Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
zeigen.“
Adam hob erstaunt die Brauen. „Heißt das, dass Sie übermorgen wieder hier arbeiten?“
Daran hatte Erin gar nicht gedacht. Sie machte sich aber Sorgen um Breeon. Wie es aussah, hatte die tatsächlich eine schwere Geburt vor sich. Diese Praxis war weiß Gott nicht für einen Kaiserschnitt eingerichtet, sollte dieser nötig sein. Und schon gar nicht für irgendwelche Notmaßnahmen für das Baby. „Warum nicht? Wenn Sie Hilfe brauchen. Ich könnte auch nur kurz reinschauen und noch einmal mit Breeon reden.“
„Freiwillige Helfer weise ich grundsätzlich nicht ab. Aber erwarten Sie nicht, dass ich für jede kleine Hilfeleistung mit einem Lunch bezahle.“
Als Erin Stunden später den letzten Patienten verabschiedet hatte, machte sie sich auf den Weg in die Trinique Bar . Und wieder einmal kreisten ihre Gedanken um Coulson. Er war zwar immer noch abweisend, aber auch irgendwie faszinierend. Die Wahrheit war, dass sie ihn für sein uneigennütziges Engagement bewunderte. Und obwohl er immer wieder seine Hoffnung bekräftigte, dass sie mit ihrem Unternehmen scheitern würde, glaubte sie nicht, dass er ihr Schlechtes wünschte. Vielleicht würde sie bei näherem Hinsehen sogar entdecken, dass sie und Coulson gar nicht so verschieden waren. Vielleicht würde sie auch feststellen, dass sie ihn mochte …
Diese Idee erschreckte sie so sehr, dass sie auf halbem Weg noch einmal umkehrte. Sie musste sich endlich einmal genauer in ihrem Krankenhaus umsehen. Das Mittagessen konnte warten, Coulson konnte warten – ihr Krankenhaus nicht. Sie durfte sich von ihm nicht einwickeln lassen.
Dass die Tür kein Schloss besaß und offen stand, überraschte sie nicht. Sie betrat den kleinen Vorraum, der auf den Fotos viel größer ausgesehen hatte, und spürte einen kleinen Stich der Enttäuschung. Das fing ja gut an. Wie sollte sie dort ihre wartenden Patienten unterbringen? Sie ging weiter zu der Schwingtür, die zu den Behandlungsräumen und den Krankenzimmern führen musste, schob die beiden Türflügel einen Spalt weit auf und spähte hindurch, ohne einzutreten. Plötzlich wurde ihr ein wenig mulmig zumute. Das hier war ihre Klinik, ihre Zukunft …
„Ja, hier gibt es einiges zu tun“, hörte sie Adam hinter sich sagen. Schon wieder war er unbemerkt herbeigeschlichen. „Die Gebäude stehen schon ewig leer. Das Krankenhaus wurde vor ungefähr dreißig Jahren von Missionaren erbaut, fünf Jahre lang geführt und dann aufgegeben.“
„Warum das?“, fragte Erin.
„Nun, es hieß, die Gegend sei zu abgelegen, es seien zu wenig Patienten gekommen … womit wir wieder bei Ihrem Projekt wären. Diese Missionare hatten gewiss gute Absichten, aber es hat einfach nicht funktioniert. Das passiert. Kann Ihnen auch passieren.“
„Sie geben wirklich nicht auf, wie?“, meinte Erin lachend.
„Nein. Aber Sie vielleicht.“
„Bestimmt nicht, Coulson. Es ist ein hübsches Krankenhaus. Zwar kleiner, als ich erwartet hatte, aber es gefällt mir.“
„Wussten Sie, dass die Überlandbusse Regina nur dreimal die Woche anfahren? Und wer besitzt hier schon ein Auto! Wenn niemand kommt, können Sie Ihr hübsches Krankenhaus vergessen.“
„Die Menschen werden kommen!“, rief sie aus. „Und die Abgeschiedenheit ist perfekt.“ Ihre kleinen Patienten sollten hier Ruhe und inneren Frieden finden. Zwei sehr wichtige Komponenten des Heilungsprozesses … wie sie selbst nur zu gut wusste.
„Was soll an der Abgeschiedenheit perfekt sein? Eine Spezialklinik für Kinder irgendwo im Nirgendwo … Sie sollten endlich Ihre rosarote Brille abnehmen und den Tatsachen ins Auge blicken.“
„Die hatte ich nie auf.“ Erin trat jetzt durch die Schwingtür, und Coulson folgte ihr. „Und zum allerletzten Mal: Meine Kinderklinik wird kein Misserfolg, und Sie bekommen ihr Stück Land nicht zurück!“
„An Selbstvertrauen mangelt es Ihnen offenbar nicht, wie?“
„Nein, zum Glück nicht mehr.“ Aber bis dahin war es ein weiter Weg gewesen. Wie viele chronisch kranke Kinder, die ständig zwischen Leben und Tod schweben, hatte sie sich oft minderwertig gefühlt. Und obwohl sie ihr Medizinstudium als Beste ihres Jahrgangs abgeschlossen und als Ärztin ausgezeichnete Beurteilungen erhalten hatte, war Selbstvertrauen immer ihr schwacher Punkt gewesen. Doch jetzt hatte sie ein klares Ziel vor Augen, das sie unbeirrbar verfolgen würde. „Ich habe sogar schon ein Messingschild mit dem Namen der Klinik bestellt“, erklärte sie
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