Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
gewartet haben.“
„Du hast meinen Dad also gefunden?“
Sarah stockte der Atem. Sie hatte Josh nie erzählt, dass sie auf der Suche nach seinem leiblichen Vater war.
„Wer ist es?“, fragte er.
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Rick hatte sich ja sehr klar ausgedrückt. Und sie brachte es einfach nicht übers Herz, dem Jungen zusätzlich zu all den körperlichen Schmerzen, die ihm bevorstanden, auch noch emotionalen Kummer zu bereiten.
„Okay“, meinte er schließlich. „Ich weiß schon.“
„Was?“
„Es ist der Freund von Max. Der Mann bei der Hochzeit. Rick.“
Sarah war vollkommen verblüfft. „Woher weißt du das?“
„Ich habe gehört, wie du mit Ellie geredet hast. Du hast ihr versprochen, bis nach der Hochzeit nichts zu sagen“, antwortete Josh. „Und du hast ihn die ganze Zeit so komisch angeguckt. Als würdest du ihn beobachten.“
„Wirklich?“, gab Sarah hilflos zurück. Wie sollte sie das bloß Rick erklären? Er würde ihr wohl kaum abnehmen, dass Josh es selbst herausgefunden hatte. Bestimmt würde er sehr wütend sein.
„Wie kommt es, dass er es nicht gewusst hat?“, fragte Josh.
„Dass er dein Vater ist?“
Er nickte.
„Das kommt vor.“ Ein Neunjähriger sollte sich nicht mit solchen Dingen auseinandersetzen müssen. Aber was sollte sie machen? „Eine Frau kann schwanger werden und ein Baby bekommen. Aber wenn sie es dem Vater nicht erzählt und die beiden nicht mehr zusammen sind, dann erfährt er nichts davon.“
„Aber jetzt weiß er Bescheid, ja?“
Sarah nickte.
„Und warum hat er mich dann noch nicht besucht?“
Eine sehr gute Frage. Doch sie musste vorsichtig sein mit dem, was sie ihm sagte.
„Weißt du was?“, meinte sie schließlich. „Ich glaube, er hat Angst vor dir.“
Erstaunt schüttelte Josh den Kopf. „Ich bin doch nur ein Kind. Er ist erwachsen und fährt Motorrad. Warum soll er Angst vor mir haben?“
„Vater oder Mutter zu sein kann einem schon Angst machen. Vor allem, wenn es einfach so plötzlich passiert“, versuchte Sarah zu erklären. „Von einer Sekunde zur anderen ist da auf einmal jemand, für den du verantwortlich bist, um den du dich kümmern musst und den du lieb haben sollst. Das kann dein ganzes Leben verändern.“
„Ich schätze schon.“ Interessiert schaute Josh sie an. „Hattest du auch Angst vor mir?“
Sie lachte. „Darauf kannst du wetten. Aber ich wollte dich trotzdem, und du weißt doch, dass ich dich ganz doll lieb habe, oder?“ Jetzt konnte sie nicht anders, als ihn an sich zu drücken und ihm einen dicken Kuss auf den Kopf zu geben.
Josh machte ein entnervtes Gesicht. „Er muss ja zu mir kommen“, sagte er entschieden, nachdem er sich aus ihrer Umarmung befreit hatte.
„Wieso denn das?“
„Na ja, wenn er mir sein Knochenmark spendet.“
Wieder schwieg Sarah. Es war durchaus möglich, dass das Einzige, was Josh von Rick je zu sehen bekam, dessen Knochenmark sein würde. Wenn er auf einen Besuch seines Vaters wartete, war die Enttäuschung vermutlich vorprogrammiert. Ihr Groll gegenüber Rick verstärkte sich.
„Du kannst ihm doch sagen, dass er keine Angst zu haben braucht“, setzte der Junge hinzu.
„Ach, Josh.“ Sarah musste lachen. Wenn es doch nur so leicht wäre. „Also gut, einverstanden“, versprach sie. „Aber mach dir nicht allzu große Hoffnungen. Vielleicht hat Rick viel mehr Angst als ich damals. Und bei mir ist es eben so passiert. Du bist mehr oder weniger vor meiner Tür gelandet.“ Liebevoll lächelte sie ihn an. „Und es war das beste Geschenk, das ich jemals gekriegt habe.“
Josh dachte nach. „Dann solltest du mich einfach meinem Dad schenken“, meinte er.
„Wie bitte?“ Sarah war entsetzt.
„Nicht für immer.“ Nachdenklich fuhr er fort: „Wenn er mich vor seiner Tür findet, hat er vielleicht keine Angst mehr.“ In seinen großen braunen Augen lag ein zugleich entschlossener und hoffnungsvoller Ausdruck. „Dann denkt er vielleicht auch, dass ich ein schönes Geschenk bin.“
Flüchtig schloss sie die Augen und schüttelte dann zögernd den Kopf. „Es könnte sein, dass er darüber nicht besonders erfreut wäre, Schatz.“
„Ich glaube, es wäre okay“, sagte Josh. „Dann würde er nämlich sehen, dass ich nicht so schrecklich bin. Außerdem würde ich gerne mal auf seinem Motorrad mitfahren. Er hat gesagt, dass er mich mitnehmen kann.“
„Auf gar keinen Fall!“, rief Sarah aus.
Trotzig erwiderte Josh: „Du hast doch gesagt, ich
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