setzt sie sich wieder ins Auto, damit sie bei Hattie ist, wenn sie aufwacht. Kannst du dir vorstellen, was das für ein Leben ist?“
„Anstrengend, sie reibt sich auf. Wahrscheinlich hast du ihr deshalb auch angeboten, deinen Hubschrauber zu benutzen.“ Die großzügige Geste berührte sie sehr. „Ich habe Hatties Mutter weinen sehen und dachte, sie hätte schlechte Nachrichten bekommen. Völlig überwältigt erzählte sie mir, du hättest ihr die Flüge angeboten, bis Hattie entlassen wird.“
„Kein Problem“, spielte er die Angelegenheit herunter. „Dann hat mein Pilot etwas zu tun. Wie kann ich noch helfen?“
„Du hast schon viel getan.“ Tasha nahm sich einen Apfel aus dem Obstkorb. „Sie hat ihre Mum bei sich, bis sie einschläft. Das ist sehr wichtig, wenn man erst acht ist.“
„Du verschwendest hier deine Zeit, Tasha.“ Mit ernster Miene lehnte er sich gegen den Tresen. „Kinder wie Hattie brauchen dich mehr als ich.“
„Willst du mich loswerden?“
„Nein, aber ich habe gesehen, wie du mit ihnen umgehst. Du bist sehr gut. Oder hast du das Vertrauen in dich verloren, weil ein einzelner Idiot anderer Meinung war?“
„Vielleicht. Ein bisschen.“ Das zuzugeben war besser, als sich einzugestehen, dass sie seinetwegen blieb. „Ich weiß nicht, ob mich noch jemand haben will. Aber ich habe mich schon nach Jobs umgesehen.“
„Was stellst du dir vor? Du möchtest doch sicher mal Chefärztin werden.“
„Ja, dafür habe ich während des Studiums und danach ziemlich hart gearbeitet.“
„Was ist mit Heiraten, Familie? Mit siebzehn hast du nur davon geträumt. Du wolltest nicht weniger, als dass ein Märchen für dich wahr wird. Warum jetzt nicht mehr?“
„Ich bin erwachsen geworden“, antwortete sie achselzuckend. „Allerdings habe ich schon früher gedacht, dass Aschenputtel auf eigenen Füßen stehen sollte, statt sich den Schuh von einem Prinzen nachbringen zu lassen. Und welche
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