Julia Ärzte zum Verlieben Band 49
Vorstellung, dass Lewis die Einladung annehmen könnte, verursachte ihr Magendrücken.
„Ich bin sicher, dass Lewis heute Abend schon etwas anderes vorhat“, wandte sie betont beiläufig ein.
„Stimmt.“ Lewis deutete mit dem Kopf auf die junge Frau, die gerade an seinen Tisch geführt wurde. Förmlich und höflich nickte er Mikki und ihrer Mutter zu und sagte: „Vielleicht ein andermal.“
Mikkis schmerzende Herzstiche verstärkten sich, als er die aufregend schöne Frau begrüßte. Er umarmte die gertenschlanke Gestalt und zog sie eng an sich.
Lächerlich! Mikki wusste, dass es ihr nach so vielen Jahren nicht mehr so wehtun sollte. Ganz sicher hatte er inzwischen andere gehabt – bestimmt nicht nur eine. Sie hätte sich besser auf eine solche Situation vorbereiten sollen. Aber sie hatte sich voll und ganz auf ihre Karriere konzentriert und ihr Privatleben sträflich vernachlässigt, und das rächte sich nun.
Mikki wandte rasch den Blick ab. Auf keinen Fall wollte sie dabei zusehen müssen, wie er den schönen Rosenmund küsste. „Also, wie geht es dir, Mum?“, erkundigte sie sich nun, um sich abzulenken.
„Michaela …“ Heloise beugte sich vor und flüsterte ihr verschwörerisch zu: „Hast du das Mädchen an seinem Tisch gesehen? Die ist fast noch ein Teenager.“
„Er hatte schon immer eine Schwäche für den jungen, unschuldigen Typ“, gab Mikki leichthin zurück, während sie eingehend die Weinkarte studierte.
„Liebling, du warst damals zweiundzwanzig – und unschuldig wohl auch nicht mehr.“
„Dad und du, ihr meintet damals doch, dass ich zu jung wäre und dass ich noch nicht wüsste, was ich tue. Ich sollte wegen meiner ersten richtigen Liebesaffäre nicht mein Leben wegwerfen. So habt ihr euch ausgedrückt, oder?“
Heloise zog einen Schmollmund. „Er hat sich ordentlich gemacht, nicht wahr?“
„Was willst du damit sagen, Mum?“ Wieder widmete sie sich der Weinkarte. „Dass es mein größter Fehler war, ihn zu verlassen?“
Einen Moment lang herrschte angespanntes Schweigen.
Dann atmete Heloise frustriert aus. „Michaela, immer bist du so angriffslustig. Natürlich war es genau richtig, dass du ihm den Laufpass gegeben hast. Ihr beide hattet nichts gemeinsam.“
Mikki legte die Karte auf den Tisch und sah ihrer Mutter direkt ins Gesicht. „Ich habe ihn geliebt, Mum. Ich dachte, das würde reichen als gemeinsame Grundlage.“
„Aber, Schätzchen, hat er dich denn auch geliebt? Es ist ein großer Unterschied zwischen Liebe und Lust.“ Sie griff nach Mikkis Hand und streichelte sie sanft. „Ich weiß, das Baby zu verlieren war schrecklich. Doch am Ende war es am besten so, oder?“
„Ja, sicher.“ Mikki entzog ihr die Finger. Angestrengt versuchte sie den Schmerz zu ignorieren. Dieses Gefühl überkam sie stets, wenn sie wieder einmal über ihr Baby sprachen.
Damals hatte sie sich so geschämt: Es war ihre erste Auslandsreise gewesen, und sie war mit einem Kind im Bauch zurückgekehrt! Und dann hatte es statt einer rauschenden Hochzeit einen Blitzbesuch auf einem Londoner Standesamt geben sollen, danach ein kurzes Essen in einem schlichten Restaurant – beides war zwischen zwei OP-Termine von Lewis gequetscht worden. Natürlich hatte sie ihre Eltern enttäuscht, die sich für ihre einzige Tochter etwas ganz anderes vorgestellt hatten.
„Weißt du, ob er verheiratet ist?“ Heloise lehnte sich zurück. „Ich habe keinen Ring an seiner Hand gesehen.“
Auch Mikki hatte heimlich hingeschielt, wollte es aber nicht zugeben. „Keine Ahnung.“
„Meinst du, das ist seine Geliebte?“, überlegte Heloise laut. „Reiche und erfolgreiche Männer haben heutzutage meist eine Geliebte, oder?“
Seufzend erwiderte Mikki: „Mum, es ist mir völlig egal, wer und was sie ist. Es ist Lewis’ gutes Recht, mit jemandem zusammen zu sein. Es geht uns nichts an.“
Mikkis tadelnde Worte blieben nicht ohne Wirkung. Unruhig rutschte Heloise auf ihrem Stuhl hin und her. „Ich will nicht mit dir streiten, Liebling, ich möchte bloß ein wenig mit dir plaudern. In der letzten Zeit hast du ziemlich gestresst gewirkt. Und als du neulich mit deinem Vater essen warst, hast du kaum einen Bissen zu dir genommen. Das hat er mir erzählt. Stimmt irgendetwas nicht?“
„Es ist alles in Ordnung“, gab Mikki zurück. „Ich hatte nur oft Bereitschaftsdienst.“
„Du arbeitest zu viel, Liebling. Du wirst dich noch zu Tode schuften. Vielleicht solltest du es in Zukunft ein wenig
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