Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
Es ist eine große Sache. Und ich weiß nicht, ob ich wirklich so lange die Luft anhalten kann.“
Sie hörte auf zu sprechen, als sie an einen Tisch mit zwei alten Holzstühlen in der Ecke geführt wurden. Auf der karierten Tischdecke stand eine schiefe alte Weinflasche, die als Kerzenleuchter diente und durch jahrelangen Gebrauch voller Wachstropfen war.
Sarah lachte. „Das erinnert mich an meine Studienzeit. Ich hätte nicht gedacht, dass es solche Lokale noch gibt.“
Die Tische um sie herum waren bald alle besetzt.
„Wir sollten am besten schnell bestellen. Sonst müssen wir eine ganze Weile warten.“ Rick winkte die junge Bedienung heran.
Sarah bestellte Pilzravioli mit Paprikasoße, und Rick entschied sich für einen Ravioli-Auflauf.
„Knoblauchbrot?“ Mit einem Feuerzeug zündete die Kellnerin die Kerze an.
„Ja, gerne.“
„Und zu trinken? Möchten Sie die Weinkarte?“
Sarah fing Ricks fragenden Blick auf. „Warum nicht?“, meinte sie. Ein Glas Wein war in letzter Zeit ein seltenes Vergnügen.
„Ich glaube, ich bleibe lieber bei Wasser“, erklärte Rick, nachdem Sarah gewählt hatte. Er grinste. „Nach dem gestrigen Abend, meine ich.“
Sarah seufzte, lächelte jedoch gleichzeitig. „Mach nicht so ein großes Ding draus, Rick. Irgendwie war’s ja auch süß, dass du einen Gutenachtkuss haben wolltest.“
Sie schaute auf und wünschte sich sofort, sie hätte es nicht getan, denn er hatte sie ertappt. In dem flackernden Kerzenschein wirkten Ricks Augen sehr dunkel und aufmerksam. Ihr letzter Satz schien zwischen ihnen in der Luft zu hängen, und Sarah konnte auf einmal an nichts anderes mehr denken als ans Küssen.
Rick zu küssen.
„Na ja, es war nicht gerade sehr erwachsen“, entgegnete er sanft.
Ihre erbosten Worte an dem Tag, als sie Josh bei ihm abgeliefert hatte, mussten ihn wohl ziemlich getroffen haben.
„Dann ist es ja umso besser, ich bin nämlich an Jungssachen gewöhnt“, gab sie leichthin zurück. „Vergessen wir’s einfach.“
„Gut.“ Doch Rick schien immer noch nervös zu sein. „Ich schätze, das muss ich auf die Liste der Dinge setzen, auf die ich nicht besonders stolz bin.“
„Eine ganze Liste?“ Sarah war froh, dass in diesem Augenblick ihr Wein serviert wurde. Der erste Schluck davon auf ihren leeren Magen hatte eine außerordentlich beruhigende Wirkung. „Ach, komm schon. Du tust gerade etwas, worauf du sogar sehr stolz sein kannst.“
„Weil ich Knochenmarkspender bin?“ Mit dem Daumen wischte er das Kondenswasser an seinem Wasserglas ab, das sich durch die Eiswürfel darin gebildet hatte.
Unwillkürlich blieb Sarahs Blick an seinen langen Chirurgenfingern hängen.
„Ist dir denn noch nie in den Sinn gekommen, dass Josh das alles nur meinetwegen durchmachen muss? Ich bin schuld daran.“
„Was?“ Sie blickte auf. „Das ist doch Unsinn. Du kannst schließlich nichts für Joshs Krankheit.“
„Aber dafür, dass er überhaupt existiert. Und dafür, wie ich deine Schwester behandelt habe.“ Rick schaute weg. „Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen: Es war eine schlimme Zeit für mich. Und Selbstzerstörung schien der einzige Ausweg zu sein, den ich finden konnte.“
„Ich weiß.“ Sarah berührte seine Hand. Ihre Haut prickelte bei der Berührung, sodass sie ihre Hand schnell wieder zurückzog, damit er nichts merkte. „Ellie hat mir von eurem Freund Matt erzählt. Es tut mir leid. Für euch alle muss das eine schreckliche Zeit gewesen sein.“
Rick nickte stumm. Er trank etwas von seinem Wasser, und Sarah, die seinem Beispiel folgte, hob erneut ihr Weinglas.
Sie hätte nicht erwartet, dass Rick dieses Thema ansprechen würde. Aber er sollte deshalb kein schlechtes Gewissen haben oder glauben, Josh wegen seiner Krankheit etwas schuldig zu sein. Sarah wünschte sich für Josh einen Vater, zu dem er aufschauen und den er lieben konnte. Einer, der ihm bedingungslose Liebe entgegenbrachte, die nicht durch Schuldgefühle oder Mitleid vergiftet wurde.
Nachdem sie einen Schluck Wein getrunken hatte, stellte sie das Glas wieder hin. „Lucy war erwachsen. Es war ihre Entscheidung, mit dir zu schlafen, Rick. Sie hat sich ja selbst auch nicht so ganz vernünftig verhalten, wenn sie nach dir so schnell mit jemand anderem ins Bett gehüpft ist, dass sie annahm, das Kind sei von ihm, als sie von ihrer Schwangerschaft erfuhr.“
„Sie hat wirklich nicht gedacht, dass es von mir ist?“
„Anscheinend nicht.“ Sarah überlegte, ob
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