Julia Ärzte zum Verlieben Band 50
angenehm verschwommene Gefühl durch die Schmerztabletten löste so köstliche Empfindungen in ihm aus, dass er einen Seufzer tiefster Befriedigung ausstieß und sich ganz dieser Stimmung überließ, die ihn ins Paradies entführte.
Rick hatte keine Ahnung, wie lange Sarah ihn noch beobachtete. Und er hörte auch nichts mehr, als sie schließlich leise hinausging und behutsam die Tür hinter sich schloss.
6. KAPITEL
Die SMS, die Rick am nächsten Tag an Sarah schickte, wirkte etwas verlegen.
Sie lautete: Max ist wieder da. Du brauchst mich nicht abzuholen.
Es hätte Sarah nicht überrascht, wenn er Josh heute nicht besucht hätte. Nach seiner kurzen Auszeit hatte er sicher einiges an Arbeit aufzuholen. Und danach fühlte er sich vermutlich so angestrengt, dass er bestimmt gerne sofort nach Hause gefahren wäre. Dennoch tauchte er am Spätnachmittag auf, was sie ihm hoch anrechnete.
Allerdings vermied er jeden direkten Blickkontakt mit ihr. Im Vorbeigehen murmelte er eine halblaute Entschuldigung wegen „gestern Abend“, ehe er dem Bett nahe genug kam, dass Josh es hätte hören können.
„Kein Problem“, erwiderte Sarah gelassen. „Du warst eben … happy.“
„Total zugedröhnt trifft es wohl besser“, gab Rick mit einem schiefen Grinsen zurück. „Ich hätte doch einfach bei der lokalen Betäubung bleiben sollen.“
Sarah wandte sich wieder zum Fenster, um hinauszuschauen. Sie konnte nachvollziehen, dass ihm sein Verhalten ihr gegenüber peinlich war. Aber er musste es ja auch nicht gar so deutlich zeigen. Es sei denn, er wollte ihr unmissverständlich klarmachen, dass er sie nur als Joshs Tante und Mutterersatz ansah, sonst nichts.
Nun ja, das war schon okay so. Für sie war er schließlich auch nicht mehr als Joshs Vater. Unangemessene Worte oder Berührungen konnte man da doch ohne Weiteres wieder vergessen und vergeben. Genauso wie diesen seltsamen Beschützerimpuls, der sie gestern Abend dazu veranlasst hatte, noch eine Weile bei Rick zu bleiben und über ihn zu wachen. Oder die Tatsache, dass sie sich danach mehrmals dabei ertappt hatte, wie sie ihre Lippen berührte, als würde sie den Kuss noch einmal erleben.
Wenigstens merkte Josh nichts von alledem.
„Tut dir dein Hintern weh?“, fragte er Rick.
„Na ja, sozusagen. Du weißt schon.“
Allerdings. Josh wusste Bescheid. In seinem Blick lag neuer Respekt für Rick. Dann nickte er wichtig und gab sich sichtlich Mühe, sich in seinen Kissen aufzurichten. Vielleicht, um Ricks männliche Haltung zu imitieren.
Der Mann und der Junge sahen einander an. Sie dachten offenbar an die Schmerzen bei dem Eingriff, den sie beide gerade hinter sich hatten. Sarah konnte geradezu fühlen, wie die gegenseitige Achtung stieg. Sie bemerkte das leise stolze Lächeln auf Joshs erschöpfter Miene und die Fältchen um Ricks Augenwinkel, die sich vertieften, als er das Lächeln erwiderte. Da spürte Sarah die Verbindung zwischen ihnen. Ziemlich neu und noch nicht recht greifbar, aber sie war da. Unwillkürlich lächelte auch Sarah unter ihrer Maske.
Oh ja, sie konnte Rick alles verzeihen. Sogar, dass er Gefühle in ihr weckte, die besser ruhen sollten. Das hier war mehr als nur pflichtbewusstes Erscheinen und der Versuch, sich wie ein Vater zu verhalten. Es entstand eine Bindung, die wesentlich tiefer ging. Im Augenblick waren Josh und Rick vielleicht stolz auf sich. Aber vor allem war auch jeder stolz auf den anderen.
Rick zuckte wieder beiläufig die Achseln. Die für ihn so typische Geste, mit der er ein Lob abwehrte. Das deutete auf eine liebenswerte Bescheidenheit hin.
„Habt ihr heute schon irgendwelche Fotos gemacht?“, fragte er Josh.
„Ja.“ Ein schwaches Grinsen huschte über Joshs Gesicht. „Von mir, beim Spucken. Guck, da drüben.“
Rick kam der Aufforderung nach und betrachtete das neue Bild auf der Kork-Pinnwand. Es war nicht sehr drastisch – bloß Josh mit seinem Gesicht am Rand einer Brechschale. Aber er war damit zufrieden, und vielleicht hatte er wirklich recht. Das Foto hatte seinen Platz in dem Fototagebuch verdient. Eines Tages würden sie zurückschauen und feststellen, wie lange es her war, dass er sich so grässlich gefühlt hatte.
Sarah ging es heute selbst nicht besonders gut. Als sie gestern Abend nach ihrer Wache bei Rick zurückgekommen war, hatte Josh immer noch geschlafen. Doch sie hatte keinen Schlaf gefunden. Und jetzt, als sie vom Fenster auf einen der Stühle zuging, um sich zu setzen, musste sie sich am
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