Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
als Bezahlung für seine Dienste zufrieden. Auch das war typisch Coulson. Er ist wirklich ein guter Mensch, dachte Erin, und merkte, dass ihr bei dem Gedanken die Kehle eng wurde. Gleichzeitig wurde ihr aber auch bewusst, wie zurückgezogen er lebte. Ganz allein, auf das absolut Notwendige reduziert, an einem abgelegenen Strand. Es gab nicht das geringste Anzeichen, dass er seine Einsamkeit mit jemandem teilen wollte. Er besaß nicht einmal ein zweites Handtuch.
Nun, bei ihr war es nicht viel anders. Ihr Vater warf ihr ständig vor, dass sie für sich blieb und nur selten mit Leuten ihres Alters ausging. Und das stimmte auch. Aber im Gegensatz zu ihr lebte Coulson beinahe wie in Quarantäne.
Aber vielleicht war es so für ihn einfacher. Vielleicht hatte er seinen Frieden mit seiner Einsamkeit gemacht, und sie tat ihm gut.
Andererseits war er ein sehr fürsorglicher Mensch, und Fürsorge bedeutete, einen Schritt nach draußen zu machen. Wenn ihm jedoch jemand zu nahe rückte, zog er sich sofort zurück. Warum? Was war in seiner Vergangenheit passiert, dass er sich so vor Nähe fürchtete? Lag es an seiner gescheiterten Ehe? Hatte er sein Herz verschenkt, und war es ihm zerbrochen vor die Füße geworfen worden?
Erin nahm die Bürste und entschied, sich die Haare auf der Veranda zu kämmen. Denn selbst diese ganz gewöhnlichen Toilettenartikel in seinem Badezimmer lenkten ihre Fantasie in völlig verrückte Richtungen. Anschließend würde sie in die Klinik hinübergehen und Davion ablösen, dann konnte er noch in Ruhe ein paar Stunden schlafen.
Draußen setzte sie sich auf eine Bank und atmete tief die würzige Luft ein. Die Nächte auf der Insel waren einmalig. Versonnen lauschte sie dem Rascheln in den Büschen und den Lauten der unzähligen Kreaturen, die hier im Dunkeln umherhuschten, auf der Suche nach paarungswilligen Artgenossen. Eine Atmosphäre der Hoffnung. Und die liebte sie, denn sie spiegelte ihre eigene Hoffnung wider, eines Tages, irgendwo, doch noch ihre wahre Liebe zu finden.
Erin fuhr herum, als sie hinter sich die Fliegentür zuschlagen hörte. „Was machst du hier draußen?“
„Dir Gesellschaft leisten. Und zusehen, wie sich der Wirrwarr auf deinem Kopf in ein Wunder verwandelt.“
„Normalerweise, wenn ich eine Spülung benutze, geht das ganz schnell“, erwiderte sie und zuckte zusammen, als sich die Borsten in einem Haarknäuel verfingen.
„Du könntest dir die Haare kurz schneiden. Das wäre hier in der Wildnis bestimmt praktischer.“
„Will ich aber nicht … Autsch!“ Die Bürste blieb in den zerzausten Haaren am Nackenansatz stecken. „Hör mal, ich brauche kein Publikum. Geh wieder ins Bett und schlaf noch eine Runde. Ich komme ganz gut allein zurecht.“
„Wie soll ich denn bei deinem Geschrei schlafen, kannst du mir das verraten?“
„Ich schreie nicht.“
„Aber bald, wenn du so weitermachst.“ Er nahm ihr die Bürste aus der Hand und entwirrte vorsichtig die Strähne in ihrem Nacken. Und als das geschafft war, fuhr er wie selbstverständlich fort, ihr das Haar zu bürsten.
„Was machst du da?“ Eigentlich hatte Erin empört klingen wollen, doch ihre Stimme hörte sich eher an wie ein zufriedenes Schnurren.
„Dir beim Kämmen helfen. Bleib einfach sitzen, entspann dich, und hör auf, ständig zu meckern.“
„Ich meckere nicht ständig“, gab sie zurück. Und jetzt schon gar nicht, denn sie genoss das Kribbeln, das er ihr verursachte, nicht nur auf ihrer Kopfhaut, sondern überall. „Nur wenn es nötig ist …“ Diesmal schnurrte sie wirklich. Das war wunderschön. So intim. Und sie war von sich selbst überrascht, denn ihr Haar bedeutete ihr sehr viel. Normalerweise hasste sie es, wenn jemand ihr Haar berührte, und ließ es sich auch nur von ganz wenigen ausgesuchten Friseuren schneiden. Dass sie sich jetzt nicht dagegen wehrte, dass Coulson ihr Haar bürstete, verwirrte sie zutiefst. Aber an seinen Berührungen war nichts , was sie hätte zurückzucken lassen. Im Gegenteil, sie genoss sie so sehr, dass sie sich tatsächlich mit einem leisen Seufzen entspannte.
„Na, gefällt es dir, Red?“
„Vielleicht.“ Mehr als sie ihm und vor allem sich selbst eingestehen wollte.
Adam schmunzelte. „Aus deinem Munde nehme ich das als ein lautes, begeistertes Ja .“
Das war es. Aber das würde sie ihm nicht sagen.
„Aber ganz geheuer ist dir die Prozedur nicht, oder? Deine Schultern sind verspannt, dein Nacken ist stocksteif. Du bist bis an die Kante
Weitere Kostenlose Bücher