Julia Ärzte zum Verlieben Band 49
noch rasch ihr Nachthemd und die Toilettentasche in den Koffer und schloss den Reißverschluss.
Der Schmerz in seinem Blick schnitt ihr ins Herz. „Andrew, es tut mir so leid“, sagte sie und legte ihm die Hand auf den Arm.
„Das braucht es nicht. Es spielt keine Rolle mehr.“
„Aber sicher hättest du Kinder haben wollen?“
Er schenkte ihr ein trauriges Lächeln. „Man bekommt im Leben nicht immer das, was man will. Ich bin Kinderarzt, das füllt mein Leben aus.“
„Aber deine Mutter wünscht sich Enkelkinder. Weiß sie überhaupt davon?“
„Nein, und sie braucht es auch nicht zu erfahren. Niemand weiß davon.“
Unerwartet zog er sie in seine Arme. „Libby, du wirst meinetwegen doch keine Tränen vergießen? Ich bin darüber hinweg. Eines Tages werde ich eine Frau heiraten, die bereits Kinder hat. Dann brauche ich nicht zu befürchten, dass sie etwas vermisst und mich wegen meiner Zeugungsunfähigkeit irgendwann wieder verlässt.“ Er ließ sie los und nahm ihren Koffer vom Bett. Dann ging er aus dem Zimmer.
Eine halbe Stunde später saßen sie im Auto. Von seinen Eltern hatte Andrew sich gestern Abend noch verabschiedet, und Will wollte er später anrufen.
„Ich möchte gleich zum Krankenhaus fahren“, sagte er, als sie die Stadt erreicht hatten. „Ist es in Ordnung, wenn ich dich zu Hause absetze und gleich weiterfahre?“
„Natürlich. Ich habe selbst jede Menge zu tun.“
„Wäsche waschen?“, fragte er mit einem anzüglichen Grinsen.
Sie lachte. „Du hast es erraten. Und Staub wischen. Und die Katzenhaare wegsaugen.“
Vor Libbys modernem kleinem Reihenhaus hielt er an und stellte den Motor ab. Bevor er sich verabschiedete, trug er noch ihren Koffer hinein.
„Danke, dass du mitgekommen bist, Libby“, sagte er weich. „Es tut mir leid, dass ich mich nicht besser beherrscht habe. Ein solcher Ausgang war nicht geplant gewesen. Ich hätte die Situation gestern Abend nicht ausnützen dürfen.“
„Moment mal.“ Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, das sein Innerstes zutiefst berührte. „So habe ich das aber nicht in Erinnerung. Wenn jemand die Situation ausgenützt hat, dann war ich es. Oder habe ich dich etwa nicht zuerst geküsst?“
„Stimmt“, gab er zu. „Trotzdem … Libby, ich stehe immer noch zu dem, was ich gesagt habe. Ich bin nicht geschaffen für eine ernsthafte Beziehung, und ich möchte uns beiden nicht wehtun. Leider kann das nur zu leicht passieren.“
Ihr Lächeln verblasste. „Schon gut“, sagte sie leise. „Ich verstehe. Wir sind nur Freunde, weiter nichts. Nicht einmal das – Kollegen. Vergessen wir, was zwischen uns war.“
Andrew nickte, küsste sie kurz auf die Wange und ging zu seinem Auto.
Kollegen! Was für ein unbefriedigender Gedanke!
„Ach, Kitty, wie konnte ich nur so dumm sein? Ich habe mich Hals über Kopf in ihn verliebt!“, klagte Libby ihrer Katze ihr Leid. Sie nahm sie hoch, um mit ihr zu schmusen, doch die Katze war hungrig und am Liebeskummer ihres Frauchens nicht interessiert. So fütterte Libby sie und machte sich dann ans Auspacken.
Sie hängte Amys Kleid auf einen Bügel, ebenso den leicht zerknitterten Pashmina. Dann füllte sie die Waschmaschine und erledigte verschiedene Hausarbeiten, um sich von ihrem Kummer abzulenken. Irgendwann merkte sie, dass sie vor Tränen kaum noch etwas sehen konnte. Sie heulte sich erst einmal richtig aus, putzte sich die Nase und machte sich eine Tasse Tee. Dann rief sie Amy an. Sicher würde die schon vor Neugier platzen. Aber sie war nicht zu Hause. So beschloss Libby, ein Bad zu nehmen, und lag wenig später mit einem Buch in der Wanne.
„Wie geht es Jacob?“, erkundigte sich Andrew, als er auf die Kinderintensivstation kam.
„Wir sind alle zufrieden mit ihm“, erwiderte die Pflegerin. Sie berichtete kurz von den Fortschritten des kleinen Patienten und gab Andrew die Krankenakte. Er blätterte kurz darin, bevor er zu Jacobs Zimmer ging.
Seine Eltern waren gerade bei ihm. Andrew hatte ohnehin mit ihnen sprechen wollen.
„Hallo, Jacob“, begrüßte er den Jungen, obwohl der Kleine nicht bei Bewusstsein war. „Ich wollte nur kurz nach dir sehen.“
Er studierte die Anzeigen auf den Monitoren, untersuchte seine verletzten Beine auf Schwellungen, kontrollierte den Puls an seinem Fuß und nickte zufrieden. „Beine und Becken sehen schon wieder recht gut aus“, erklärte er den Eltern seines kleinen Patienten.
„Meinen Sie wirklich?“ Die Stimme von Jacobs Mutter klang
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