Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
Krankenwagen?“, stieß sie gedämpft hervor.
„Wir müssen das Baby dazu bringen, dass es atmet – und zwar sofort.“ Er nahm ihr das winzige Bündel aus den Armen. Vorsichtig legte er es auf den Tisch, den die Frauen vorbereitet hatten. „Gibst du mir bitte den Schlauch, Robina?“, wies er sie ruhig an. „Du musst dich um die Mutter kümmern. Schaffst du das?“
Sie nickte und gab ihm den Schlauch. Danach wandte sie sich Lydia zu, die erschöpft auf dem Bett lag.
„Mein Baby“, murmelte Lydia. „Warum schreit es nicht?“
„Es ist ein kleines Mädchen, aber es braucht Hilfe beim Atmen. Der Doktor tut alles, was er kann. Und ich muss noch deine Plazenta lösen.“
Die Sekunden vergingen, doch es blieb totenstill. Robina schaute hinüber zu Niall, konnte jedoch nur seinen breiten Rücken sehen. Plötzlich hörte sie einen befriedigten Laut von ihm.
„Der Schlauch ist drin“, bemerkte er. „Das Baby bekommt allmählich eine gesunde Gesichtsfarbe und einen guten Puls. Es ist zwar noch nicht außer Lebensgefahr. Aber sag Lydia, dass das Kleine gute Chancen hat.“
Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Robina konnte kaum sprechen. „Deine Tochter atmet“, flüsterte sie Lydia zu. „Es wird ein paar Tage dauern, bevor wir es mit Sicherheit wissen. Der Doktor meint jedoch, dass sie gesund ist.“
Als die Sirene des Krankenwagens ertönte, klang es wie Musik in Robinas Ohren. Das Baby musste so schnell wie möglich medizinisch versorgt werden.
Niall trug das ins Handtuch gewickelte Kind zu seiner Mutter. Trotz des Atemschlauchs machte es kleine Bewegungen mit seinen Fingerchen. Zärtlich strich Lydia ihrem Töchterchen über die Wange.
Robina betrachtete das Neugeborene und hatte mit einem Mal einen dicken Kloß im Hals. Wie gern hätte sie ihr eigenes Baby so in den Armen gehalten! Sie hätte es so sehr geliebt. Und nun wurde ihr bewusst, dass sie all ihre zärtlichen Gefühle seitdem unterdrückt und in ihrem Innern unter Verschluss gehalten hatte. Sie hatte viel zu viel Angst davor gehabt, davon überwältigt zu werden. Sie war sich nicht sicher gewesen, ob sie ihre Trauer jemals überwinden würde. Und deshalb hatte sie Niall weggestoßen, anstatt Trost bei ihm zu suchen.
Nialls blaue Augen wirkten dunkler. Robina wusste, dass auch er an das verlorene Baby dachte.
„Ich sollte die beiden begleiten“, sagte er, nachdem Lydia und ihr Baby im Krankenwagen untergebracht worden waren.
„Natürlich.“ Robina nickte müde. Als der Adrenalinschub nachließ, fühlte sie sich ausgelaugt und den Tränen nahe.
„Ich möchte dich nicht allein lassen, aber das Baby könnte wieder Probleme bekommen. Auch wenn die Sanitäter sich um Lydia kümmern, sollte ich für den Notfall lieber dabei sein.“
„Ich weiß.“ Sie schob ihn zum Wagen. „Fahr mit. Ich komm schon klar.“
Er zögerte.
„Geh!“, forderte sie ihn auf. „Das Baby braucht dich.“
„Ich komme zurück, so schnell ich kann.“ Lange schaute er sie an. Dann sprang Niall in den Krankenwagen, der mit heulender Sirene davonraste.
Robina kehrte zu ihrer Großmutter zurück. Die alte Frau schlief noch immer, doch in der vergangenen Stunde hatte sich ihre Atmung verschlechtert. Daher rief Robina ihre Mutter an, um ihr Bescheid zu sagen.
Grace wollte sofort ein Taxi nehmen und Ella mitbringen.
Nach dem Telefonat ergriff Robina die Hand ihrer Großmutter und ließ ihren Tränen freien Lauf. Wenig später starb ihre geliebte Umakhulu , ohne noch einmal die Augen geöffnet zu haben.
11. KAPITEL
Auf der Fahrt zum Krankenhaus fühlte Niall sich hin- und hergerissen. Ihm war bewusst, dass Robinas Großmutter nicht mehr lange zu leben hatte. Es gefiel ihm gar nicht, Robina in dieser Situation allein zu lassen. Wieder einmal war er nicht imstande, seine Frau zu unterstützen, wenn sie ihn brauchte. Aber er hatte keine Wahl: Er musste dieses kleine Baby beschützen.
„Ich werde sie Lucky nennen“, flüsterte Lydia, die ihr Kind keine Sekunde aus den Augen ließ.
„Das ist ein schöner Name“, meinte Niall. Sobald er Mutter und Kind sicher ins Krankenhaus gebracht hatte, wollte er zu Robina zurückfahren. Hoffentlich war es dann nicht schon zu spät.
Als er das Krankenhaus endlich verlassen konnte, waren zwei Stunden vergangen.
„Wo finde ich denn hier ein Taxi?“, fragte er den Fahrer des Krankenwagens.
„Dort drüben ist ein Stand für Sammeltaxis. Allerdings dauert die Fahrt sehr lange, weil diese Taxen in jedem Dorf halten“,
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