Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
wir nicht enttäuschen.“
Erin sah sich um. Die Medizinschränke waren beinahe leer, es gab kaum Medikamente und die wenigen Instrumente sahen reichlich antiquiert aus. Dennoch war Erin beeindruckt. Sie fand es bewundernswert, dass dieser Arzt mit so wenig auskam. „Es ist …“
„Sie können sich nicht vorstellen, dass man auf diesem Niveau Medizin betreiben kann, richtig?“
„So verwöhnt bin ich nun auch nicht“, verteidigte sie sich.
Er schmunzelte. „Nein? Als reiche Ärztin, die mir ein paar Hunderttausend Dollar für zehn Hektar Land hinblättern konnte, das nicht mal die Hälfte davon wert ist?“
„Okay, mir geht es nicht schlecht. Mein Vater stammt aus einer Arbeiterfamilie, die recht erfolgreich war, und davon habe ich profitiert. Doch verwöhnt bin ich nicht.“
„Okay, vergessen Sie es. Da draußen warten eine Menge Patienten. Sie übernehmen die Frauen und Kinder, ich die Männer. Einverstanden?“
„Gut, aber dann muss Davion mir assistieren, denn mein Anteil an Patienten ist dreimal so hoch wie Ihrer“, erklärte sie und schlüpfte in den weißen Kittel, in dem sie fast versank.
Als Adam ihr den Kragen zurechtzupfte, streifte seine Hand unabsichtlich ihre Wange, und augenblicklich kroch ihr eine Gänsehaut über den Nacken. „Einverstanden“, sagte er. „Es gibt allerdings nur dieses eine Stethoskop mit den brüchigen Gummischläuchen. Und dieses eine Blutdruckmessgerät, das aber sowieso nicht geeicht ist.“
Erin sah, dass beide Geräte mit Klebeband geflickt waren. „Wird Ihre Praxis denn nicht von der Gesundheitsbehörde unterstützt?“
„Die Gelder gehen an die öffentlichen Krankenhäuser in den Städten, die den Großteil der Bevölkerung sowie die Touristen versorgen. Hier draußen … sind wir auf uns allein gestellt. Wie in vielen abgelegenen Gegenden der Insel, wo die Menschen entweder nicht zur Behandlung in die Städte fahren wollen oder können.“
„Dann sind Sie so etwas wie der gute alte Landarzt?“
„So ungefähr.“
Und er finanzierte seine Praxis mehr oder weniger aus eigener Tasche, was ein ganz anderes Bild von ihm zeichnete als das, was sie am ersten Abend von ihm gesehen hatte. „Hören Sie, Coulson, was ich über Ihre Arbeit in der Bar …“
„Damit kaufe ich Penizillin“, meinte er wegwerfend.
„Verstehe.“ Sie nahm ihm das Stethoskop und den Blutdruckmesser ab. „Und jetzt kümmere ich mich als Erstes um die Schwangere.“ Erin sah aus dem Fenster. Die Frau saß sichtlich unbequem auf einem grünen Plastikstuhl und klammerte sich an die Hand ihres Mannes, der ihr mit der anderen Hand den Rücken massierte. Wie lieb von ihm . Irgendwie beneidete Erin diese Frau.
„Ihr erstes Kind“, erklärte Adam. „Termin ist in einigen Wochen, und ich hoffe, Sie können Sie überreden, in einem der Krankenhäuser zu entbinden. Mir ist es nicht gelungen. Ach, es gibt auch ein Spekulum. Davion wird es Ihnen bringen.“
Eine halbe Stunde später, nachdem sie die schwangere Breeon Edward eingehend untersucht hatte, klopfte Erin an die Tür des anderen Behandlungsraums, wo Adam gerade einen alten Mann versorgte. „Können Sie kurz herauskommen?“, rief sie durch den Türspalt. „Ich müsste etwas mit Ihnen besprechen.“
„Geben Sie mir fünf Minuten.“
Erin nutzte die Zeit, um Breeon noch einmal zu erklären, dass sie bei der Geburt in einem Krankenhaus besser aufgehoben wäre. Aber davon wollte die Frau nichts wissen. „Doc Adam untersucht mich alle zwei Tage, also komme ich übermorgen wieder. Einen schönen Tag noch, Frau Doktor.“ Damit rutschte Breeon von der Untersuchungsliege und lächelte selig, als ihr Mann sie vor der Tür in Empfang nahm.
Erin lächelte nicht, als sie Adam wenig später im Flur traf. „Es ist eine Steißlage.“
„Verdammt“, fluchte er leise. „Die Frau hat eh schon eine schwere Schwangerschaft, weil das Baby zu groß ist für ihr schmales Becken. Und jetzt noch das!“
„Sie weigert sich hartnäckig, ins Krankenhaus zu gehen.“
„Haben Sie ihr das mit der Steißlage gesagt?“
Erin nickte. „Natürlich. Ich habe sie auf alle Gefahren hingewiesen, die so eine schwierige Geburt mit sich bringen kann, aber die Frau hat absolutes Vertrauen in Sie und Trinique und will ihr Baby unbedingt hier entbinden.“
„Das habe ich befürchtet.“
„Vielleicht dreht sich das Kind ja noch. Außerdem kenne ich ein paar gute Übungen, die dabei helfen können. Ich werde sie ihr bei ihrem nächsten Termin
Weitere Kostenlose Bücher