Julia Ärzte zum Verlieben Band 51
„Und Sie wissen auch, warum sie hier ist.“
Diese Worte wurden mit allgemeinem Lächeln und zustimmendem Nicken aufgenommen. An ihrem ersten Drehtag nahmen Robina und ihr Kameramann John an einer normalen Mitarbeiterbesprechung teil. Niall hatte sich widerstrebend mit den Dreharbeiten einverstanden erklärt. Er hatte sich jedoch vorbehalten, die Aufnahmen falls nötig jederzeit stoppen zu können.
„Wir treffen uns einmal pro Woche, um aktuelle Fälle zu besprechen“, erklärte er. „So hat jeder die Gelegenheit, sich über die Behandlung der Patienten auszutauschen.“
In seinem dunklen Anzug, dem weißen Hemd und der dunkelblauen Krawatte wirkte er professionell und gab ganz den erfolgreichen Arzt. Unwillkürlich musste Robina an ihre erste Begegnung mit ihm denken. Auch damals hatte er zunächst einen etwas einschüchternden Eindruck auf sie gemacht – bis sie mehr Zeit mit ihm verbracht hatte. Da hatte sie gemerkt, dass sich hinter dem förmlichen, ernsthaften Äußeren ein liebenswürdiger und fürsorglicher Mann mit einem trockenen Humor verbarg. Und dieser Mann hatte ihr Herzklopfen bereitet wie kein anderer. Wohin war er nur verschwunden?
Robina ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Außer Niall waren noch eine Embryologin, eine weitere Ärztin namens Elaine, zwei Krankenschwestern und die Pflegedienstleiterin Catriona anwesend. Alle anderen Mitarbeiter hatten entweder im Labor oder mit den Patienten zu tun.
„Ich nehme an, dass nicht alle über die Filmaufnahmen erfreut sind“, fuhr Niall fort. „Aber wir haben dem Team unser Okay gegeben. Ich bin sicher, dass jeder sein Bestes geben wird, damit die Dreharbeiten möglichst reibungslos verlaufen.“
„Ich habe alle gefragt, die bei uns in Behandlung sind oder einen Termin haben, ob sie bei der Reportage mitmachen wollen“, sagte Catriona. „Zehn Namen habe ich an Robina weitergegeben.“ Sie lächelte sie an. „Ich finde, es ist eine ausgezeichnete Idee – solange die Patienten zufrieden sind und ich nicht vor der Kamera erscheinen muss.“
„Ich hab’ nichts dagegen, gefilmt zu werden“, meinte die Krankenschwester Sally und strich sich lächelnd das dunkle Haar glatt. „Ich habe bloß Angst, dass ich irgendwas Dummes sage.“
„Keine Sorge“, beruhigte Robina sie. „Sie werden die Kamera bald vergessen, glauben Sie mir. Und wenn Ihnen ein Ausrutscher passiert, schneiden wir es raus.“
„Ich will lieber nicht gefilmt werden“, meldete sich Sallys Kollegin Mairi. „Es heißt ja, dass man vor der Kamera dicker aussieht als sonst. Und bei meinem Übergewicht möchte ich mir das nicht antun.“
Alle lachten.
Dann ergriff Niall wieder das Wort. „Vor meiner Visite auf der Entbindungsstation haben wir noch eine Reihe von Fällen zu besprechen.“
Abgesehen von den Patienten in der Klinik betreute Niall auch noch zahlreiche Frauen als Geburtsmediziner. Kein Wunder, dass wir uns kaum sehen, dachte Robina niedergeschlagen.
„Annette kommt heute Morgen zu ihrem Ultraschall“, berichtete Sally. „Bitte drückt ihr die Daumen.“
„Es ist Annettes dritter Versuch“, erklärte Catriona an Robina gewandt. „Beim ersten Mal haben sich die Embryonen nicht eingenistet. Beim zweiten Mal war der Schwangerschaftstest zwar positiv, aber beim Ultraschall in der siebten Woche konnten wir keinen Herzschlag feststellen. Annette war natürlich verzweifelt. Sie und ihr Mann haben beschlossen, dass dies ihr letzter Versuch sein soll. Auch diesmal war der Test positiv, und die beiden haben sich über das Ergebnis gefreut. Verständlicherweise sind sie aber auch sehr besorgt. Bestimmt würde Annette gerne mit Ihnen sprechen.“
„Wer macht den Ultraschall?“, fragte Niall.
„Ich“, antwortete Sally. „Ich habe Annette ja auch bei den anderen Versuchen betreut.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Ich weiß nicht, wie sie es aufnimmt, wenn es keinen Herzschlag gibt. Es wird sicher schrecklich, wenn ich ihr das sagen muss.“
„Warten wir erst mal ab“, wandte Catriona ein. „Wir wollen nicht gleich vom Schlimmsten ausgehen.“
„Ich habe noch eine Patientin, über die ich gerne sprechen würde“, sagte Niall. „Es ist ein schwieriger Fall. Ich möchte vor allem die Meinung der Embryologen dazu hören, bevor die Frau zu mir kommt.“
Neugierig sahen ihn alle an.
„Diese Frau hat um eine genetische Präimplantationsdiagnostik gebeten“, meinte er für die Kamera zu Robina. „In ihrer Familie gibt es mehrere Fälle
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