Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
das wusste sie von ihrem Makler. Wer brauchte auch schon ein altes Missionskrankenhaus am Strand? Das zudem nicht einmal in einer Touristenregion von Jamaika lag, sondern in einem abgelegenen Teil der Insel. Wirtschaftlich völlig uninteressant – aber für ihr Vorhaben genau das Richtige. Nein, da gab es nichts mehr zu überlegen. Verkauft war verkauft! Gut, wenn er ihr die Urkunde jetzt aushändigte, würde sie auf eine gerichtliche Klage verzichten. Aber wenn nicht … dann würde sie dem Mann den Kampf seines Lebens liefern. So viel stand fest!
„Verzeihen Sie, ich suche Adam Coulson“, wandte sich Erin an den Barmann. Eine attraktive Erscheinung: groß, breite Schultern, zerzaustes sandfarbenes Haar, Augen in der Farbe des Meeres – nicht grün, nicht blau, irgendwo dazwischen. Auf den ersten Blick ein wirklich interessanter Mann, wären da nicht der grimmige Gesichtsausdruck gewesen und die Tatsache, dass er sich von ihr abwandte, während sie mit ihm redete. Das passte so gar nicht zu dem lockeren Ambiente des Trinique .
Das Trinique war eine Strandbar. Etwas heruntergekommen, aber freundlich – von diesem Barmann einmal abgesehen. Im Hintergrund lief Calypso-Musik, an der Decke hing ein löchriges Fischernetz mit Krabben und bunten Plastikfischen. Die Drinks wurden in einfachen Gläsern serviert und nicht in Kokosnüssen oder ausgehöhlten Ananas, wie in den schicken Resorts – ganz offensichtlich war dies keine der Touristenbars, wie es auf der Insel so viele gab. Und die Gäste in der Bar sahen auch nicht wie Urlauber aus. Nein, das Trinique schien eine typische Bar für die Einheimischen zu sein, die sich hier bei einem Drink unterhalten und Musik hören wollten. Erin gefiel das, ihr gefiel bisher alles an diesem Strand … nur nicht dieser Barmann.
„Kennen Sie Adam Coulson?“
Der Kerl machte keinerlei Anstalten, sich umzudrehen und ihre Frage zu beantworten. Im Gegenteil, er schien alles daranzusetzen, sie vor den Kopf zu stoßen, und polierte weiterhin schweigend ein angeschlagenes Bierglas. Warum? Weil sie eine Fremde war? Oder weil er sie für eine alleinstehende Frau hielt, die auf ein amouröses Abenteuer aus war? Wie auch immer, dachte Erin: So leicht wimmelst du mich nicht ab.
„Ich sagte …“
„Ich habe Sie schon verstanden“, knurrte er, wandte den Kopf zu ihr und musterte sie ungeniert von oben bis unten. „Aber das hier ist nicht die Touristeninformation.“
„Was ist nur aus der jamaikanischen Gastfreundschaft geworden, für die diese Insel so berühmt ist? Sie wissen schon: freundliche Gesichter, gute Manieren, höflicher Umgang mit Fremden.“
„Wo haben Sie das denn gelesen?“
„Hören Sie, ich wollte nur wissen, ob Sie einen Adam Coulson kennen. Eine ganz simple Frage. Und ich bin auch bereit, für eine Antwort zu bezahlen.“ Erin blätterte ein paar jamaikanische Banknoten auf den Tresen, umgerechnet etwa zwanzig Dollar. „Reicht das für eine Auskunft?“ Ihr Makler hatte ihr geraten, im Trinique nach Mr Coulson zu fragen, doch anscheinend war sie hier falsch.
Jetzt drehte sich der Barmann um, stopfte das Geld in seine Tasche und meinte: „Ja.“
„Was, ja?“
„Ja, ich kenne Adam Coulson.“
„Und?“
„Ich habe Ihre Frage beantwortet, und damit ist das Geschäft gelaufen.“
„Heißt das, Sie wollen mehr Geld?“
„Nein. Zweitausend sind genug. Zumal sie leicht verdient waren.“ Er grinste, salutierte spöttisch und nahm sich das nächste Glas vor.
Doch so einfach wollte Erin sich nicht abspeisen lassen. Schon gar nicht von so einem unverschämten Kerl. Sechs Monate hatte sie auf diesen Moment hingearbeitet, und nichts würde sie von ihrem Ziel abhalten. Nichts! Zeit war im Moment ihr kostbarstes Gut, denn ihr Vater litt unter einer schweren Augenkrankheit und würde über kurz oder lang erblinden. Deshalb durfte sie sich nicht länger von einem Dr. Adam Coulson oder diesem arroganten Barmann hinhalten lassen. „Von Ihnen lasse ich mich nicht austricksen“, erklärte sie wütend. „Geben Sie mir mein Geld zurück, oder sagen Sie mir endlich, wo ich Adam Coulson finden kann.“
Er sah sie einen Moment lang an, schien zu überlegen, drehte sich dann aber wortlos um und polierte weiter an einem blitzblanken Glas herum. Der jamaikanische Sänger im Hintergrund, ein junger Mann mit Dreadlocks bis zu den Hüften und einem Lachen, das die schlechte Laune des Barmanns beinahe wieder wettmachte, drehte den Verstärker lauter und hämmerte
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