Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
waren dies die letzten Tage, die sie und Niall miteinander verbringen würden. Bei dieser Erkenntnis zog sich ihr das Herz schmerzlich zusammen. Sie wollte das Beste daraus machen, damit sie später zumindest noch ihre Erinnerungen hatte.
„Wohin geht es denn?“, erkundigte sie sich.
„Das wirst du schon sehen.“
Ein perfekter Sommertag, dachte Robina, während sie die Küstenstraße entlangfuhren. Der leichte Wind machte die Hitze erträglich und freute die Segler und Surfer. Als sie das Fenster einen Spaltbreit öffnete, atmete sie tief ein. Der Duft von Meersalz und Fynbo, dem für diese Region typischen Buschwerk, weckte Kindheitserinnerungen in ihr. Robina hatte gehofft, eines Tages mit ihrem eigenen Kind herzukommen. Sie musste schlucken. Doch sie hatte sich geschworen, für diese zwei Tage nur an schöne Dinge zu denken.
„Gibt es irgendwas Neues aus der Klinik?“, wollte sie wissen.
„Ein paar weitere Schwangerschaften.“ Niall nannte einige Namen, die sie kannte. „Aber ich kann mich erst entspannen, wenn die Babys heil auf der Welt sind.“
Nach einer Weile hatte Robina einen Verdacht, wohin sie fuhren. Wenig später hielten sie tatsächlich vor dem Haus, das ihren Großeltern gehört hatte.
„Komm, wir schauen es uns mal an“, forderte Niall sie auf.
Erstaunt stieg sie aus. Das Verkaufsschild stand nicht mehr davor, und das Haus war frisch gestrichen worden.
„Ich wusste gar nicht, dass es verkauft worden ist“, meinte sie traurig. „Mum hat mir nichts davon erzählt.“ Robina blickte zum Strand hinunter. Dort hatten Niall und sie sich zum ersten Mal geküsst. Wie lange das alles schon her zu sein schien! „Warum hast du mich hierher gebracht?“
Er lächelte belustigt. „Ich stelle mir gerade vor, wie du in einem geblümten Bikini am Strand entlangläufst.“
„Oh nein!“, stöhnte sie. „Mum hat dir meine Kinderfotos gezeigt, stimmt’s?“
„Na und? Du warst ein wunderhübsches Baby und ein noch schönerer Teenager. Es war toll, diese Fotos zu sehen“, erklärte er sanft. „Schade, dass ich all diese Jahre verpasst habe.“
Einen Moment lang schien ihr Herz auszusetzen. Sie fühlte sich mit einem Mal seltsam befangen. Und tief in ihrem Inneren stieg ein Glücksgefühl auf, dem sie nicht zu trauen wagte.
Niall kramte einen Schlüssel aus der Hosentasche hervor. „Hier bleiben wir die nächsten beiden Tage.“ Er wirkte wie ein aufgeregter Schuljunge, der sehr zufrieden mit sich war.
Nachdem er aufgeschlossen hatte, schrie Robina erstaunt auf. Auch innen hatte das Haus einen neuen Anstrich erhalten. Die hölzernen Fensterläden waren repariert, die Dielen abgeschliffen und poliert worden. Rosenblätter lagen auf dem Fußboden verstreut.
Fragend starrte sie Niall an.
„Ich bin nicht besonders gut in solchen Dingen“, meinte er verlegen. „Gefällt es dir?“
Robina wanderte durch die Zimmer und bemerkte die frisch bezogenen Betten. „Hast du es von den neuen Eigentümern gemietet?“ Sie trat an das große Panoramafenster, das einen herrlichen Ausblick aufs Meer bot.
Niall stellte sich hinter sie und legte die Hände auf ihre Schultern. „Nicht direkt.“
Die untergehende Sonne verwandelte den Himmel in ein Farbenmeer aus Rot- und Goldtönen. Als die Anspannung des Tages nachließ, wurde Robina auf einmal schwindelig. Sie musste sich an einem Stuhl festhalten.
Sofort war Niall bei ihr. „Was ist los, Robina?“
„Alles in Ordnung“, erwiderte sie. „Die Anstrengung der letzten Tage macht sich wohl bemerkbar.“ Sie fröstelte. „Mir ist ein bisschen kalt.“
Ehe sie sich versah, hob er sie hoch und trug sie zum Sofa. Fürsorglich deckte er sie zu. „Du bleibst hier liegen“, sagte er zu ihr. „Ich zünde das Feuer an und mache uns was zu essen.“
Nach ein paar Versuchen hatte er den alten Holzofen in Gang gebracht. Allmählich brach die Dämmerung herein, und unten schlugen die Wellen regelmäßig an die Felsen. Schweigend legte Niall den Arm um Robina.
„Du hast mir immer noch nicht verraten, warum du mich hergebracht hast“, sagte sie schließlich.
„Das ist mein Hochzeitsgeschenk an dich. Ein Stück Afrika, das immer dir gehören wird.“
Robina erschrak. Sollte dies ein Abschied werden?
Nach kurzem Zögern fuhr er fort: „Ich kann gar nicht glauben, dass wir uns erst vor einem Jahr begegnet sind. Als Mairead starb, dachte ich, ich könnte nie mehr glücklich werden. Und dann habe ich dich getroffen. Von dem Tag an hatte mein Leben
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