Julia Ärzte zum Verlieben Band 49
und mich war es ein herrlicher Spielplatz.“
„Du musst ein wahrer Albtraum gewesen sein.“
„Wer – ich? Nie im Leben“, tat er unschuldig, doch in seinen Augen funkelte es durchtrieben. Libby konnte ihn sich bestens als Achtjährigen vorstellen, mit aufgeschürften Knien und einem lausbubenhaften Grinsen im Gesicht, wie er von einem Missgeschick ins andere fiel.
Ein wehmütiges Gefühl schnitt ihr plötzlich ins Herz. Vielleicht würde auch sie eines Tages einen Sohn haben – wenn das Schicksal es wollte.
Sie erschauerte leicht. Der Wind hatte aufgefrischt, und es war empfindlich kühl geworden. „Dir ist kalt“, stellte Andrew fest. „Sollen wir gehen?“ Sie nickte, und so machten sie sich auf den Weg zum Auto.
Andrew sah Libbys rote Wangen und ihre leuchtenden Augen, und ein leises Bedauern stieg in ihm auf, dass alles zu Ende sein würde, wenn sie wieder in der Stadt waren. Dann würde der Alltag sie wiederhaben. Er würde wieder der gestresste Chirurg sein und Libby die stets fröhliche Stationsschwester.
Er verspürte den unwiderstehlichen Drang, sie an sich zu ziehen und zu küssen, einfach mit ihr in den Armen hier stehen zu bleiben, während die Welt sich ohne sie weiterdrehte. Leider hatte er seine Verpflichtungen, und seine Mutter würde ernstlich böse sein, wenn er nicht bald zurückkam.
Entweder das, oder sie würde anfangen, seine Hochzeit zu planen.
Er öffnete die Beifahrertür und ließ Libby einsteigen.
„Danke für den schönen Tag, Andrew“, sagte sie lächelnd.
Es war ihm unmöglich, sich länger zurückhalten. Er beugte sich zu ihr und küsste sie leicht auf die Lippen. Es war nur eine federleichte Berührung, doch das Herz pochte ihm dabei hart gegen die Rippen.
Er trat zurück und schlug die Autotür etwas fester zu, als nötig gewesen wäre. Dann setzte er sich ans Steuer. Schweigend fuhr er zum Haus zurück, voller Bedauern über das, was niemals Wirklichkeit werden würde.
Wenn die Dinnerparty gestern Abend schon ein rauschendes Fest gewesen war, so würde der heutige Ball alles übertreffen. Schon seit dem Morgengrauen herrschte hektische Betriebsamkeit, die sich inzwischen in eine Ruhe vor dem Sturm verwandelt hatte. Die Lieferwagen waren verschwunden, die Bühne war aufgebaut, und Libby spürte, wie ihre Aufregung wuchs. Sie war noch nie auf einem Ball gewesen. Plötzlich plagten sie Zweifel wegen Amys Kleid. Aber jetzt war es zu spät, um noch etwas zu ändern.
Andrew zog sich als Erster um. Er verschwand im Ankleidezimmer und kam wenig später in Smokinghosen und einem offenen Hemd wieder zum Vorschein. Der steife Kragen war befestigt, doch die Steckknöpfe, mit denen es geschlossen wurde, hielt er noch in der Hand.
„Würdest du bitte so nett sein und diese Dinger hier befestigen?“, bat er. „Das Hemd ist ein Folterinstrument, und ich komme einfach nicht damit zurecht. Aber hier ist eine Art Tasche, wo du hineinlangen und die Knopflöcher leichter erreichen kannst.“ Er demonstrierte es ihr, und Libby fand sich plötzlich mit der Nase an seiner muskulösen, behaarten Brust wieder. Tief atmete sie die Duftmischung aus Parfüm und seinem typischen männlichen Geruch ein.
Sie folgte seinen Anweisungen und steckte den ersten Knopf von hinten durch das Knopfloch, wobei sie mit den Fingern sein weiches Brusthaar berührte. Heiß durchströmte es ihren Körper.
Himmel, wie konnte er ihr das antun? Als sie den letzten Knopf befestigt hatte, waren ihr die Knie so weich geworden, dass sie kaum mehr stehen konnte. Unter ihren Fingerspitzen konnte sie den Schlag seines Herzens und die Wärme seines Körpers spüren.
Andrew stand unter der Berührung ihrer Finger ebenfalls Qualen aus. „Fertig“, sagte sie schließlich. Erleichtert bedankte er sich und kehrte wieder ins Ankleidezimmer zurück.
Ob ihr bewusst war, welche Wirkung sie auf ihn hatte? Es war beinahe über seine Kraft gegangen, ihre schlanken Finger auf seiner Brust zu spüren und den Apfelduft in sich aufzunehmen, der ihrem Haar entstieg. Und heute Abend würde er mit ihr tanzen müssen! Das wurde von ihm erwartet, nicht nur von ihr, sondern auch von seiner Familie und den Gästen.
Vielleicht machte Libby sich ja nichts aus Tanzen, doch das hielt er für unwahrscheinlich. Zwar war sie kein ausgesprochenes Partygirl, aber sie hatte sich gestern Abend sichtlich amüsiert. Bestimmt würde sie tanzen wollen. Nicht dass er selbst es nicht wollte, im Gegenteil. Doch er fürchtete, sie nicht im Arm
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