Julia Ärzte zum Verlieben Band 45
„Weil meine Frau schwanger ist.“
8. KAPITEL
Um halb fünf morgens wachte Alessandro plötzlich auf. Draußen war es noch dunkel, Regenschauer peitschten gegen die Fensterscheiben.
Er stellte fest, dass er allein im Bett lag. Als er sich umsah, entdeckte er Tasha draußen auf der Terrasse.
Stirnrunzelnd stand er auf und hinkte zu ihr. „Was machst du hier draußen?“ Er sah, dass sie eins seiner Hemden trug, und es war klatschnass. „Wir sind hier nicht am Mittelmeer. Euer Klima ist scheußlich.“
„Geh wieder ins Bett, Alessandro.“
Ihr Tonfall war so kalt wie der Regen, der ihm über den Nacken rann, ihre Haltung abweisend.
„Sagst du mir, was los ist?“
Anfangs antwortete sie nicht, doch dann fuhr sie herum. „Warum zum Teufel tun wir das? Ich meine … was tun wir?“
Die vorwurfsvolle Frage war so unerwartet, dass er zuerst nicht wusste, was er sagen sollte. Alessandro sah den Ärger kommen und beschloss, locker zu bleiben. „Wir stehen bei Gewitter auf der Terrasse und lassen uns nass regnen“, sagte er. „Wahrscheinlich holen wir uns eine Lungenentzündung. Ich schlage vor, du kommst wieder mit rein, bevor unsere Lebenserwartung rapide sinkt.“
„Nein.“ Sie wandte sich ab.
Der Sturm, der in ihr tobte, schien schlimmer zu sein als das Unwetter um sie herum.
„Erzähl mir, warum du sauer bist“, bat er.
„Interessiert es dich denn? Dir hat noch nie eine Frau etwas bedeutet, schon vergessen?“
„Das war nur ein Wortgeplänkel mit deinem Bruder.“
„Nein, du hast es ernst gemeint. Warum sind Männer so?“ Sie strich sich das feuchte Haar aus dem Gesicht. „Was ist so toll daran, ewig Single zu bleiben?“
„Sag du es mir. Du bist auch Single.“
Ihr Blick flog zu seinen Augen, dann senkte sie ihn rasch wieder. „Achte nicht auf mich. Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist … wahrscheinlich geht mir das mit Megan und Josh ziemlich nahe.“
Alessandro erkannte die Lüge schon von Weitem.
Josh hat recht gehabt, dachte er grimmig. Bei seiner Schwester sind immer Gefühle im Spiel. Sanft fasste er sie bei den Schultern und drehte sie zu sich herum. „Tasha, sieh mich an.“
Sie musterte ihn finster und versuchte, sich seinem Griff zu entwinden. „Geh schlafen, Alessandro. Alles okay.“
„Lass uns darüber reden.“
„Nein.“
„Dann sag mir wenigstens, ob es etwas mit uns zu tun hat oder mit Josh.“
„Ich mache mir Sorgen um ihn.“ Unerwartet beugte sie sich vor und lehnte die Stirn an seine Brust. „Sonst ist er immer so stark, aber jetzt? Hast du sein Gesicht gesehen, als er uns erzählte, dass Rebecca schwanger ist? Er liebt Megan, und sie liebt ihn. Und wenn zwei Menschen sich so sehr lieben, sollten sie doch zusammen sein, egal, was passiert.“
Er fragte sich, ob ihr klar war, was sie da sagte. Alessandro zog sie dichter an sich und spürte ihren warmen, weichen Körper durch das nasse Hemd. Sie war so verletzlich, mehr, als sie zugeben wollte. Egal, was sie über Sex ohne Bindung gesagt hatte, in Wirklichkeit wünschte sie sich Liebe.
Von ganzem Herzen.
Alessandro unterdrückte ein Schaudern. Auch er hatte sich etwas vorgemacht, als er dachte, ihre Affäre würde keine Spuren hinterlassen. Bei Tasha schon, sie träumte von Glück und Liebe wie damals als Teenager. Vielleicht war es ihr nicht bewusst, aber er spürte es.
„Josh wird zurechtkommen“, versuchte er, sie zu beruhigen.
„Wie denn? Er lässt sein Kind nicht im Stich, nicht nach dem, was uns als Kindern passiert ist. Unser Vater ist einfach gegangen, von einem Tag auf den anderen.“ Sie wischte sich über die Augen.
„Nicht.“ Bestürzt strich er ihr über die Wange. Er ertrug es nicht, Tasha weinen zu sehen.
„Entschuldigung.“ Ihre Stimme klang rau. „Aber Rebecca liebt ihn nicht, und ich möchte so gern, dass er glücklich ist. Mit Megan. Du hast gesagt, dass es für beide etwas Besonderes war damals – all die vertane Zeit, ist das nicht schrecklich? Sie sollten für immer zusammen sein.“
Für immer.
Die beiden Worte setzten ihm mehr zu als Wind und Regen. Alessandro nahm ihre Hand. „Komm ins Haus.“
Tasha stand unter der Dusche und wartete darauf, dass die Kälte aus ihren Knochen wich. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie durchgefroren sie war.
Und als wäre das nicht genug, hatte sie sich mit ihrem Geschwafel von Liebe und Happy Ends auch noch völlig zum Narren gemacht. Ein Wunder, dass Alessandro sie nicht über die Brüstung geworfen hatte!
Sie
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