Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
Helm über den Lenker und wollte ein paar Schritte machen, um sich die Beine zu vertreten.
Erst nachdem er um das Gebäude herumging und die dicke Holztür unter dem steinernen Bogen unter dem Kirchturm sah, wurde ihm plötzlich bewusst, wo er gelandet war.
Dass die Dinge nicht so liefen wie geplant, war noch weit untertrieben. Wie konnte es angehen, dass er diesen Ort nicht gleich erkannt hatte? Gut, es war schon zehn Jahre her, und sein Besuch war kurz und grauenvoll gewesen. Aber mit Sicherheit war das hier die einzige Kirche im Umkreis des Harding-Anwesens.
In den Augen von Matts Familie war bei seiner Beisetzung keiner der „Bad Boys“ willkommen gewesen. Und alle anderen hatten sich peinlich berührt gezeigt, dass seine engsten Freunde ausgeschlossen gewesen waren. Alle wussten, dass die drei jungen Ärzte als Sargträger hätten dabei sein sollen, um einem Freund die letzte Ehre zu erweisen, der ihnen so nahestand wie ein Bruder.
Ebenso wenig durften sie dabei sein, als die lebenserhaltenden Geräte abgeschaltet wurden und Matt starb. Also waren sie mit ihren Motorrädern unterwegs gewesen. Drei „Bad Boys“, die auf einer abgelegenen Straße die Geschwindigkeitsbegrenzung überschritten hatten. Für sie war Matt an dem Tag auf dem Sozius mitgefahren. Ein Abgang, der ihm gerecht wurde.
Aber zu seiner Beerdigung waren sie erst spät eingetroffen und hatten schweigend in einer Reihe neben der Tür gestanden, die Helme in der Hand. Jet hatte zwei Helme gehalten, seinen eigenen und den von Matt. Zum Grab waren sie nicht mitgekommen, sondern hatten die Trauerfeier verlassen, bevor Becca sie öffentlich dafür anprangern konnte, dass sie ihren Bruder nicht gerettet hatten.
Danach war Jet niemals wieder zurückgekommen.
Irgendwo auf dem Friedhof an dieser Kirche musste Matts Grab sein, und er hatte es noch nie gesehen.
Deshalb war er hier.
Vielleicht hatte er seit heute früh, als er sich zu seiner einsamen Fahrt aufgemacht hatte, im tiefsten Innern die ganze Zeit gewusst, dass sie ihn letztendlich hierher führen würde. Sein Leben war ein einziges großes Chaos. Er würde die Scherben aufsammeln und weitermachen. Aber um mit diesem Kapitel abzuschließen, musste er tun, was er schon vor langer Zeit hätte tun sollen.
Es war nicht schwer, den Grabstein auf dem kleinen Friedhof zu finden. Ein schlichter Gedenkstein, auf dem lediglich der Name Matthew Samuel Harding und zwei Daten standen. Sein Geburtsjahr und sein Todesjahr.
Jet spürte die drückende Hitze der Sonne, während er auf den Grabstein schaute. Er schwitzte in seiner Lederkleidung, mochte aber noch nicht gehen.
„Ich bin hier, Kumpel“, murmelte er. „Aber es ist verdammt heiß. Also werde ich mich eine Weile unter den Baum da drüben setzen.“
Die Eiche war weit über hundert Jahre alt und die Zweige so schwer von Eicheln, dass sie fast bis zum Boden hingen. Jet lehnte sich mit dem Rücken an den dicken, knorrigen Stamm. Es fühlte sich richtig an, hier zu sein. Er wollte nur dasitzen, die friedliche Stimmung in sich aufnehmen, und irgendwie würde sich schon alles finden. Dann konnte er sein Leben wieder weiterleben.
Allmählich begann sich die ungeheure Anspannung in ihm zu lösen.
Jet schloss die Augen und ließ es einfach geschehen.
Auf dem Rückflug drehte sich das Gespräch ausschließlich um die Tragödie der jungen Arztfrau.
„Armer Kerl“, meinte Tom zum wiederholten Mal. „Er wird sich für den Rest seines Lebens Vorwürfe machen.“
„Als ob er irgendetwas hätte ausrichten können“, sagte Ben mitfühlend. „Mann, diese Aneurysmen sind wirklich unheimlich. Woher soll man wissen, ob bei einem selbst im Kopf nicht auch eine solche Zeitbombe tickt?“
„Aber manche Leute überleben doch, oder?“, warf Becca ein. Gleichzeitig schimpfte sie jedoch mit sich. Versuchte sie etwa, sich davon zu entlasten, dass sie Jet die Schuld an Matts Tod gegeben hatte? Um irgendeinen plausiblen Grund zu finden, weshalb sie ihm nie wirklich verziehen hatte?
„Kommt auf die Größe der Blutung an“, antwortete Tom. „Wenn es klein genug ist und man sich in der Nähe einer erstklassigen neurochirurgischen Station befindet, hat man eine realistische Chance. Bei einer großen Blutung, vor allem wenn der Hirnstamm betroffen ist, kann man nur noch darauf hoffen, denjenigen so lange an lebenserhaltende Geräte anzuschließen, dass seine Organe für eine Organspende infrage kommen.“
„Dafür hätte sie schon im Krankenhaus sein
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