Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
Tasche?“, fragte er schließlich.
„Die habe ich wohl liegen lassen. Ich hab bloß schnell die Babysachen gegriffen.“
„Das heißt, du hast gar nichts zum Umziehen?“
„Nein.“
Beide betrachteten Ellies Kleidung. Das grauenhafte, formlose Sweatshirt und die Jeans, die etwa fünf Größen zu groß zu sein schienen.
Max musterte sie kritisch. „Deine Sachen sind blutverschmiert.“
„Oh, mein Gott.“ Erschrocken starrte Ellie ihre verschmutzte Hose an. „Die ist völlig durchtränkt. Was ist, wenn der Mann Hepatitis hatte? Oder HIV?“
„Zieh deine Sachen aus“, sagte er sofort. „Stell dich unter die Dusche und bürste dich ordentlich ab. Ich werde das Zeug in die Waschmaschine werfen und desinfizieren. Und vergewissere dich, dass du keine offenen Wunden hast, vor allem an den Beinen. Hast du auch an den Händen Blut abgekriegt?“
„Nein. Jemand hat mir Plastiktüten gegeben.“
„Ach ja, richtig. Ich hatte mich schon gefragt, was du benutzt hast, bevor ich kam. Das ist gut.“ Max ging zum Babysitz, wo Mäuschen sich bemerkbar machte. „Ich kümmere mich um sie. Das Bad ist vom Flur aus gleich die erste Tür links.“
„Aber sie hat Hunger“, wandte Ellie ein.
„Ich geb ihr eine Flasche. Die kennt sie ja schon. Ich glaube nicht, dass sie was dagegen hat.“ Und Max machte es auch nichts aus, im Gegenteil. Die Fläschchenzeiten auf der Neugeborenen-Intensivstation hatte er genossen. Sie fehlten ihm beinahe.
„Aber …“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Geh unter die Dusche, Ellie. Sowohl wegen Mäuschen als auch zu deinem eigenen Schutz.“
Verlegen meinte sie: „Aber ich habe nichts zum Anziehen.“
„Ich suche dir was raus und lege es vor die Badezimmertür. Na los. Da drin sind saubere Handtücher und jede Menge Duschgel und Shampoo, damit du dir die Haare waschen kannst. Du musst dich wirklich gründlich von Kopf bis Fuß abschrubben, klar? Dekontamination.“
Er befreite das Baby von dem Sicherheitsgurt und hob es aus dem Tragesitz. Unschlüssig stand Ellie da und sah ihn an. Dann wandte sie sich plötzlich ab und flüchtete ins Bad.
Es dauerte gut zwanzig Minuten, bis sie wieder herauskam. Das Haar hing ihr in feuchten Strähnen über die Schultern, und das nasse Pony fiel ihr in die Augen. Max hatte ihr ein lachsfarbenes Oberhemd geliehen, das er eigentlich ganz gerne mochte, ihm aber etwas zu sehr ins Rosa ging. Sie hatte die Ärmel aufgekrempelt, und der Schoß hinten bedeckte fast die roten Boxershorts aus Seide, die ebenfalls von ihm stammten.
Mit ihrem sauber geschrubbten Gesicht und den bloßen Füßen und Beinen sah Ellie aus wie ein unterernährter Teenager. Außerdem erschien sie viel schüchterner, als Max gedacht hatte. Sie wirkte nicht nur unglaublich jung, sondern auch sehr verletzlich.
„Na, blitzsauber?“, fragte er in gespielt beiläufigem Ton.
Er konnte förmlich riechen, wie sauber sie war. Hatte sie vielleicht eine Seife entdeckt, von der er nicht wusste, dass er sie besaß? Oder kam dieser leicht blumige, wunderbar weibliche Duft von ihrer nackten Haut? So entblößt hatte er sie seit dem Tag, an dem sie Mäuschen zum ersten Mal gestillt hatte, nicht mehr gesehen.
Warum tauchte diese Szene immer wieder in seinem Kopf auf? Ganz zu schweigen von den seltsamen Gefühlen, die dieses Bild an noch ganz anderen Stellen bei ihm auslöste.
Ellie nickte. „Wie ging es mit dem Fläschchen?“
„Guck selbst.“ Mit einem stolzen Lächeln wies Max auf den Babykorb, der in einer Ecke des Wohnzimmers stand, geschützt vor jeder Zugluft von den Fenstern her. „Gefüttert, Bäuerchen gemacht, frische Windel und wieder eingeschlafen. Ich schätze, sie hatte genug Aufregung für heute.“
„Ich auch“, meinte Ellie mit Nachdruck.
„Hast du Hunger?“
„Einen Bärenhunger.“
„Geht mir genauso.“ Max war froh, sich von dem Anblick ihrer nackten Beine und dem Gedanken, dass sie unter dem Hemd keinen BH trug, abzulenken. „Der Fisch und die Chips sind eiskalt. Ich wollte nur warten, bis du aus dem Bad kommst, damit ich neue besorgen kann.“
„Nein.“
Er war bereits auf dem halben Weg zur Tür, hielt jedoch inne. Ein bisschen frische Luft zu schnappen, wäre ihm jetzt gerade recht gewesen. Aber Ellies Flüstern klang so ängstlich, dass er stehen blieb.
„Was ist denn?“
„Ich … Na ja, es wäre mir lieber, wenn du nicht weggehst“, erwiderte sie zögernd. „Was ist, wenn die Polizei kommt? Was soll ich denen sagen?“
Sie schien zu
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