Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
eigenen Pläne zu vergessen und Erin dabei zu helfen, die ihren zu verwirklichen. Aber das war natürlich Unsinn. Die Menschen hier brauchten keine unausgegorenen Visionen, sondern professionelle medizinische Versorgung. Und die würde er ihnen bieten, so einfach war das. „Wie steht es jetzt mit unserem Lunch?“
„Gehen Sie schon mal“, sagte sie. „Ich bleibe noch ein Weilchen hier und denke darüber nach, wie ich dieses leblose Gebäude zu einem Ort machen kann, wo meine kleinen Patienten mit Spaß und Freunde gesund werden können.“
Verdammt, er hasste ihre bedingungslose Zuversicht. Gerade weil er sie so gut verstehen konnte. Aber er durfte nicht weich werden und sich nicht von seinen eigenen Zielen abbringen lassen …
Erin stand an einem der Fenster und sah Coulson, der sich allein auf den Weg zum Mittagessen gemacht hatte, hinterher. Plötzlich tauchte zwischen den Palmen der kleine Junge auf, den Erin schon einmal im Trinique gesehen hatte. Er heftete sich an Coulsons Fersen und ahmte dabei seinen lässigen Gang nach. Netter Bursche, dachte Erin bei sich. Und es war ganz offensichtlich, dass er Coulson anhimmelte. Merkte der das überhaupt? Sie wollte gern glauben, dass hinter seiner verbitterten, brummigen Art mehr steckte, als es den Anschein hatte. Kinder hatten ja meist ein gutes Gespür für solche Dinge.
Sie beobachtete die beiden noch eine Weile, und was sie dann sah, rührte ihr Herz. Coulson streckte die Hand aus und strich dem Jungen liebevoll über den Haarschopf. Nur eine kleine Geste, die jedoch eine Menge aussagte.
Zwei Tage später war Erin zu Besuch in Port Wallace. „Onkel Serek!“, rief sie schon von Weitem und fiel dann dem großen, kräftigen Mann mit dem herzlichen Lachen in die Arme. „Es ist so schön, dich wiederzusehen.“ Sie hatten sich vor dem städtischen Krankenhaus verabredet, in dem Serek früher als Onkologe gearbeitet hatte und wo er jetzt noch hin und wieder Patienten betreute.
„Erin, du wirst von Mal zu Mal hübscher“, sagte er und drückte sie väterlich an sich. Serek Harrison war ein alter Freund ihres Vaters und ihr Patenonkel. Er hatte ihr während ihrer langen Krankheit sehr geholfen, ein großartiger Mann. „Aber sag mir, wie geht es meinem alten Freund? Ich hatte kein gutes Gefühl, als ich mit ihm telefonierte, und in den letzten Monaten leider keine Zeit, ihn in Chicago zu besuchen.“
Erin schlang sich aus seiner Umarmung. „Schwer zu sagen. Er spricht nicht viel über sich, hat sich total zurückgezogen, seine Praxis und seinen Posten im Krankenhaus aufgegeben. Er konnte sich nicht einmal aufraffen, mich hierher zu begleiten, in seine alte Heimat, obwohl er von meinem Plan mit der Kinderklinik begeistert ist.“ Sie holte seufzend Luft. „Ich mache mir Sorgen um ihn, Onkel Serek. So habe ich ihn noch nie erlebt. Es scheint, als habe er gar keinen Lebensmut mehr.“
„Algernon war schon immer stur. Lass ihm noch ein bisschen Zeit. Hast du nicht Lust, mich zu begleiten? Auf mich wartet ein Patient in der Notaufnahme. Da kannst du mir gleich helfen. Du hilfst mir, und ich helfe dir. Das ist doch ein faires Angebot, oder?“
„Weißt du, dass ich seit meiner Ausbildung nicht mehr in der Notaufnahme gearbeitet habe?“
„Ach, das ist wie Radfahren, das verlernt man nicht.“
„Fahrräder …“, murmelte sie abwesend.
„Wie bitte?“
„Meine Kinder werden Fahrräder brauchen. Einige von ihnen sind sicher so fit, dass sie Rad fahren können. Wenn auch nur mit Stützrädern. Aber dennoch, wir brauchen Fahrräder. Und Radwege.“
„Gut, das ist mein Einstandsgeschenk für dich. Fahrräder und Radwege. Und meine Mithilfe in deiner Klinik. Dann habe ich immer eine gute Ausrede, meinen alten Freund und seine wunderbare Tochter zu besuchen.“ Er hielt ihr die Tür zur Notaufnahme auf. „Und ich werde Algernon wieder auf Vordermann bringen. Darauf gebe ich dir mein Wort. Wenn er erst einmal hier ist, zurück im Kreise seiner alten Freunde, wird er wieder neuen Lebensmut schöpfen.“ Er drückte Erin noch einmal herzlich. „Dafür sorgen wir schon.“
„Du weißt nicht, wie glücklich mich das macht.“
„Und ich freue mich, dass du hier bist und mir hin und wieder zur Hand gehen willst. Du musst uns bald einmal daheim besuchen. Alvinnia kann es kaum erwarten, dich wiederzusehen. Du bist wie eine Tochter für sie. So, und jetzt zieh dir einen Kittel an und komm mit. Dann kannst du auch gleich den Kollegen von mir kennenlernen,
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