Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
aber wie kommst du da gleich auf Krebs? Außerdem bin ich nicht hysterisch davongerannt, sondern wollte nur schnell nach Tadeo sehen.“
„Deine Eile hatte mit Tadeo nichts zu tun“, widersprach Adam freundlich. „Und du hast eine schwierige Kindheit erwähnt. Also, liege ich falsch mit meiner Annahme? Bitte , sag mir, dass ich mich täusche.“
„Warum interessiert dich das so brennend?“
„Hast du, Red?“ Seine Stimme war plötzlich so leise, so teilnahmsvoll.
„Und wenn? Ist das so wichtig? Macht das irgendeinen Unterschied?“
„Ich weiß nicht. Ich könnte natürlich behaupten, dass ich nur neugierig bin. Aber wenn dein Plan hier aufgeht, werden wir in Zukunft … Kollegen sein. Und ich glaube, das berechtigt mich zu dieser Frage.“
Kollegen . Nun, das sagte doch alles, oder? In dem Fall konnte er es ruhig wissen. Man arbeitete zusammen, aber mehr war da nicht. Nicht einmal Freundschaft. Kein Grund also, mehr von ihm zu erwarten.
„Ja, ich hatte Krebs. Akute Leukämie. Zwei Rückfälle.“ So, jetzt wusste er es. Jetzt konnte er den Rückzug antreten. Wie so viele vor ihm. Manche hatten noch eine Weile den Schein gewahrt, bis die Verbindung so brüchig geworden war, dass sie von selbst abriss. Andere hatten auf der Stelle die Flucht ergriffen. Aber am Ende hatten sich fast alle Menschen von ihr abgewandt, bis auf ein paar wenige – ihr Vater, Serek und Alvinnia, Mrs Meecham. Und Coulson? Wie würde er reagieren? Sie wusste es nicht.
„Ich gelte seit meinem vierzehnten Lebensjahr als geheilt“, setzte sie noch hinzu, als müsste sie sich rechtfertigen. Beim Ausbruch der Krankheit waren die Leute noch betroffen. Beim ersten Rückfall wurden sie misstrauisch. Beim zweiten hielten sie es nicht mehr aus, mit ihr in einem Raum zu sein. Aus den Augen, aus dem Sinn. So war es wahrscheinlich auch ihren richtigen Eltern ergangen. Sie hatten sie in dieses Kinderheim gebracht und nicht mehr abgeholt.
„Deshalb also planst du eine Kinderklinik für Langzeittherapien. Jetzt verstehe ich.“
Erin wusste nicht, wohin dieses Gespräch führen sollte. Aber sie merkte, dass sie sich in Adams Gegenwart unwohl fühlte. Sie musste weg. Sie brauchte ein paar Minuten für sich, um diese Sehnsucht zu begraben, die er in ihr geweckt hatte, denn die hatte sich offenbar erledigt. Sie war schon öfter an diesen Punkt gelangt, war diesen Befürchtungen und unangenehmen Gefühlen ausgesetzt gewesen. Das war ihr Leben. Sie hatte sich daran gewöhnt, und meistens machte es ihr nicht viel aus. Andererseits hatte sie sich diese Gefühle, die sie für Coulson hegte, nicht oft erlaubt, weil sie wusste, was am Ende passierte. „Hör mal, ich muss mich in ein paar Minuten mit einem Architekten treffen. Kannst du noch eine Weile bei Tadeo bleiben?“
Er nickte stumm. Und sie ging. Sah nicht zurück und weinte nicht. Warum auch?
8. KAPITEL
Zwei Tage waren seit dieser Enthüllung vergangen, und Erin hatte Coulson quasi nur im Vorbeigehen gesehen. Ein Winken, ein kurzes Hallo, mehr nicht. Gut, sie sprachen über medizinische Belange, unterhielten sich über Tadeo oder andere Patienten. Coulson war freundlich, aber distanziert. Er ärgerte sie nicht mehr, zog sie nicht mehr auf, und das vermisste Erin, wie sie überrascht feststellte. Aber so war ihr Verhältnis jetzt, sie waren Kollegen, und daran musste sie sich gewöhnen.
„Du klingst müde“, sagte Algernon am Telefon. „Ich mache mir Sorgen um dich, Erin. Schläfst du genug? Isst du ordentlich?“
Erin lehnte sich in ihrem Sessel zurück und seufzte. Sie wohnte inzwischen in ihrem eigenen Cottage, das zwar nur notdürftig eingerichtet war, aber im Moment reichte ihr das. „Mir geht es gut, Dad. Ich bin nur ziemlich beschäftigt mit dem Umbau. Du weißt schon: mit den Architekten reden, Mobiliar bestellen und solche Dinge. Außerdem kümmere mich hier um einen kleinen Jungen, der sich die Hände verbrannt hat.“ Ihr Vater machte sich immer zu viele Sorgen um sie. Und er war sehr einfühlsam. Er spürte immer genau, wenn es ihr nicht gut ging.
„Und dieser junge Mann. Dr. Coulson? Habt ihr …“
„Wir sind Kollegen“, unterbrach sie ihn, damit er gar nicht erst auf abwegige Gedanken kam. „Wir arbeiten ab und zu zusammen, und ich glaube, wir werden gut miteinander auskommen.“
„Na, das klingt ja sehr nüchtern.“
Erin wusste genau, worauf er hinauswollte. „Ja, mehr ist da auch nicht.“
„Ich habe neulich mit Serek gesprochen, und er hat
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