Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
habe“, sagte sie mit erstickter Stimme. „Du hast mir die Schuld an der Fehlgeburt gegeben, das konnte ich in deinen Augen sehen. Aber ich habe mir selbst die allergrößten Vorwürfe gemacht. Ich hätte es ruhiger angehen lassen sollen. Wenn ich auf dich gehört hätte, könnte ich jetzt unser Kind in den Armen halten.“ Tränen liefen ihr über die Wangen.
Zärtlich umschloss Niall ihr Gesicht mit beiden Händen und strich ihre Tränen mit den Daumen fort.
„Robina, ich habe dir doch nicht die Schuld daran gegeben. Wie kannst du das nur denken? Als Ärztin weißt du selbst, dass niemand auch nur das Geringste daran hätte ändern können.“ Er schluckte schwer. „Der Verlust des Babys war ein harter Schlag. Doch dich beinahe zu verlieren war die Hölle für mich.“
Sie zog die Brauen zusammen. „Nach der Fehlgeburt ist meine Erinnerung irgendwie verschwommen. Ich weiß noch, dass ich Wehen bekam. Und dass du mich angeschaut hast, als würdest du mich hassen.“
„Ach, meine Liebste.“ Mit dem Handrücken wischte Niall sich über die Augen. „Aber in gewisser Weise hast du recht. Wenn wir ehrlich zueinander sein wollen, dann muss ich es dir sagen – selbst wenn ich mir dabei wie ein Schuft vorkomme. Als du wegen der Infektion zusammengebrochen bist, hatte ich entsetzliche Angst. Du hast auf der Intensivstation gelegen. Du warst so blass. Da musste ich sofort an Mairead denken. Und ich war böse auf dich. Böse auf Gott, auf alles und jeden. Denn ich dachte, ich würde schon wieder den Menschen verlieren, der mir im Leben am meisten bedeutete. Ich habe mich dafür verwünscht, dass ich mich in dich verliebt hatte.“
„Das war das Erste, was ich beim Aufwachen sah. Ich dachte, du wärest wütend auf mich, weil ich das Baby verloren hatte“, sagte Robina. „Irgendwann kam mir der Gedanke, du hättest mich nur geheiratet, weil du eine Mutter für Ella brauchtest. Ich glaubte, dich verloren zu haben. Und ich selbst habe mich zurückgezogen, weil ich den vorwurfsvollen Ausdruck in deinen Augen nicht aushalten konnte.“
„Ich durfte dich nicht einmal trösten. Du hast mich angesehen, als könntest du meinen Anblick nicht ertragen.“
„Nur aus einem Grund: Wann immer ich dich angeschaut habe, wurde ich daran erinnert, was ich alles verloren hatte. Nicht nur das Baby, sondern auch alle zukünftigen Kinder. Wir wissen beide, dass ich durch diese Infektion vermutlich kein Baby mehr bekommen kann. Aber selbst wenn es nicht so wäre – eine zweite Fehlgeburt würde ich nicht verkraften. Du willst doch noch mehr Kinder, oder? Das hast du mir an dem Wochenende in diesem Ferienhäuschen sehr deutlich gezeigt.“
Niall stöhnte. „Obwohl ich jeden Tag mit Frauen zu tun habe, bin ich trotzdem so ungeschickt bei meiner eigenen Frau. Ich habe gehofft, dass ein zweites Baby uns wieder zusammenbringen würde. Das war absolut dumm und unsensibel von mir. Ich war ein Idiot.“
„Ja, das stimmt.“ Robina unterdrückte ein Lächeln. Ein warmes Gefühl durchströmte sie. Trotz allem war sie jedoch noch nicht davon überzeugt, dass er sie um ihrer selbst willen liebte – mit all ihren Fehlern.
„Und es ist ja gar nicht sicher, dass du keine Kinder mehr bekommen kannst. Dazu müssten wir erst einmal deine Eileiter untersuchen. Und außerdem gibt es immer noch die Möglichkeit einer künstlichen Befruchtung. Aber es ist mir egal, ob wir Kinder bekommen oder nicht. Das passiert nur, wenn du es auch willst. Verstehst du denn nicht, was ich dir auf meine unbeholfene Art sagen will? Ich will nur dich. Du bist mir genug. Du allein. Ich wollte unser Baby, weil es ein Teil von dir war. Als Symbol unserer Liebe.“
Robina ging das Herz auf. Meinte er es wirklich ernst? Er liebte sie noch?
„Ich habe mir dieses Baby so sehr gewünscht“, sagte sie bedrückt. „Bloß dieses eine Baby. Ich weiß, dass es dir nicht so viel ausmacht wie mir. Aber es tut schrecklich weh, Niall. Es fühlt sich an, als wäre ein Teil von mir für immer verloren gegangen. Ich möchte dieses Baby niemals vergessen.“
„Ich auch nicht“, entgegnete er traurig. „Und das werden wir auch nicht. Wir werden uns immer an unser erstes Kind erinnern. Ich kann Gott nur danken, dass du lebst. Wenn ich dich verloren hätte …“ Er brach ab.
Robina ahnte, wie viel Überwindung es ihn kostete, so offen über seine Gefühle zu sprechen.
„Ich bin kein besonders emotionaler Mensch“, fuhr Niall nach einer Pause fort. „Ich wünschte, ich
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